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gar keine Abstrakta besässen, weil ihnen die Vorstellungen und die Begriffe dazu fehlten. Es versteht sich von selbst, dass die Bafiöti eine Menge von Vorstellungen und Begriffen nebst den entsprechenden Bezeichnungen nicht haben können, die mit den Errungenschaften der Zivilisation Zusammenhängen. Dennoch reden sie, im scheinbaren Widerspruch zu ihren äusseren Lebenszuständen, eine erstaunlich wortreiche und sehr biegsame Sprache. Des weiteren können sie unbeschränkt zählen. Endlich die Kollektiva und Abstrakta. Auch mit denen liegt die Sache nicht so einfach. Folgendes diene zur Erklärung. Wenn hei uns viele Leute zwar von Pflanze, Vogel, Wald, Getreide sprechen, aber weder die Blumen am Bain noch die Sänger im Gezweig, im Walde nicht die Bäume, auf der Flur nicht die Gewächse benennen oder überhaupt nicht benennen können, so folgt daraus nicht, dass wir Arten weder unterschieden noch benennten. Umgekehrt darf man nicht glauben, dass Sammelnamen fehlten, weil man lauter Artnamen zu hören vermeint. Zunächst wäre festzustellen, ob man wirklich -nur Artnamen hört: eine für den Fremdling recht langwierige Aufgabe. Sodann ist zu beachten, dass die Verwendung der Ausdrücke von mancherlei Umständen abhängt, hauptsächlich vom Anteil, den die Leute an den Dingen nehmen. Hier einige Beispiele. Geräusch im Wasser unterbricht die Stille der Nacht. Da heisst es: Krokodil, Flusspferd hat sich gerührt, aber auch: Fisch hat geschnellt, Frucht ist geplumpst, Vogel hat getaucht. Der Jäger, der ein Rudel Antilopen sichtet, wird schwerlich von Hufoder Horntieren, wahrscheinlich nicht einmal von Antilopen oder Wildbret reden, sondern einfach die Art nennen. Ist er recht hungrig, so entfährt ihm vielleicht der Ausdruck: Speise, Fleisch. Wenn man vor einem Haufen von allerhand Früchten fragt, wird man — ganz abgesehen von groben Missverständnissen, wobei Ausdrücke für Korb, Haufe, Menge, Last, Schönheit, Herkunft, Güte unterlaufen schwerlich den Ausdruck für Frucht hören, sondern die Sorten benannt erhalten. Bezeichnen doch manche, die am liebsten oder ausschliesslich (religiöse Verbote! etwa Bananen oder Ananas essen, auch Früchte im allgemeinen schlechthin als Bananen oder Ananas, wie andere statt Farbe einfach Rot sagen. Das schliesst keineswegs aus, dass sie selbst oder klügere Stammesgenossen Sammelnamen kennen. Ausdrücke für abstrakte Begriffe nachzuweisen, ist natürlich noch viel schwieriger. Gelingt es nicht bald — Jah r und Tag wollen bei solcher Aufgabe nicht viel besagen — , so ist das kein Grund, zu behaupten, es gäbe keine. Unverzagtheit bringt besseres Wissen. Die Bafiöti haben unter anderen Ausdrücke für Stein, Fels, Berg, Gebirge, Gewässer, Tal, Schlucht, Pflanze, Busch, Baum, Gras, Gestrüpp, Hain, Wald, Gegend, Frucht, Farbe, Wurm, Ameise, Käfer, Schmetterling, Fisch, Schlange, Eidechse, Vogel, Tier. Sie haben Ausdrücke für Vornehmheit, Gemeinheit, Ehrbarkeit, Nichtswürdigkeit, Herzensgüte, Höflichkeit, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Treue, Züchtigkeit, Sitten- losigkeit, E h r f u r c h t , Glückseligkeit, Gerechtigkeit, Gewissen und für viele andere abstrakte Begriffe. — Am anziehendsten prägt sich die Geistesart unserer Leute im Vermächtnis gewesener Geschlechter, in ihren Weistümern und Sprichwörtern aus. Sie haben deren die Fülle und verwenden sie mit Vorliebe. Hier eine Auswahl. Der Vogel fliege noch so hoch, er kommt zur Erde. Wasser sei noch so tief, man sieht die Fische. Der Termitenhaufen ist für die Kröte ein Berg. Ohne Vogel keine Federn. In der Schlinge schreit der Vogel anders. Der Affe klettert nicht am eigenen Schwanz. Das Eichhörnchen lehnt sich nicht an seinen Schwanz. Raubzeug vom gleichen Walde kennt sich gut. Schakal frisst nicht Schakal. Der Hund beisst nicht seine Klapper (am Halse hängend). Der Frosch lebt nicht in heissem Wasser. Das Huhn liebt die Ölnuss, aber nicht mit sich im Topfe. Die Hühner hören am liebsten den Hahn. Die Ratte lacht, die ins Loch fährt. Der grösste Baum wächst klein auf. Die Palme braucht man nicht zu strecken. Frucht kommt nicht von allen Blüten. Die Frucht fällt nicht weit vom Stamme. Der Busch wackelt, der Baum stürzt im Sturme. Wer den Baum sieht, den sieht der Baum. Wer die Ratte will, geht zum Bau. Wer den Vogel nicht hat, kann ihn nicht rupfen. Wer Eier will, schont die Henne. Zähle nicht Hühner im Ei. Wer den Vogel will, raschelt nicht im Laube. Wer den Dorn h a t, geht lahm. Wer Bast schälen will, muss Blätter schneiden. Wer im Steigreifen hängt, fuchtelt nicht mit dem Messer. Wer Asche wirft, kriegt die Augen voll. Wer in den Wind spuckt, kriegt den Speichel ins Gesicht. Lause den Leoparden und werde weiser. Der Faden folgt der Nadel. Hand zieht Dorn aus Fuss, Fuss nicht aus Hand. Im Kahne kann man auf zwei Seiten rudern. Hochmut purzelt über den Grashalm. Lügen fängt ein Spinnweb. Betrug läuft durch die Dörfer (wird bekannt). Eine ranzige Ölnuss verdirbt die ganze Muämba (beliebtes Gericht). Man kocht nicht, was man nicht essen will. Niemand kauft Maniok (Wurzeln) in der Erde. Jeder Bock rühmt seine Hörner. Wo Hahnschrei und Rauch, da Menschen E r trägt den Elefanten (Renommist). E r stellt Schlingen und hängt selber. Wer allein wanderte, hat gut erzählen. Gereiste Kinder sind klüger als die Eltern. Junge belehren nicht Alte. Alt werden heisst weise werden. Der Narr schmält, der Kluge schweigt. Der Kluge 7*


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