Nkimba, plur, Sinklmba heissen. Dieser Bund kam mutmasslich auf in der Hauptzeit der sogenannten Pombeiros (sprich Pomböros), von denen im zweiten Kapitel nochmals die Rede sein wird. Seine volle Bedeutung erlangte er im Süden des Kongo, mit dem anwachsenden Güterverkehr zwischen der Küste und dem Seite 6 erklärten Mpümbu, ungefähr nach dem ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts. Allmählich hat er Anhänger in benachbarten Gebieten der Loängoküste geworben und sich auch mancherlei anderen Zielen gewidmet. Das auffälligste Erkennungszeichen der Brüderschaft ist ein in der Wildnis des Nachts recht unheimlich klingender Schrei: ein langgezogenes hohes Schrillen wie rr, irr oder err, das übrigens nicht schwer nachzuahmen, auch unseren Gassenjungen wohl bekannt ist. Nebenher gibt es Trommel- und Glockensignale sowie allerhand an unsere Gaunerzinken erinnernde Marken an Hütten, Bäumen, auf Pfaden und Plätzen. Ausser- dem können sich die Sinklmba in einer eigens erlernten, zwar unvollkommenen, aber nicht Eingeweihten doch unverständlichen Sprache mancherlei Wichtiges mitteilen. Diese Geheimsprache ist künstlich etwa in folgender Weise aus der Gemeinsprache zurecht gemacht: Yokale, Konsonanten und Silben landläufiger Wörter werden vertauscht, verdoppelt, ausgemerzt oder sonstwie nach gewissen Regeln verändert; statt der Hauptwörter dienen Eigenschafts oder Zeitwörter oder Umschreibungen; Präfixe und Suffixe werden verkehrt gestellt oder beseitigt. Dazu vielerlei sinnvolle Gebärden bis zu den Anfängen einer Fingersprache. Die Yerständigungsmittel reichen aber nicht aus, oder werden von den Brüdern zu ungenügend beherrscht, um damit eine auf alles mögliche sich erstreckende Unterhaltung zu führen, ohne die Gemeinsprache mit zu benutzen. Der Wortschatz entspricht den Zwecken des Bundes, denen er seine Entstehung verdankt. E r bezieht sich auf Handel und Verkehr, Waren und Preise, geschlossene oder offene Wege und Fährstellen, gute oder böse Häuptlinge, Kriege, Zölle, Erpressungen, Märkte, Nahrungsmittel, Witterung, Hochwasser in Flüssen und was sonst noch Zustände von Menschen und Gebieten betreffen mag. So viel ist zu erlauschen und aus Angaben verständiger Sinklmba, die kein Hehl daraus machen, zu entnehmen. Aber barer Unsinn kommt zutage, wenn es sich darum handelt, Auskunft über ihre Geheimnisse, über Worte und Sätze der Bundessprache zu erlangen. Die Leute verraten nichts. Einige sagen das offen. Sie würden krank, blind, taub, gelähmt, irrsinnig werden, sterben, Unglück in der Familie oder in ihren Unternehmungen haben. Die meisten der Gildegenossen weichen den Fragen aus. Zu gute Menschenkenner, zu sehr auf ihren Vorteil bedacht, um Auskunft rundweg zu verweigern, helfen sie sich mit Unwahrheiten. Wer die Probe darauf macht, überzeugt sich immer wieder,- dass er genarrt worden ist. Demnach liegt, soweit meinen Gewährsmännern und der Erfahrung zu trauen ist, die Sache einfach genug. Die Bundessprache entstammt nicht, wie die wollen, die ins Geheime gern noch hineingeheimnissen, einer dunkeln Vorzeit, ist durchaus nicht von Priestern als heilig überliefert. Sie ist eine Art Rotwelsch, in Erinnerung an die Schulzeit möchte man auch sagen ein Schülerwelsch, wie es in Klassenvereinen (auch Geheimbünde) als Be- oder Ab- oder R-W oder sonstwie benannte Sprache mit Vokalverdoppelungen zeitweilig eifriger als Lateinisch oder Griechisch betrieben wird, Insbesondere ist hier auf die sogenannte Trommelsprache der Afrikaner hinzuweisen, die am vollkommensten in Kamerun nicht bloss getrommelt, sondern, wohl zu beachten, auch gesprochen, das heisst mit dem Munde genau nachgeahmt wird. Nicht alle Stammesleute sind völlig vertraut mit dieser Sprache, und nicht viele sind Meister darin. Aber die vermögen dann auch, wie ich schon vor einem Menschenalter mit dem verstorbenen Professor Buchholz eingehend erprobte, auch ganz ungewöhnliche Mitteilungen sicher in die Ferne zu melden. Überdies galten damals bei Palavern und Gerichtssitzungen Trommelsprache und Gemeinsprache für gleichwertig, und getrommelte Beleidigungen waren so schlimm wie gerufene. Auch erkannten die Hörer jeden Trommelnden schon aus grösser Ferne an der Art seines Klöppelschlages und am Ton seiner Trommel, wie wir einen Redenden am Klange seiner Stimme zu erkennen vermögen. Zweifellos steht dieses Verständigungsmittel in Kamerun, das doch ebenfalls ausgetüftelt worden ist, weit über dem der Sinklmba, die sich nur über gewisse Dinge unterhalten können. Allerdings: die nichts Besseres leisten, mögen schlechte Zöglinge gewesen sein oder unfähige Lehrer gehabt haben. Vielleicht auch, dass sie, verschiedenen Stämmen angehörig, an fern voneinander gelegenen Orten eingeweiht worden sind. Denn da schon die natürlichen Mundarten mannigfaltig ab weichen, ist zu vermuten, dass die lediglich aus dem Gedächtnis gelehrte Kunstsprache noch weniger übereinstimme. Sicherlich dient sie bloss einem beschränkten Gedankenaustausch. Das sagen die Sinklmba selber. — Der letzte und höchste Zweck des Sprachwissens ist, Einsicht zu gewinnen in das geistige Wesen, in die Vorstellungswelt der Menschen und Völker. Wofür sie Wörter haben, davon haben sie Vorstellungen. Auf unsere Leute passt nicht die Lehre, wonach Primitive, etwa wie die Letzten unter Zivilisierten, sich mit einem kümmerlichen Wortschätze behülfen, und wonach sie unter ihren Ausdrücken wenige Kollektiva und 7 Lo&ngo.
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