verraten. Streiche verübten unsere genug. Sie müssten ja keine Jungen sein, wenn sie, besonders wo es ihnen wohl ergeht, dazu nicht aufgelegt wären.U nsere Bengel richteten für ihr Leben gern einen Schabernack an, um einen unserer Gefährten in Harnisch zu bringen. Dieser Gefährte war empfindlich gegen Lärm und wurde in seinen Arbeiten namentlich durch das Blöken der Schafe und das Meckern der Ziegen gestört. Sein Woluiraum bildete eine Ecke mit dem Küchengarten, dessen leckeres Grün unsere Haustiere anlockte. Dort versammelten sie sich, schauten . durch den Zaun auf die Herrlichkeiten und erhoben sehnsüchtig ihre Stimmen. Zeitweilig machte der geplagte Anwohner einen Ausfall und versuchte, mit dem langen Wanderstabe, den wir die Hammellanze benannten, seinen Quälgeistern ihr Paradies zu verleiden. Das war nun freilich lustig anzusehen: der jähe Angriff, das Auseinanderstieben der Überfallenen, die wilde Verfolgung. Dass trotz dieser handgreiflichen Belehrung die Tiere nicht wegblieben, dass das beschriebene Schaupiel sich sogar häufiger wiederholte, war auffällig. Da stellte sich denn heraus, dass unsere losen Jungen es sich angelegen sein Hessen, die nicht freiwillig zur Ecke ziehenden Tiere aus dem ganzen Gehöfte dahin zu manövrieren. Dann standen sie allenthalben mit unschuldigen Gesichtern umher, bis der Ausbruch erfolgte. Und doch hatten sie gerade vor diesem Gefährten einen heillosen Respekt. — Onser Wäscher war ein ungewöhnlich beleibter Bursche und liebte es über die Massen, der Buhe zu pflegen. Den Jungen war er gerade recht. Banden sie ihn schlafend, so bewarfen sie ihn mit Erdklümpchen, kitzelten ihn behaglich mit Grashalmen oder weckten ihn mit irgendeinem unsinnigen, schleunigst auszuführenden Befehl. So kam er einmal, um meine Krempelstiefel zum Waschen abzuholen. Dann wieder erhob sich hinten im Gehöft ein Mordspektakel. Der Wäscher kämpfte, sehr zu seinem Nachteil, mit dem Beherrscher des Platzes, mit unserem starken Hammel Mfüka (IH 301; Abbildung I I 139), den er laut überbrachtem Befehl abseifen wollte. Ein andermal erscholl aus der Waschhutte em seltsames Bollen und Bumoren. Der Wäscher stand an seinem schäumenden Troge und wusch etliche Dutzend Bundkugeln zum Elefantengewehre gewissenhaft der Beihe nach ab. Ihn anleitend, mit den Beinen baumelnd und seine Grübchen zeigend, sass auf dem Tische mein gewehrkundiger Mulek Ndembo, neben ihm, ernsthaft dem grossen Werke zuschauend, einige Kameraden. Ein heller Kopf war unser Wäscher nicht, aber ein guter Kerl. Nur einmal tobte er, nämlich als sich ein über seiner Hüttentür angebrachtes Wassergefäss beim Heraus- schlüpfen auf ihn entleerte. Andere Hessen die Jungen ebenfalls nicht ungeschoren. Unten am Meeresstrande Badenden stibitzten sie die Gewänder, so dass die Beraubten um eine Hülle rufen oder splitternackt dem Abhang heraufsteigen mussten. Den Südleuten, die eifrig den Battenfang betrieben, hingen sie verdächtiges Zeug in die Fallen. Im Gesindehofe hatte sich der Obmann an seiner Hütte eine hübsche Buhehank hergenchtet, wo er abends mit seiner Erau behaglich sein Pfeifchen schmauchte. Diese Neuheit reizte die Bangen, die Stützen des Gerüstes anzusägen. Bei der nächsten Benutzung krachte die Herrlichkeit zusammen. NatürUch gab solcher Schabernack vielfach Anlass zu Klagen, Beibereien und Vergeltungen. Es bestand eine Spannung, eine Art Kriegsbereitschaft zwischen den gewöhnlichen Dienstleuten und den Muleks. Aber diese pochten auf ihre bevorzugte SteUung und erfreuten sich im Herrenhofe voller Sicherheit. Hatten sie etwas auf dem Kerb- holze und war ein Befehl nach dem Gesindehofe zu überbringen, so wussten sie schon eine Mittelsperson mit der Ausführung zu beauftragen. Eines Tages duftete die ganze Bande wie die parfümierte Schicht der zivilisierten GeseUschaft. Es ergab sich, dass sie zusammengeschossen und auf Umwegen eine Flasche sogenannten Kölnischen Wassers angeschafft hatten. Körper und Gewänder nach Herzenslust eingesalbt, freuten sie sich königlich ihres Wohlgeruches. Eine alte Weste, die einer geschenkt erhalten hatte, trugen sie lange Zeit Beihe um je einen Tag So benutzten sie auch bei Platzregen einen alten Schirm. 'w i e die Jungen so sind die Mädchen. Es gibt in Loängo ebenso übermütige Backfische wie anderwärts, und vielleicht nicht seltener als bei uns begegnet man anmutigen Geschöpfen, denen HoldseHgkeit und Liebreiz nicht abzusprechen ist. Wenn Mädchen erst die Scheu vor dem Neuen abgelegt und Vertrauen gewonnen haben, treten sie, wie die Frauen, dem Weissen sicherer entgegen als Knaben und Männer. Sie haben ein starkes Gefühl ihrer UnverletzHchkeit. An geistiger Beife, an Fassungsvermögen sind sie den Knaben womöglich noch überlegen, und sie beweisen ein feineres Verständnis für den Wissenseifer des weissen Mannes, obgleich er sie gemeinigHch als närrisch belustigt. Man wird von jüngeren Weibern - ältere geben sich weniger Mühe und sind misstrauisch — vielfach weit besser unterrichtet als von Männern. Nur muss man sich hüten, sie zu lange anzuspannen oder ihr Schamgefühl und Selbstbewusstsein zu kränken. Da kommt mit artigem Gruss so ein junges schmuckes Ding heran. Einem offen ins Auge schauend, beginnt die Kleine eine gut betonte, von anmutigen Gesten begleitete Bede. Sie spricht fliessend, manchmal halb singend, drei, fünf Minuten und länger. Ob der weisse Mann sie versteht, danach fragt sie nicht. Höflich und weise zugleich ist es, ruhig
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