an. Aber der Kaufmann wusste sich mit den Eingeborenen nicht zu stellen und brachte sie gegen sich auf. Einmal schoss er einen ihrer Hunde tot. Das will nun freilich nicht viel besagen, denn so ein Köter gilt recht wenig. Aber der Weisse hatte den Hund aus Übermut umgebracht und verspottete noch dazu die Dörfler, die ihm deswegen ein Palaver ansagten. Dadurch verletzte er sie an ihrer empfindlichsten Stelle. Als ihr Bemühen sich fruchtlos erwies, verurteilten sie ihn, ihr Gebiet zu räumen. E r lachte. Darauf boykottierten sie ihn regelrecht, sperrten ihm den Handel, die Nahrungsmittel, die Wege. Bald lachte er nicht mehr und wollte nun gern den Streit durch ein Palaver schlichten; aber die Leute weigerten sich. Ein Weilchen half er sich noch durch, dann, nachdem er die letzte Konservenbüchse geleert hatte, verliess er die Gegend. Sein Haus verfiel und verrottete. — Zu Ehren eines jüngst beerdigten, sehr angesehenen Häuptlings wurde an dessen Grabe ein feierliches Tanzfest abgehalten. Dabei geschah es, dass die Burschen einiger Dörfer, die sich nicht gut standen, aneinander gerieten. Es kam zu einer allgemeinen Rauferei, die damit endete, dass eine Partei, die zu einem von Matötilas Dörfern gehörte, in die finstere Savanne gejagt und versprengt wurde. Das geschah in unserer Nachbarschaft, in der Nacht zum neunzehnten Oktober. Bald darauf entstand in der Gegend grosse Unruhe. Der vertriebenen Partei war eine Frau abhanden gekommen. Das Gebiet wurde vergeblich durchsucht. Häuptlingsboten liefen. Beratungen wurden abgehalten. Die Aufregung wuchs. Man beschuldigte sich gegenseitig. Die Trommeln dröhnten, Trupps Bewaffneter tauchten allenthalben auf, Handel wie Verkehr mit dem Inneren waren gänzlich gesperrt. Die Nachfrage nach Pulver stieg. Schliesslich, um das Unbegreifliche zu erklären, verfiel man auf den Verdacht, dass Hexerei im Spiele wäre. Dem allem konnten wir gleichmütig zuschauen. Auf einmal entstand das Gerücht, dass unsere Südleute, die als Kannibalen verrufen waren, die verschwundene Frau aufgefressen hätten. Das leuchtete den Eingeborenen als eine glückliche Lösung des Rätsels ein, so musste es sein; bald standen sie ziemlich einmütig gegen uns. Gute Freunde kamen aus den Dörfern und warnten, die Umgegend wie sonst zu durchstreifen. Jetzt mussten wir die Angelegenheit ernsthaft nehmen. Störungen unserer guten Beziehungen zu den Eingesessenen, langwierige Palaver standen in Aussicht, Schererei, Verdruss und nicht geringe Kosten. Bevor es aber dazu kam, entwirrte sich die verwickelte Geschichte zu allgemeiner Zufriedenheit. Unsere Holzsucher entdeckten die abhanden gekommene Frau nach neun Tagen im Walde und lieferten sie ein, wie ich Seite 22 erzählt habe. Wir waren glänzend gerechtfertigt und hatten für künftige Palaver einen wertvollen Präzedenzfall gewonnen. — Ein verkommener Europäer vergriff sich in seiner Faktorei an einem unreifen Mädchen. Die Kleine riss sich los und rannte schreiend in das Dorf. Solch ein im Lande sehr schweres Vergehen musste höchste Entrüstung erregen. Die Männer schickten sich an, Vorbereitungen zu einem grossen Palaver zu treffen. Den Weibern war das viel zu umständlich. Die gekränkte Mutter voran zogen sie zur Faktorei, holten den Sünder heraus und schleppten ihn unter Misshandlungen nach dem Dorfe. Sie trieben es so arg mit ihm, dass sie ihn unterwegs vielleicht umgebracht hätten, wenn nicht die Männer noch rechtzeitig dazwischen gefahren wären. Der Frevler, für den sich mehrere einflussreiche Europäer ins Mittel legten, wurde nicht nach Landesrecht bestraft, musste aber eine sehr grosse Busse zahlen und das Gebiet verlassen. Afe*; Um einen recht missliebig gewordenen Händler aufzuheben, ta t sich eine böse Rotte zusammen. Die Weiber bekamen Wind davon und verbündeten sich im stillen gegen ihre männlichen Angehörigen und die zugelaufenen Buschklepper. Als diese eines Morgens das Anwesen beschlichen, erschreckte sie ein ungeheurer Lärm. Die Frauen umsprangen die Faktorei, tobten, schrieen und retteten sie wie die Gänse das Kapitol. Der böse Anschlag löste sich in eitel Wohlgefallen auf. Ein Palaver wurde vereinbart. Es gab einen reichlich bemessenen Versöhnungstrunk, worauf die Gesellschaft einträchtig heimwärts zog. — Der Besitzer mehrerer Faktoreien hatte an einem Orte, der etliche Tagereisen weit von seinem Haupthause entfernt lag, einen neuen Fakto- risten angestellt. Dieser, .obschon ein tüchtiger Händler, lernte nicht, mit Eingeborenen umzugehen, und erbitterte sie namentlich durch Verletzung der Landesgebräuche. Schliesslich hoben die Umwohner den Faktoristen auf. Der Pöbel machte sich daran, die Niederlage zu plündern. Das hörte die in der Nähe weilende Fürstin Nsoämi, damals noch ein junges Mädchen. Sie kam noch rechtzeitig zur Stelle, brachte durch ihr entschlossenes Auftreten die erregte Menge zur Vernunft und liess bereits geraubte Güter wieder herbeibringen. Dann sandte sie Botschaft an den Händler und hütete in eigener Person sein Besitztum, bis er eintraf und die Angelegenheit in einem Palaver ordnete. — Ein anderer Anschlag wurde durch ein Mädchen aus dem Volke vereitelt. Sie war dem Faktoristen zugetan und warnte ihn. So konnte e r noch rechtzeitig durch Anrufen unbeteiligter Häuptlinge und durch einen Schiedsspruch dem Verlust seiner Habe und vielleicht seines Lebens Vorbeugen. Das nämliche geschah in einer grösseren Handelsniederlassung, wo die hart behandelten Sklaven zu einer weitverzweigten Verschwörung gegen die Weissen angestiftet worden waren. — Bevor wir über eigene Leute verfügten und unsere Nachbarn besser kannten, lag uns daran, durch den die Station einengenden, über Loacgo.
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