unsere Hökerinnen, Frauen und Mädchen der umliegenden Dörfer. In grösser Anzahl erschienen sie mit Wasserkrügen, stiegen in langer Reihe den Hügel hinan, stritten oben heftig mit den Bewaffneten, entschwanden aber zuletzt unseren Blicken. Nach einiger Zeit begann oben der Krakeel von neuem. Die Wasserträgerinnen kamen zurück, und erzwangen sich durch das Gedränge, manchen stolzen Krieger mit Worten und Wasser überschüttend, den Rückweg. Es war ein lustiges Schauspiel, das sich mehrere Tage lang jeden Morgen und Abend wiederholte. Wir wurden durch die resoluten Weiber reichlich versorgt. Die Aufregung stieg allmählich. Die Nachbarfaktorei erhielt bewaffnete Mannschaften zugeschickt, die Küstenleute trommelten, schleppten ihre Steinschlossflinten umher und meldeten uns schliesslich, dass Matö- tila bewaffnet zu einem Palaver kommen werde. So geschah es. Am nächsten Vormittag stieg er mit seinen Kriegern den Hügel herab und begab sich in die Faktorei. Das war ein Bruch des Landfriedens. Sofort bewehrten wir unsere Leute, verteilten sie mit den uns zulaufenden Kriegern der Küstendörfer im Gehöft und begaben uns mit einigen Auserlesenen in die bedrohte Faktorei. Die Weiber flüchteten jammernd zum Strande. Im Hofe der Faktorei fanden wir Matötila, angetan mit einem fadenscheinigen gelben brokatenen Theatermantel, nebst dem in blauer Husarenjacke steckenden Samäno mit Grossleuten und kleiner Leibgarde unter einem Schauer sitzend. Sein Heer lag ausserhalb der. Umzäunung im Gras und Busch. Es stand schlecht um seine Sache. Von dem Umgange am ersten Stock des hölzernen Wohnhauses konnten wir den ganzen Hof und einen Teil der Umgebung unter Feuer nehmen. Obgleich Matötila dies genau wusste, stellte er doch die unverschämtesten Forderungen. Sein stattlicher Sprecher, ein gewandter Unterhändler, ging hin und her und versuchte, den Faktoristen zu überzeugen, dass sein Herr im Rechte wäre. Der Faktorist, unsere offenbare Überlegenheit benutzend, wies endlich rundweg jedes weitere Ansinnen zurück. Die Entscheidung, ob Kampf, ob schmählicher Rückzug, war da. Plötzlich knallten draussen im Grase ein paar Schüsse. Sofort erhob sich ein echt afrikanischer Lärm. Die Mannschaften der Faktorei brüllten los und tobten im Hofe. Von draussen erscholl das Kriegsgeschrei der versteckten Feinde. Aus unserem Gehöft brachen unter betäubendem Gellen die dort versammelten Küstenleute und liefen in wilden Sätzen heran über den vom hohen Grase gesäuberten Plan. Für sie war die Stunde der grossen Abrechnung gekommen, wozu sie hauptsächlich auf uns hofften. Wer die wilden Krieger nicht besser kannte, hätte nun einen blutigen Kampf für unvermeidlich halten müssen. Ein Zufall hätte es auch dahin bringen können. Da wir aber nicht schossen, auch in unserem Gehöft, wo ein Gefährte unsere eigenen Leute fest in der Hand behielt, alles ruhig blieb, kam die Bewegung zum Stehen. Der Lärm hörte auf. Wir hatten derweil mit schussfertigen Gewehren die Vorgänge beobachtet. Die feindlichen Grossleute mit den Kriegern schlichen sich aus dem Gehöft, Samäno deckte sich hinter Matötila, aber dieser blieb ruhig sitzen. E r wusste genau, dass er ein toter Mann war, wenn der Kampf begann. Dennoch thronte er in seinem komischen Aufputz kalt und trotzig auf seinem Stuhle. E r war ein mutiger Mann und geborener Anführer. Es wäre schade um ihn gewesen. Nach diesem aufregenden Zwischenfall nahm er die Verhandlungen wieder auf und führte sie mit grösser Zähigkeit fort. Sein Sprecher bot alle Redekünste auf, feilschte und war bereit, mit der Hälfte, mit dem Viertel der ursprünglichen Forderungen vorlieb zu nehmen. Aber er erzielte nichts. Handelte es sich doch darum, die widerrechtliche An- massung grundsätzlich zurückzuweisen. Nicht einmal der übliche Abschiedstrunk wurde bewilligt. Als nun noch Dr. Güssfeldt dem Sprecher einschärfte, dass künftighin weder die Quellen besetzt werden, noch bewaffnete Krieger auf dem Hügel erscheinen oder gar herabkommen dürften, gab Matötila die Sache verloren. E r erhob sich und zog mit seinen Kriegern ab, verfolgt, so lange er am Abhange in Sicht blieb, von dem Gehöhne der Weiber, die sich nun wieder obenauf fühlten.;: So war eine wichtige Entscheidung herbeigeführt worden, die weithin und auf lange Zeit Gutes bewirkte. Matötila tat, als sei nichts vorgefallen, besuchte uns, ward aber abgewiesen, trieb auch wieder Handel mit unserem Nachbar, wagte es jedoch nicht mehr, den Küstenstrich zu beunruhigen. Seinem Schicksal konnte er indessen nicht entgehen. Nach Jah r und Tag, als ein angesehener Küstenhäuptling gestorben war und wir das Land verfassen hatten, verfiel er wieder in seine alten Ränke. In derselben Faktorei, wo sich die geschilderten Vorgänge abgespielt hatten, versuchte er eines Tages seine Forderungen mit Gewalt durchzusetzen. Da er die Türe zur Warenniederlage erbrechen wollte und auf den Zuruf des Faktoristen nicht abliess, schoss dieser und verwundete ihn auf den Tod. Als es zum Sterben kam, sandte Matötila durch seine Leute an alle Händler, die ihm Waren gestundet hatten, deren Betrag in Landeserzeugnissen. Sogar in der Faktorei, wo er angeschossen worden wai, liess er seine Schuld berichtigen. '— ' "■*'* f - : : Etwa dreihundert Schritt nördlich von unserem Gehöft lag am Waldrande ein wüster Platz, wo vor Jahren eine kleine Faktorei gestanden hatte, damals die einzige in der Gegend. Dort hatte sich, nach Vereinbarung mit dem Grundherrn, einem sehr gut gesinnten Häuptling, ein selbständiger Händler angesiedelt. Das Geschäft liess sich versprechend
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