brachten es feierlich in einem recht grossen, von zwei Männern getragenen Korbe. Wir hatten den Schaden und den Spott dazu. Wenn ich nachher in Dörfern herumspürte, kam es vor, dass ein verständnisinniges Gequieke die Ferkelgeschichte auffrischte. Da galt es, mit dem mutwilligen Völkchen zu lachen. — Übler verlief ein Vorfall an einem etliche Stunden nordwärts am Strande gelegenen Handelsplätze. Der Kaufmann glaubte sich übervorteilt, war in Streit geraten und hatte sich einer Geisel bemächtigt, leider auf einem sein Anwesen streifenden Pfade, der, wie später zu schildern, jeder Person vollständig freies Geleit gewährleistet. Die Angehörigen des lebendigen Faustpfandes wollten ihren Mann wieder haben. Da der Händler ihn verweigerte, stellten sie sich bewaffnet ein, und es kam zum Kampfe. Der Faktorist wurde erschossen, sein Gehilfe verwundet, das Gehöft ausgeplündert und verbrannt. — Am Tschiloängo gab es schon seit Menschengedenken viel Streit. In einigen Dörfern am linken Ufer des Flusses hauste eine nichtsnutzige Bande, die unter einem verrufenen Häuptling stand. Die Vorfahren, Misso- löngo, waren, wie Seite 3 angegeben, vor langer Zeit vom Südufer des Kongo eingewandert. Diese Leute massten sich an, Flusszölle zu erheben und kaperten mit Vorliebe beladene Kähne. Palaver und neue Erpressungen nahmen kein Ende, zumal die Zustände, wie so oft, durch die Uneinigkeit der weissen Händler begünstigt wurden. Am Tschiloängo war immer etwas los. Es glückte zwar einem Faktoristen, den bösen Häuptling zu fangen und ihn zu Schiff ausser Landes zu bringen, richtiger, ihn mit einem zersprungenen eisernen Olkessel beschwert, über Bord fallen zu lassen. Aber an die Stelle des im Meere versenkten tra t ein neuer Rädelsführer. Als man auch diesen, leider unter Verletzung des Gastrechtes, ergriffen hatte, war man um nichts gebessert. Es fand sich ein dritter. Schliesslich nahmen durch das, gelinde gesagt, fortdauernd unziemliche Benehmen eines weissen Händlers die Streitigkeiten eine so bedrohliche Wendung, dass wir, wie an anderer Stelle (II 158) erzählt worden ist, ganz Unschuldigen zu Hilfe eilen mussten. Unter solchen Verhältnissen erlebte ein Portugiese auf dem Tschiloängo folgendes. Ein Teil der erwähnten Bande hatte beschlossen, ihn zu fangen. Da die Burschen nicht wagten, die Faktorei anzugreifen, weil sonst besser gesinnte Häuptlinge aufsässig geworden wären, beabsichtigten sie, ihr Opfer bei einer Flussfahrt zu überfallen. Um ihres Erfolges sicher zu sein, hatten sie sich eigens einen neuen Fetisch anfertigen lassen. Als eines Tages der ahnungslose Händler sich den schmalen Fluss hinab zur Küste rudern liess, erhoben sich plötzlich die Auflauerer mit dem üblichen Kriegsgeschrei am Ufer. Der Anführer, der den neuen starken Fetisch trug, gebot Halt und begann eine Bede. Der Weisse jedoch, ein entschlossener Mann, feuerte sofort auf ihn. Ein glücklicher Zufall fügte es, dass die Kugel das Hauptstück bei der Handlung, den Fetisch traf und zerschmetterte. Darüber erschraken die Wegelagerer dermassen, dass sie davonliefen. Der Vorfall hatte noch ein sehr bemerkenswertes Nachspiel. Nach einiger Zeit kamen die nämlichen Leute zu dem Händler in die Faktorei und wollten ihm ein Palaver auf hängen. Sie verlangten, dass er sie für den zerschossenen Fetisch entschädige. — Zwei Stunden binnenwärts von Tschintschötscho lebten zwei Häuptlinge, die unzertrennlich schienen. Der jüngere war ein riesiger Mann und ein kleiner Bösewicht j er führte den Namen Matötila, etwa Grossherr, König der Könige. Der ältere, eigentlich der Häuptling, ein von der Fürstin Samäno adoptierter Unfreier, war ein kleiner gutmütiger Mensch. E r hiess Samäno und stand gänzlich unter dem Einfluss Ma- tötilas. Wir nannten das Paar Saul und David. Der tatkräftige Matötila, ein tüchtiger Geschäftsmann, trachtete unablässig danach, seinen Machtbereich zu erweitern. Namentlich versäumte e r es nie, sich in Angelegenheiten des Küstenstriches einzumischen. Gewöhnlich besetzte er mit seinen Kriegern die hinter den Küstenhügeln liegenden Quellen, die weit und breit das vorzüglichste Wasser lieferten. Durch Verweigern des unentbehrlichen Getränkes suchte er seine Widersacher gefügig zu machen. Gelegentlich erschienen dann seine Krieger auf dem Hügel hinter unserem Gehöft und fühlten sich als Herren der Lage. Sie blieben indessen harmlos genug. Ein paar Kugeln von uns hätten sie sofort vertrieben, aber auch die Aussichten der Expedition wer weiss wie sehr geschädigt. So Hessen wir sie gewähren. Immerhin war Matötila so eine Art Hannibal für den Küstenstrich. Die Nachricht, Matötila steht an den Quellen, verbreitete zwar nicht Entsetzen, beunruhigte aber doch die Gemüter. Wer konnte wissen, was sich begeben würde. Der Mann war eine Plage für Weisse und Schwarze und verursachte auch uns manchen Verdruss. Nur einmal machte Matötila Ernst. E r hatte Verbündete geworben und wagte eine Kraftprobe zwischen Binnenleuten und Küstenleuten. Das ging so zu. Die einzige auf etliche hundert Schritt unserem Gehöft benachbarte Faktorei entrichtete den übHchen Boden- und Handelszins an die führenden Häuptlinge des Küstenstriches. Matötila, der mit der Faktorei Handel trieb, verlangte nun ebenfalls Abgaben, obgleich er dazu nicht berechtigt war. E r vertraute auf seine Macht und die Quellen. Eines Tages hiess es, er habe der Faktorei das Wasser abgeschnitten} etliche Tage später kamen auch unsere Leute mit leeren Gelässen zurück, und oben auf dem Hügel tummelten sich- zahlreiche Krieger. Unser Nachbar wurde von seinem Haupthause unterstützt, das ihm Wasser anderthalb Stunden weit über See zuschickte. Uns halfen ungerufen
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