stigen Umständen einen Wasserwall bis zu der Länge von mehreren hundert Schritten sich mit imposanter Regelmässigkeit und in der gleichen Zeit überwälzen sehen. W o aber Unebenheiten des Grundes die nahenden Wellenzüge beunruhigen, wo die Strandlinie in abweichender Richtung oder mehrfach gebogen verläuft — meistens nur eine Folge der schon seewärts auftretenden Störungen — , da beginnt auch von einem der Flügel das Nacheinander im Ueberwälzen der Roller. Am deutlichsten wird dieser Vorgang dort, wo Baien sich öffnen, dieLandlinien jäh einbiegen. Daselbst vermögen die andringenden Roller, welche noch überdies durch die stets vom felsigen Südpunct ausgehende Barre — die unterseeische Fortsetzung des Strandes — auf- gehalten werden, sich denselben nicht schnell genug anzupassen und sie nehmen, weil in der Mitte am wenigsten gehemmt, eine mehr oder weniger der halbkreisförmigen sich nähernde Gestalt an, wie durch einen Steinwurf erzeugte Wellenringe. Der rechte Flügel läuft unter einem nur allmählich abnehmenden W inkel, im raschen tosenden Lauf fast bohrend auf diese wirkend, an der südlichen Strandlinie entlang. Hierdurch werden bedeutende Verschleppungen von Sandmassen verursacht, die zum Ausfüllen der innersten Winkel, zum Abdämmen von Lagunen dienen, stets aber ein Spiel des Wassers bleiben und immer neue Formen erhalten. Darum springen die südlichen Uferlinien aller Baien schärfer landein, während die nördlichen sich unmerklich der normalen Strandrichtung anfügen. Die Baien von Pontanegra, Tschilunga und Yumba bieten gute Beispiele dieses Vorganges. In den Baien von Kabinda und Loango wirken jedoch alle hinderlichen Umstände so glücklich zusammen, dass diese in ihren inneren südlichen Theilen selbst bei einer sehr starken Calema nicht übermässig beunruhigt werden. Dort finden sich die einzigen Strandstrecken an der Loangoküste, welche jederzeit für Boote zugänglich bleiben. In der Zone der Brecher ist der Seeboden sehr uneben, von fusstiefen Furchen und entsprechend hohen Rücken durchzogen, welche beim Ueberfallen jedes Brechers Veränderungen erleiden. Der Gedanke, hierin die Ursache der Linsenbildung und Trift- structur vieler Sandsteine und Sande zu erblicken, liegt nahe. Auch die Böschung des Strandes wird von den sie überspülenden Fluten durch ein Verschwemmen des Sandes beständig umgeformt. Je nach der Stärke der Calema bilden sich auf ihr sehr sanft verlaufende Senkungen und Schwellungen von dreissig bis hundert Schritt Breite, deren Achsen in der Bewegungsrichtung der Roller liegen; je nachdem letztere mit dem rechten oder linken Flügel zuerst brechen, wandern diese Unebenheiten langsam nach Norden oder Süden. Sie begegnen sich dort, wo die voreilenden Theile der durch Untiefen gehemmten Roller den Strand unter entgegengesetzten Winkeln treffen, und bewirken Anhäufungen von Sand, ein mehr oder weniger ausgeprägtes Vortreten der Strandlinie. Unter allen Umständen behält die Calema die Neigung, alle Unebenheiten in ihrem Bereiche auszugleichen. In welchem Grade sie diese Eigenschaft geltend macht, hängt von ihrer Stärke ab. Sobald die Wogen sich in Roller verwandeln, also Grund fassen, schieben sie auch Bes tand te ile desselben vorwärts, und zwar mit immer steigender K ra ft je mehr das Wasser sich verflacht. So wird der Meeresboden geebnet wie der Strand, und wo der erstere sich nicht willig fügt, da zeigt auch der letztere entsprechende Unregelmässigkeiten in seiner Begrenzungslinie. Die Thätigkeit der gewöhnlichen Calema äussert sich daher als eine vornehmlich erhaltende und aufbauende. Die von den Flüssen in das Meer geführten Sinkstoffe werden ausgebreitet und an den Strand gedrängt, auf dessen der normalen Brandung entsprechenden glatten Böschung bei lange anhaltender, besonders schwacher Calema wiederum ein kleinerer Strandwall sich ausbildet. Was aber eine schwache Calema geschaffen hat, mag eine stärkere niederreissen oder wesentlich verändern. Eine Calema von ungewöhnlicher Grösse und Macht wird selbst in dem langbewährten Strandwall keine natürliche Schranke mehr finden, sondern über denselben hinwegtosen, ihn vernichten und nun durch den unmittelbaren Anprall an die Steilhänge des Festlandes das Unterwaschen und Nachstürzen der Laterit- massen bewirken. Das dem Spiel der Wogen verfallene neue Material unterliegt einem Aufbereitungsprocess, in dessen Verlaufe die feinen thonigen Bestandtheile hinweggeführt werden, die derben sandigen aber Zurückbleiben. Diese werden sehr bald wieder eingeebnet, und so entsteht nach Rückkehr des normalen Zustandes ein neuer, diesem entspre
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