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der eine habe die Handgriffe gehoben, der andere an den Radspeichen gedreht, schliesslich sei der beladene Karren auf den Kopf gehoben worden. Nicht wenige haben sich als Führer von Küstenfahrern, als Heizer oder Maschinisten auf kleinen Dampfern bewährt. Kabindaleute bauen sogar auf eigene Faust gedeckte seetüchtige Fahrzeuge von guter Form, die gar nicht übel segeln. Die Füsse dienen so gut wie gar nicht zum Greifen. Beim Nähen wird der Stoff öfters um die grosse Zehe gelegt und durch Strecken des Beines angespannt, aber die Hände müssen den Fuss unterstützen, damit er den Stoff richtig erfasse. Nur Muschelsucherinnen, die in zu tiefem Wasser den Oberkörper nicht benetzen wollten, habe ich ihre Beute mit einem Fusse der zulangenden Hand entgegenbringen sehen. Doch geschah das bloss gelegentlich, und die Versuche misslangen auch. Vom trockenen Boden sah ich nichts mit den Füssen aufnehmen, um etwa das Bücken zu vermeiden, auch spielen die Zehen nicht mit kleinen auf der Erde liegenden Gegenständen. Um ihre Notdurft zu verrichten, suchen beide Geschlechter in geziemender Entfernung von den Wohnstätten beliebige Plätzchen zwischen deckender Vegetation auf; daselbst finden sich, falls kein Wasser in der Nähe ist, kleine Knäuel von Laub oder weichgeriebenem Grase. Die linke Hand dient. Beim Abschlagen des Wassers, das die Männer gewöhnlich stehend besorgen, suchen sie sich nicht allzu ängstlich zu verbergen, falls nicht Weiber oder Kinder in der Nähe sind, nässen aber womöglich Busch oder Graskaupen, nicht unmittelbar die Erde. Gespuckt wird wenig. Sie schneuzen sich, indem sie abwechselnd ein Nasenloch mit dem Daumen zudrücken und das andere ausblasen. Wenn nötig, und wenn kein Wasser bei der Hand ist, werden die Finger an Blattwerk gereinigt. Der Auswurf wird auf kahlen Plätzen oder Pfaden sogleich zugescharrt, damit er nicht andere beleidige oder beschmutze. Leute von Bedeutung pflegen auch die übrigen Abgänge ihres Körpers zu bedecken oder verscharren zu lassen, und zwar noch aus einem zweiten Grunde, wovon im nächsten Kapitel bei gewissen Rechtsverhältnissen die Rede sein wird. — Die Formen der Begrüssung sind unter Männern mannigfaltiger als unter Weibern oder zwischen beiden Geschlechtern. Oft kommen die Leute gar nicht dazu, Grüsse auszutauschen, weil sie, zu mitteilsam, schon vor dem Zusammentreffen gleich mit einer Neuigkeit, mit einer lustigen Bemerkung losplatzen. Männer, die sich begegnen und nicht miteinander reden, heben einfach Kopf oder Augenbrauen, räuspern sich, grunzen schwach, oder sagen: Gut, gut oder gemach, gemach. Im Finstern melden sie sich schon von weitem durch Husten oder Räuspern, gehen auch selten aneinander vorüber, ohne über woher und wohin zu verhandeln. Nur Läufer, die Botschaft tragen und zum Zeichen dessen Stab oder Zeptermesser eines Häuptlings, Briefe eines Europäers in ein Hölzchen geklemmt vor sich halten (Abbildung I 147), passieren unangefochten. Jemand, der längere Zeit abwesend oder leidend gewesen ist, drückt man seine Freude, sein Bedauern aus. Gute Bekannte klappen die Hände, reichen sie sich und schnippen danach mehrmals seitwärts mit Daumen und Mittelfinger. Eine sehr freudige Begrüssung vollzieht sich umständlicher, wortreicher und mit ausdrucksvoller Bewegung des ganzen Körpers. Das unerwartete Wiedersehen zweier Freunde mutet geradezu klassisch an. Sie bleiben zehn bis zwanzig Schritt voneinander stehen, posieren, vorwärts geneigt, mit geöffneten Armen oder den rechten Arm mit gespreizten Fingern nach vorn und oben, den linken nach unten und hinten gestreckt, das linke Bein zurückgesetzt, alle Muskeln gespannt. Schrittweise vorrückend, schreien sie sich an, mit ä ä beginnend, die Namen und vielerlei Zusätze rufend wie: Da bist du, sehe ich dich, höre ich dich, wen erblicken meine Augen, Freude ist mit mir, mein Herz regt sich. Unter solchen Äusserungen nähern sie sich einander, schütteln endlich Hände, legen sich auch gegenseitig einen Arm um die Schulter, seltener um die Hüfte, und schauen sich freudig an. Manchmal streichen oder klopfen sie dabei liebkosend mit flacher Hand Nacken oder Rücken. Knaben und Jünglinge sieht man nicht selten derartig umschlungen stehen; ältere Männer verhalten sich gesetzter. Der Europäer wird unterwürfiger begrüsst. Ein artiger Eingeborener naht sich ihm, setzt das linke Bein zurück, das rechte vor, beugt ein wenig das Knie, neigt den Oberkörper und legt dabei die flache Hand derartig wagerecht über die Augen, dass er darunter vorsehen kann; dann klappt er noch die Hände. Männer von Rang begrüssen den Weissen durch Handschlag, durch Händeklappen oder lassen ihn von einem Beauftragten bewillkommnen. Der gemeine Mann begrüsst einen Häuptling ebenfalls gebückt, ein Bein zurückgesetzt, legt aber selten die Hand an die Stirn, sondern schlägt die wagerecht gehaltenen hohlen Hände über Kreuz dreimal zusammen, und zwar so, dass auf den ersten lauten Klapp jedesmal schnell vier bis sechs leiser werdende folgen. Falls er zugleich ein Anliegen Vorbringen will, tippt er hinterher vielleicht mit den Fingerspitzen der rechten Hand auf den Boden und manchmal noch an seine Stirn. Ybi einem mächtigen Mitgliede des Fürstenstandes hockt der Bittende auch nieder, neigt den Kopf und klopft mit den drei Mittelfingern jeder Hand mehrmals den Boden. Unfreie schlagen knieend dreimal abwechselnd mit der flachen Hand Erde und Stirn. Alle tragen dabei Sorge, den


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