wir mühsam aufsuchen lassen müssen. Schliesslich kann ich noch von den gerühmten Buschmännern in Südafrika melden, dass sich welche bei unsichtiger Luft in der offenen Landschaft völlig verloren. Das wird öfter geschehen. Verirren sich doch wilde Tiere. Der zahme wohl- versorgte Buschmann verlernt übrigens seine Kunst bald genug, und auch der wilde Buschmann zeigt erst dann sein ganzes Können, wenn er recht hungrig oder durstig ist. Der satte ist lässig und stumpfsinnig. Der Farbensinn der Bafiöti ist ungefähr so ausgebildet wie der unserer Landleute, den ich, des Vergleiches wegen, nachträglich in der nämlichen Weise prüfte. Farbenblindheit konnte nicht festgestellt werden. Untersuchungen, nach Professor Magnus’ Ratschlägen mit Holmgrens Wollproben angestellt, ergaben, dass in der Nähe die Empfindung für Rot und Gelb nicht schärfer war als für Grün, Blau und Violett, dass diese Farben dagegen mit zunehmender Entfernung nicht mehr so gut unterschieden wurden wie Rot. Um recht sicher zu gehen, nahm ich unseren alten Fragebogen zu Hilfe, brachte auch Farben aus dem Malkasten zu Papier und Hess nun die entsprechenden Abstufungen Zusammenlegen. Ausgesprochenes Grün und Blau, ob hell oder dunkel, wurde von Männern wie Weibern ohne Zaudern erkannt und Gleiches oder, wo vollständige Übereinstimmung mangelte, wenigstens Ähnliches aneinander gepasst. Geteilter Meinung waren sie nur, was auch unter uns zu beobachten, bei unbestimmten Farben wie bei Blaugriin, Rot- und Blauviolett, Rot- und Gelbbraun, Rot- und Gelborange. Zweifellos unterscheiden die Leute alle Farben so gut wie Ungeübte unter uns, das soll heissen, sie sehen mit ihren Augen alle Farben, sie haben nur zu lernen, die Farben auch zu bewerten, zu benennen. Vorläufig haben sie nur für die Bezeichnungen, die ihnen wichtig sind, mit denen sie hantieren. Man könnte vergleichsweise auf unsere Künstler hin weisen, die neuerdings gelernt haben in der Landschaft Färbungen wahrzunehmen, die schon immer dagewesen sind, die sie und ihre Vorläufer auch schon immer gesehen, aber nicht bewertet haben, weil ihre Aufmerksamkeit nicht dahin gerichtet war. Im ganzen lieben die Bafiöti von den Farben*) die lichtstarken nicht mehr als die lichtschwachen. An ihrer Person gefallt ihnen Rot, Gelb, Blau, Weiss in hübscher Musterung; Grün, das sie schlecht kleidet, lieben sie gar nicht, verwenden überhaupt Farben recht geschmackvoll. *) Ndima und ndlmba, plur. sindima und sindlmba, seltener litöna, plur. matöna. Manche nennen aus Lässigkeit und Gewohnheit Farben einfach tükula oder mpllu, was beides Rot, ihre wichtigste Farbe, bedeutet. Tükula ist der Farbstoff des einheimischen Rotholzbaumes, mpllu ist die Bezeichnung für das Menstruieren (kubela ku mpllh etwa: kränken mit Purpur) und für den Farbstoff des aus Amerika eingeführten Urukustrauches (Bixä orellana), der jedoch in Loängo nicht häufig vorkommt. G-äng und gäbe sind feste Bezeichnungen für Schwarz, Weiss, Kot, Orange, Braun, Gelb, Grün. Viele wissen auch Blau, manche sogar Violett und Tiefbraun zu benennen. Die meisten verwenden freilich iur Indigoblau, Violett, düster Rot und Braun den Ausdruck für dunkel, obgleich sie über die Verschiedenheit dieser Farben durchaus nicht im Zweifel sind. Nicht selten werden sogar Schattierungen einer Farbe, nämlich Purpur-, Kupfer- und Scharlachrot, Licht- und Hochgelb Indigo- und Kobaltblau sowie bemerkenswerterweise auch Saft- und Spangrün, besonders benannt. Die Namen der Farben sind mit Ausnahme weniger, deren Herkunit nicht festzustellen war, von Naturgegenständen entnommen. Schwarz, Grau, Weiss, Violett, Braun, Hocbgelb, Orange werden nach Farber- schlamm, Asche und Erden, Grün nach Blattfärbungen, Lichtgelb, Bot nach Pflanzenfarbstoffen, ein Rot auch nach der Brustfarbe des edelgrauen Bienenfressers (Merops bicolor) benannt. Auch an lustigen Bezeichnungen fehlt es nicht:' ein recht leuchtendes Blau, so ein richtiges Knallblau heisst nküssi ngülubu, Wind des Schweines. ^ ^ | Das leuchtende Rot des zerriebenen Rotholzes ist ihre Farbe der Freude, der Festlichkeit; Indigoblau die Farbe der Trauer. Um so mehr staunte ich, dass ein uns lieber Häuptling grossartig ganz in Rot begraben wurde. Es geschah notgedrungen, wie sich nachher ergab, weil man gute dunkelfarbige Stoffe nicht hatte in genügender Menge eintauscheu können. . AVie mit dem Gesichtssinn so verhält es sich mit den übngen Sinnen. Es ergeben sich alle individuellen Verschiedenheiten wie unter uns. Sehr verdünnte süsse, saure, salzige, bittere Lösungen schmecken sie wie wir, haben dafür auch bestimmte Bezeichnungen. Uber das Gehör ist gleiches zu sagen wie über das Gesicht. Es fällt zunächst auf, Ins zu welchen Entfernungen, sich die Eingeborenen im Freien zu verständigen pflegen, ohne ihre Stimmen sonderlich zu erheben. Aber das ist Sache ihrer tönenden Sprache und der Übung, ebenso das Erfassen der Naturlaute. Denen stehen wir anfangs gleich hilflos gegenüber, wie die Leute den Tönen und Geräuschen in unseren Städten gegenüber verwirrt sein würden. Man kann sagen, sie-hören etwa so fein wie unsere Kinder, deren Hör- werkzeuge noch nicht durch den vielfältigen Lärm der Zivilisation abgestumpft worden sind. Gute und schlechte Gerüche benennen sie nach Vergleichen. Wie uns sind ihnen gewisse Gerüche widerlich und veranlassen sie, sich die Nase zuzuhalten oder Luft hindurchzustossen. Vor scharf riechenden Stoffen prallen sie wie von einem Stosse zurück, sind auch dermassen empfindlich, Männer vielleicht mehr als Frauen, dass ihnen von widerwärtigen Gegenständen und Gerüchen übel wird bis zum Erbrechen.
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