ermuntern und fortfütiren. Ab und zu kann man nicht umhin, zu glauben, dass Schauspielerei dabei sei, ein passives Aufbegehren, weil eine Stellung angenommen und für das Glesehenwerden gesorgt wird. Die Gefährten lassen eine sich derartig gebärdende Person gewähren; jedenfalls erregt ein solcher Zustand keinerlei Besorgnis. Sie sagen, die Person sei lau lau, sehr närrisch, oder auch ssftssuka, verblüfft, betäubt, verwirrt. Einer unserer Jungen, der einmal seinen Lohn in Stoffen von nicht gewünschtem Muster erhalten hatte, ging auf die andere Seite des Hofes und warf die Holle zur Erde. Einen Fuss vorgesetzt, die steifen Arme mit gespreizten Fingern leicht nach vorn gestreckt, den Oberkörper zurückgebeugt, die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel zurückgezogen, stierte er sein Zeug an, als sei es etwas Entsetzliches. So verharrte er bewegungslos über eine Stunde. Nachher rüttelten ihn die anderen Jungen auf, und er tat mit ihnen seine Dienste, als wäre nichts geschehen. Als eines Tages ein Läufer in unser Gehöft stürmte und den Tod eines hoch angesehenen Häuptlings verkündete, warf der nämliche Junge die Arme hoch, brach wie vom Blitz getroffen zusammen und lag längere Zeit bewusstlos. Der Verstorbene stand ihm allerdings nahe. Einst ging ich gleich nach meiner Ankunft in einem abgelegenen Dorfe aus, um einen günstigen Platz zum Malen zu suchen. Als ich eben eine kleine Eodung betrat, kam von jenseits aus dem Dickicht ein Trupp lustig schwatzender Weiber. Mich erblicken, entsetzt auf kreischen, umkehren und in Deckung fahren, oder Umfallen, schreiend strampeln und sich umherwälzen, war eins. Nur ein halbwüchsiges Mädchen mit dem Wasserkruge auf dem Kopfe blieb stehen, folgte mir, als ich, um den unliebsamen Vorgang aufzuklären, nach der nahen Ortschaft ging, und knickte dort erst zusammen, wobei der Wasserkrug zerbrach. Die Dörfler lachten und meinten, ich hätte die Weiber gar zu sehr erschreckt, denn sie hätten bisher weder einen Weissen gesehen, noch von meiner Ankunft gehört. Der Schade wurde wett gemacht, und wir schieden in gutem Einvernehmen. Bei einer nächtlichen Volksbelustigung kam es zu Streit und Tätlichkeiten. Seitdem fehlte eine Frau, was grosse Erbitterung verursachte. Nach neun Tagen stiessen unsere Leute beim Holzlesen auf die Vermisste. Die Arme war gänzlich verwirrt und sehr erschöpft, erholte sich jedoch rasch und befand sich nach einer Woche wieder wohlauf. Kopflos vor Schrecken war sie in ein Gehölz gekrochen und hatte daselbst die ganze Zeit hungernd und durstend zugebracht. Das war um so unbegreiflicher, als nabe bei dem verfilzten aber nicht grossen Buschwalde unser Gehöft sowie ein kleines Dorf lag, von woher Stimmen und Geräusche zu ihr dringen mussten. Eine andere Geistesstörung führt dazu, dass Personen nach volkstümlicher Ausdrucksweise das Laufen kriegen. Sie wandern und wandern ziel- und zwecklos durch dick und dünn, wie ihre Beine sie tragen, bie nächtigen und nähren sich, so gut es gehen mag, verwildern volbg, verelenden und gehen schliesslich zugrunde, wenn sie nicht aufgegriffen und ihren Angehörigen überliefert werden. Der krankhafte Zustand soll sich nach einiger Zeit wieder geben. Plötzliche Anfälle von Baserei kommen ebenfalls vor, nur durften sie nicht immer ganz echt sein. Es ist da recht schwier,g, die Grenze zu bestimmen. Die Leute stellen sich an, sie haben sich, wie man bei uns zu sagen pflegt. Es ist ihnen Bedürfnis und Gewohnheit, sich in allen Dingen bemerkbar zu machen. Sie fühlen sich dann so wichtig. Schon wenn sie ein Stück ungewöhnlicher Arbeit leisten sollen, wobei einfaches Zugreifen genügte, hantieren sie mit grossen Gebärden wie Titanen. Sie erinnern an unsere Jungen daheim, die bei Verrichtungen auffallen wollen. Auch bei ihnen der Schein ausserordentlichen Kraftaufwandes, wo anderes zweckmässiger und bequemer wäre. So verhält, cs sich mit den Gemütsbewegungen, die die Leute sehr übertrieben ausdrücken, weil sie nicht anders können und weil es sich so schickt. Mit ihren Berichten ist es dasselbe. Von jemand, der einen Schmiss abkriegte, vielleicht blutrünstig getroffen wurde, erzählen sie, er sei getötet worden, und nach einem Hiebe, er sei zuschanden geschlagen worden. , Wenn irgendeine Nachricht, ein Geschehnis sie überrascht, gibt cs scheinbar kein Halten mehr. Sie gleichen einem aufgestörten Ameisenhaufen. Die Männer rennen durcheinander, werfen die Glieder, greifen zu den Waffen, erhitzen sich an abgerissenen Beden. Die Weiber und Kinder zetern und keifen. Trupps Bewaffneter laufen umher, drohen, tanzen, brüllen, Blutvergiessen scheint unvermeidlich. Die Leute denken aber gar nicht daran. Nichts würde sie mehr überraschen, als wenn man ihr Treiben ernsthaft nähme. ^ „ Infolge einer Meinungsverschiedenheit, eines Zwistes, eines het- tigen Wortes, namentlich wenn die Mutter beschimpft wird, kann einer im Nu ausser sich geraten. Er tobt umher, droht höchst dramatisch und greift zur Waffe. Da springen andere hinzu, umfassen seine Beine, seinen Leib, seine Anne und halten ihn in so ausdrucksvoller Gruppierung, als gölte es, eine Welt zu stützen. E r steht da, mit grossartiger Gebärde andeutend, dass er wer weiss was Fürchterliches anmchten würde, wenn man ihn liesse. Dazu Geschrei, Stöhnen, selbst Tränen. Der Gegner drückt sich, und nach einem Weilchen ist alles wieder gut. So hat man den Anblick eines wirkungsvollen lebenden Bildes, ebenso wenn erregte Männer fast feierlich klagen, schmähen, weinen. Bei
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