anderen Schätzen, eine Frau, etliche Kinder, auch Unfreie mit heim. Durch diese zweifache Sachsengängerei wird den Bafiöti ebenfalls allerlei fremdes Blut zugeführt. Von einer Beimischung europäischen Blutes sind nicht einmal Spuren zu erkennen. Zu unserer Zeit sassen über sechzig Weisse im Lande. Trotzdem kannten wir bloss fünf Mulatten als zweifellose Sprösslinge eingeborener Mütter. Sie lebten mit diesen oder olme sie in den Behausungen und unter der Obhut ihrer Väter. Es gab freilich noch mehr Mulatten, aber deren Mütter entstammten dem portugiesischen Süden, wohin sie zurückzukehren pflegen. Die erwähnten fünf Blendlinge standen sämtlich noch im Kindesalter und hatten, bis auf einen, das Geschlecht der Mütter, die viel jünger als die Väter waren. Das mochte Zufall sein, doch ist die Tatsache immerhin bemerkenswert, weil nach den übrigen Befunden im Lande bei gleichartiger Vermischung die Erstgeborenen vorwiegend männlichen Geschlechtes sind. Der auffällige Mangel an Mulatten, der im Süden, in den alten portugiesischen Kolonien nicht bemerkbar ist, kann verschieden erklärt werden. Zunächst ist, soweit Beobachtungen reichen, die ungleichartige Vermischung überhaupt nicht sonderlich und im ersten Jahre selten fruchtbar, während innigere Beziehungen zu Töchtern des Landes gewöhnlich nicht für so lange Zeit unterhalten werden. Zum ändern sind die Nachkommen schwächlicher Natur und sterben häufig im ersten Lebensjahre. Schliesslich ist zu vermuten, dass etwa in den Dörfern zur "Welt kommende Mulatten von der Familie scheel angesehen und beseitigt werden, denn Neugeborene kommen erst in die Öffentlichkeit, nachdem sie ausgefärbt haben. Klarheit war in dieser heikeln Angelegenheit nicht zu erlangen. Jedenfalls sieht man in den Ortschaften weder Mulatten noch Personen, die einen verdünnteren Zusatz europäischen Blutes verrieten. Da die Bafiöti sich reichlich mit Angehörigen oft weit entfernt sitzender Stämme vermischt haben, wodurch sie sich übrigens von anderen Afrikanern nicht unterscheiden dürften, kann die Mannigfaltigkeit der Typen nicht überraschen. Diese Mannigfaltigkeit wird wesentlich verschärft durch den Einfluss der gesellschaftlichen Stellung. Die Leute halten bemerkenswert viel auf Familie. Gleichheit gibt es bei ihnen ebensowenig wie bei uns. Aber die Eigenart, die Herkunft und Stand verleihen, prägt sich unmittelbarer aus an unverhüllt einhergehenden Personen der Wildvölker als an Zivilisierten, bei denen Nachgeahmtes und Käufliches oft blendet. Es gibt in Loängo, wie aller- wärts, schöne und hässliche, stattliche und kümmerliche Typen von recht abweichender Kopf- und Gesichtsbildung: unter vorherrschenden Langköpfen auch Mittel- und fast Kurzköpfe, neben feinen schmalen auch grobe breite Gesichter. Der Anthropologe käme in Verlegenheit. Wer einzuteilen liebt, könnte im Volke ganz gut zweierlei Schläge unterscheiden, indem er mit den angeführten noch andere Merkmale verwertete: schlanke oder untersetzte Gestalt, zarte helle oder derbe dunkle Haut, zierliche oder plumpere Hände und Püsse, locker gestrecktes weiches oder enger gerolltes hartes Haar. Ein treues Bild von der Gesamtheit wäre ebenso schwierig zu ent- werfen wie von einem zivilisierten Volke mit seinen Abstufungen von den Überlieferungslosen, in Unterordnung und Abhängigkeit dahinlebenden Schichten, bis zu den in gepflegtem Standesbewusstsein und m vornehmer Sicherheit der Existenz aufgewachsenen Schichten, die doch alle Volk sind Auch Loängo hat Pamilien, denen Basse im engeren Sinne eigen ist, deren Angehörige nicht allein das besitzen, was wir Pemheit und Vornehmheit nennen, sondern überhaupt edler als die Masse gestaltet sind. Wer unbefangen sieht, findet' bald, dass es unter beiden Geschlechtern genug hübsche, sogar manche bildhübsche Personen gibt, wofür übrigens die Leute selbst ein feines Gefühl haben. Auch wird er immer wieder durch erstaunliche Ähnlichkeiten an europäische Bekannte erinnert, ohne doch Zug um Zug nachweisen zu können (Abbildungen I I 27, 32, 38). Neben der nüchternen Messung, die notgedrungen auf eine verschwindend kleine und nicht die beste Auswahl beschränkt bleibt, hat die künstlerische Betrachtung ihren Wert. Viel mehr als das Messbare fesselt am Menschen das Unmessbare: die Linie, die Beize der Bewegung und des Ausdruckes. Sie erst machen die Persönlichkeit. Aber dunkelhäutige Menschen bestechen, weil sie feiner zur Umgebung stimmen als hellhäutige. Neben ihnen sieht der Weisse krankhaft, fast hässlich aus Perner sind sie ohne hinderliche Kleidung aufgewachsen. Ihre Haltung, sowie das freie Spiel der Körperteile hat weder unter beengender Lebensweise noch unter einseitiger Beschäftigung gelitten. Nichts an ihnen ist schwerfällig, tölpisch, ungeschlacht. Alle Glieder sind beisammen. Ihre Stellungen und Bewegungen zeigen die volle Geschmeidigkeit, die unbefangene Sicherheit und Anmut der gewohnten Nacktheit, nicht die Härten eines bloss entkleideten Körpers. Das prägt sich zumal in ihrem Gange'' aus. Dazu das feine Knochengerüst, die knapp modellierten Pleischteile, die geringe Verschiedenheit der Geschlechter. Sie verhalten sich zu uns wie Wildtiere zu Haustieren- Das Gefällige, die gute Haltung schwindet, sobald sie unsere Kleidung anlegen oder sonstwie durch ungewohnte Verhältnisse beirrt werden, vor dem Europäer ihr seelisches Gleichgewicht verlieren. Ebenso ändert sich ihre Erscheinung, ihr Wesen, je nach dem Zustande, in dem sie sich gerade befinden: ob sie gesund und sorgenlos aus dem Vollen leben, ob sie unter Bedrückung, unter Hungersnot und Seuchen leiden. Es ist
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