Buschwäldchen, Gehölze, von Lianen übersponnene Klumpen kiausen Gestrüppes und Buschwerks mit halb erstorbenem trockenstarrem Blattwerk, gleich Domburgen in das weich umschliessende Halm- gewoge eingeschoben. Der fahle Dunst verhüllt und dämpfe das stumpfe Graugrün des nach Regen lechzenden Laubes, das sonst so warme Gelb und goldige Braun der endlosen Grasbestände, das ge sättigte Schwarz der Brandstellen, die sich wie regellose Riesenmuster durch sie hinziehen.' Noch brennen hier und dort die Campinem W o die lodernden Flammen in Dickichte rohrgleich aufgeschossener Gräser eindringen, da erinnert das Knallen und Knattern der berstenden Halme an fernes Gewehrfeuer. Die aufwirbelnden Rauchmassen verlieren sich als langgezogene dunkle Schichten im Dunste. W ie spielende Schneeflocken erfüllen Russtheilchen und Flugasche die Luft und sinken leise nieder. Das silberige Licht nimmt ab. Der Himmel blendet und opalisirt nicht mehr. Mattblau und glanzlos neigt sich die Sonne zum Untergange, taucht in die schweren Dunstschichten am Horizonte ein und verschwindet zuletzt als eine rothe Scheibe aus dem Gesichtskreis. -Keinerlei wärmere Färbung durchdringt die Atmosphäre; nur ein heller Sehern zeigt sich noch für kurze Zeit im Westen. Reizlos und frostig geht der T a g zu Ende, nicht wie in einem Tropenlande, sondern wie m den Polargebieten, wenn schwere Nebel über Meer und Eis lagern. Die Nacht sinkt herab. Kein Stern blinkt auf. Nur hier und dort in der Weite die düstere Glut hoch flackernder Brände und Lauffeuer. Sonst tiefe Finstemiss, wie greifbar auf der Savane liegend. Bald nah, bald fern fahren kurze starke Windstösse über das Ge-, lände und erzeugen befremdende Geräusche. Diese Windstösse sind einzelne Aeusserungen der räthselhaften Nachtwinde, die hier nicht zur Ausbildung gelangen , am Gebirgslaufe des Congoflusses dagegen in ihrer vollen Stärke auftreten. Im nahen Busche saust und surrt es wie niemals am Tage. Es seufzt und raschelt in den schwanken Grasgarben, es pfeift, klirrt und klappert m den spröden Halmresten auf den Brandplätzen. Das unheimliche Getön wiederholt sich hier und dort, je nachdem die Windsbräute nieder- streichen, verstärkt sich und erstirbt. Kohlenstaub und Asche sind aufgewirbelt worden, nicht wahrnehmbar dem Gesicht, sondern dem Geruch und Geschmack. Abgebrochene menschliche Laute dringen durch die Nacht. Sie kommen von Eingeborenen, die, hastig auf schmalem Pfade hinter einander schreitend, ihrem Dorfe zueilen. Gleich Kindern haben sie das Bedürfniss, sich in der schaurigen Dunkelheit durch Räuspern, lebhaftes Sprechen und Lachen bemerkbar zu machen. Bald sind die Leute vorüber, ihre Stimmen verlieren sich in der Ferne. Es ist ganz still geworden in der Graswildniss. Auch die Abendwinde haben ausgesetzt. Nichts regt sich mehr. Da, in unmittelbarer Nähe, ein seltsames Geräusch, halb Fauchen, halb Niesen, dem ein kurz abgesetztes schwaches Winseln folgt. Und plötzlich erhebt ein von Nahrungssorgen getriebener umherspürender Streifenwolf seine Mark und Bein durchdringende Stimme. Sein wildes langgezogenes Kläffen hallt weithin über die Savane. Eine Pause, und nochmals wiederholt er in grösserem Abstande sein gellendes Nachtlied. Dann herrscht drückendes Schweigen. — Nicht immer scheidet der T ag in der Trockenzeit so kalt und nüchtern. Je nach der Beschaffenheit des.Dunstes, des Rauches der Grasbrände, treten farbenreichere Dämmerungserscheinungen auf. Am grossartigsten von allen wirkt der sehr seltene Sonnenuntergang, der als der violette bezeichnet wurde (Seite 111). Seine vollkommenste Entwickelung ist nur dann zu erwarten, wenn der Höhenrauch seit Wochen von ferne her gekommen ist und mit dem eigenartigen Dunste der Trockenheit in feinster gleichmässiger Vertheilung die Atmosphäre erfüllt. Unter solchen Umständen ist die Farbenstimmung am Tage wärmer. Der Himmel erscheint nicht weisslich,- sondern röthlich und gelblich angehaucht und opalisirt weit lebhafter. Die Sonne strahlt ihr Licht mit grösserer Kraft über die heitere Landschaft. Die Schlagschatten sind tiefer und schärfer, die Gegenstände deutlicher; die Grasbestände schimmern goldig braun. Nur die Ferne verschwimmt in grauem und violettem Duft. Gegen Abend leuchtet die Sonne durch ein zartes Perlgrau, während unter ihr tief purpurblaue Dunstschichten hervortreten. Wie sie in diese hineinsinkt, überläuft ein klares Violett den westlichen Himmel: am Sonnenort mehr einem intensiven Blau sich nähernd, in weitem Bogen bis zum Zenith carminroth umsäumt. So ausserordentlich gesättigt und doch zugleich so leuchtkräftig entwickelt sich dieses fremdartige Farbenspiel, dass es seinen Abglanz über die Landschaft wirft. . Einige Minuten lang verstärkt sich die düstere Pracht des unvergleichlichen Abendlichtes, dann schwindet sie rasch dahin. Sobald die Sonne untergegangen ist, flammt über ihr, wo eben noch das Blau leuchtete, ein gluthrother Schein von elliptischer Form auf und geht in ein verschwommenes rosiges Grau über, das allmählich verbleicht. — Die grosse Regenzeit geht zu Ende. Die reine, mit Wasserdampf gesättigte Luft ist durchsichtig wie niemals in der Trockenzeit. Alles 20*
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