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Einige Naturschilderungen sollen, Früheres zusammenfassend, zur Volkskunde überleiten. Denn recht zu verstehen sind Menschen erst im Rahmen ihrer Heimat. Bodengestalt, Vegetation, Gewässer, Farbe, Beleuchtung bestimmen den Charakter der Landschaft. Die Thierwelt ist eine zufällige, obschon nicht bedeutungslose Stalfage. Ergötzen sich die Bewohner der Wildniss auch nicht an den Schönheiten des Geländes, verfolgen sie nicht geniessend den Wechsel der Erscheinungen, der Licht- und Farbenwirkungen, achten, sie nur auf das, was .sie unmittelbar trifft, was ihnen nützt oder schadet: dem Einfluss ihrer Umgebung können sie sich nicht entziehen. Eindringlicher als seltene Geschehnisse, und seien diese noch so überwältigend, wirken schwache, aber stetig wiederkehrende Eindrücke, wirkt das Alltägliche, das Gewöhnliche auf sie ein. W ie bei Tier und Pflanze erfüllt sich ihr Geschick gleichsam von der Erde aus. Sie sind darum allerdings noch nicht als Erzeugnisse der Länder zu betrachten, wo wir sie finden. Denn Menschen sind allezeit Wanderer auf Erden gewesen und werden es auch bleiben; sie Sind an keinem Orte von Uranfang daheim, und nicht zu trennen ist, was sie flitgebracht, was sie ererbt und was sie dazu erworben haben. Aber wo immer sie verweilen, da zwingt die Natur ihnen eine gewisse Nachgiebigkeit und Anpassung auf, da gewinnt ihre Lebensführung, ihr Wesen etwas Bodenständiges, woraus erst ihre Eigenart völlig zu verstehen ist.:;#','V Seit Monaten hat es nicht geregnet. Verödet ruht die Savane. Die Luft ist voller Dünste, die, Morgens und Abends bleifarben, um die Mitte des Tages manchmal bronzefarbig, den Horizont einengen, Formen und Farben der Landschaft verschleiern. Drückend nahe gerückt wie ein Gewölbe erscheint der Himmel nicht blau, sondern weiSslich überzogen und allenthalben opalisirend, am lebhaftesten im Umkreise der Sonne. Diese erhitzt zwar Luft und Land, strahlt jedoch mit ungewöhnlich abgeschwächter Leuchtkraft, etwa wie während einer partiellen Verfinsterung. Die Atmosphäre ist der- massen mit zerstreutem Licht erfüllt, dass die leicht violett angehauchten Schlagschatten matt und verschwommen erscheinen. In den vertrockneten Hochgräsern, die, in schwanken Garben oder wirr und geknickt, fast undurchdringlich das wellige Gelände bedecken, stehen Gruppen anmuthiger Oelpalmen,: Reihen starrer Fächerpalmen und, Riesengerippen gleichend, die hellgrauen, laublosen Stimme kolossaler Adansonien und Wollbäume. Daneben wie dunkle Haufen und Wälle anzusehen, mannigfaltig vertheilte Hage, Loangö. III. 20


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