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haben, die ihm der König von England übersendete; eines davon sahen sie noch in der Nähe der Residenz auf dem Plateau von Buäla umherschweifen. Es ist aber nachmals wie das erste eine Beute der Leoparden geworden. Die Hühner — nsüsu pl. sinsüsu — sind mager und geschmacklos, verkümmert wie bei allen Naturvölkern; ihr Gefieder zeigt die bekannten mannigfaltigen Schattirungen. Sie legen recht fl'eissig Eier, vorzugsweise während der ersten Hälfte der gewitterreichen Zeit, die trotz der Kleinheit der Hennen fast die gewöhnliche Grösse besitzen. Einige intelligente Aristokraten sind bestrebt, von Factoristen gute, namentlich asiatische Racehühner einzutauschen, und in manchen Dörfern ist der Einfluss dieser Kreuzung unverkennbar. In dem unfern des Congo gelegenen Küstendorfe Muända soll man sogar Truthühner mit Erfolg züchten. Stattliche Enten — tschiwadängu pl. biwadängu — von der schmucken türkischen A r t mit blendend weissem oder buntem, vornehmlich aber dunkelem metallisch schimmernden Gefieder liefern ein weit schmackhafteres. Gericht als die Hühner, sind aber leider nicht häufig zu erwerben. Ziegen — nkömbo pl. sinkömbo — und Schafe — limöme pl. mamöme — bilden die geschätztesten Hausthiere. Die ersteren sind von mittlerer Gestalt und tragen gedrungene Gehörne, die letzteren sind sehr gross und kräftig, besitzen aber statt der Gehörne nur kleine, höckerähnliche Stummel. Beide Thierarten (Abbildung II 139) sind kurz und glatt behaart — alten Hammeln schmückt jedoch Hals und Brust eine stattliche Mähne — und in der R ege l schwarz und weiss gefleckt, sodass bald die eine, bald die andere .J/arbe über wiegt. Dunkelbraun gescheckte Schafe finden sich in manchen Gegenden, rehfarbene und graue Ziegen dagegen allenthalben. Will man einen Besuch recht hoch bewirthen, so schlachtet man ihm zu Ehren einen Hammel; da Schafe aber seltener sind, als wünschenswerth ist, so muss man sich meistens begnügen, der Gastfreundschaft eine Ziege zu opfern. Weil man es nicht oft erhält, verzehrt man das Fleisch beider in festlicher Stimmung, gewissermassen mit Andacht und Genuss; dennoch ist es trotz der mannigfaltigen und ausgezeichneten landesüblichen Bereitungsarten nicht rühmenswerth, sondern in der R ege l fettarm, zähe und geschmacklos. Der Grundzug ihres Charakters ist Gutmüthigkeit und — was man bei Ihresgleichen sonst am wenigsten findet anerkennens- werther Muth; die sprüchwörtliche Dummheit der Schafe ist denen Loangos nicht eigen. Da sie von Seiten der Eingeborenen gut behandelt werden, beweisen sie Anhänglichkeit und Vertrauen zum -r ‘ a S . - .'f . u Menschen. Man kann sich den Thieren nähern, sie streicheln, ohne dass sie Unruhe kundgeben; auf Reisen drängen sie sich des Abends an die Lagerfeuer und nehmen als ganz selbstverständlich ihre Plätze zum Ruhen zwischen den Leuten ein. In den Dörfern werden sie jedoch des Nachts in Pferchen oder Ställen untergebracht. Der Muth der Thiere ist für unsere Begriffe ganz ungewöhnlich und erstaunlich;" die stärkeren einer Herde treten für die schwächeren ein, und europäische Hirtenhunde werden mit ihnen nicht fertig. Unser schneidigster Schäferhund von bester pommerscher Race verweigerte, ihnen gegenüber seines Amtes zu walten; selbst harmlose Ziegenmütter setzten ihm, wenn er sich nur in der Nähe ihrer Zicklein blicken liess, so arg zu, rannten ihn nieder und schlugen ihn mit den Vorderläufen, dass er in schmählicher Flucht das Feld räumte. Einem bösartigen echten Bullenbeisser, welcher in der Factorei eines Portugiesen zum Vergnügen auf etliche Ziegen gehetzt wurde, ergieng es noch übler. Er kannte bereits seine Gegner und wagte sich gar nicht hinan, sondern umsprang sie blos mit lautem Gebell; der. Leitbock wurde des endlich überdrüssig, sprang jäh auf den starken Hund, stiess ihn nieder, nahm ihn auf die Hörner und schleuderte ihn gewiss sechs Schritt weit fort. Ehe der Geworfene sich aufraffen konnte, war der Sieger schon wieder über ihm, und es bedurfte der Einmischung des Besitzers, um ihn vor ernstlichem Schaden zu wahren. Dass bei solchen Anlagen und Verhältnissen unter Schafen wie Ziegen sich Originale ausbilden, kann nicht Wunder nehmen. So führte der würdige Hammel Mfüka, der Freund des Affen Mohr, ein strenges Regiment., auf unserem Gehöft. Er duldete nicht Streit, noch Lärm unter Menschen und Thieren. Kämpften liebeglühende Ziegenböcke mit einander, so schaute er kurze Zeit prüfend zu und rannte sie dann einfach nieder; zankten sich einmal etliche unserer Leute, so trat er in gleich wirkungsvoller Weise als Friedensstifter auf, natürlich zum Jubel der Umstehenden. Als einst der Sprecher eines inland wohnenden Häuptlings vor unserer Thür eine gewaltige Rede hielt, kam Mfüka ruhig herbei, mass seine Entfernung ab und traf in wuchtigem Anprall den Ahnungslosen so heftig wider den solidesten Kör- pertheil, dass er flach auf den Sand flog. Das endete die Rede; es war ein köstliches Bild, wie der verdutzt auf der Erde sitzende Gesandte den ernsthaft vor ihm stehenden Hammel anstarrte. Unsere niedliche Ziege Nkämbisi, von der sehr viel zu erzählen wäre, die als ein Gastgeschenk der Fürstin gleichen Namens uns während der Reise im Kuilugebiete begleitete, zog auch munter mit nach der Station und führte daselbst eigensinnig die einmal liebge


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