die Schwalben mangeln. Es kommt mir vor, als ob die in der Wild- niss vorkommenden überhaupt empfindlicher stächen, als die in Cultur- gebieten heimischen; denn die Annahme, dass in den Tropen die Haut viel reizbarer sei, fällt hinweg, da man in der Nachbarschaft des ewigen Eises nicht minder leidet. W ir haben in Tschintschötscho die Plage durch Abräumen der wilden Vegetation in der nächsten Umgebung wesentlich verringert und beobachtet, dass die Anlegung gepflegter Pflanzungen sie nicht zurückbrachte. Obwol die Mosquitos ,— lubü pl. simbü — in allen Monaten den Menschen peinigen, sind sie doch während der Regenzeit am unerträglichsten, Täbacksrauch schafft kaum einige Abhülfe; besser wirkt schon ein das Zimmer vollständig füllender, freilich auch dem Bewohner sehr lästiger g-auch, den das willig glimmende Mark der Adansonienfrüchte entwickelt. Volle Sicherheit gegen sie gewährt nur ein sorgsam geschlossenes Mosquitonetz von leichtem, aber dicht gewobenem Baumwollenstoff; denn Gaze hält die bisweilen in Unzahl .erscheinenden Gnitzen nicht ab, die, trotz ihrer Winzigkeit, dem Menschen womöglich noch übler mitspielen — eine in Ungarn auftretende (Simulia colambacschensis Fabr.) hat durch ihre Angriffe auf Viehherden sogar grosse Verluste herbeigeführt, und gegen andere suchen nordamericanische Farmer in den New-Yersey Fiats ihre Haus- thiere des Nachts durch Anzünden grösser Feuer zu schützen, in deren Rauch sich die Rinder drängen. Hochwald wie Buschwald und Campine, versumpfte wie trockene Bodenstrecken scheinen den Mosquitos gleich willkommen als Aufenthaltsorte zu sein. Im wasserreichen dicht bewachsenen Gebirge kommen sie jedoch spärlicher vor; zu Kakamüeka wie^n stromauf liegenden Stellen des Kuilüthales wurden wir im September von ihnen nicht gequält. Es ist mir räthselhaft geblieben, warum sie etliche eng umgrenzte Oertlichkeiten, die in jeder Hinsicht für sie ein Paradies hätten sein müssen, zu allen Jahreszeiten streng vermieden. Einer derartigen beneidenswerthen Freiheit erfreut sich bisweilen auch ein bestimmtes, sonst durch Nichts vor anderen ausgezeichnetes Gehöft, wie zum Beispiel eine Factorei zu Longoböndo, in welcher die Schlafstätten nicht einmal von Schutznetzen umgeben sind, deren Verwalter mir auf das Bestimmteste versicherte, dass niemals Mosquitos in das Gebäude eindrängen — und doch fanden sie sich kaum einige Hundert Schritt entfernt in Menge und so bösartig wie gewöhnlich. Ebenso merkwürdig und unerklärlich war es auch, dass sie unser Gehöft bald in Massen heimsuchten, bald gänzlich verliessen oder uns nicht bemerkbar wurden. Her Wechsel, vom Guten zum Bösen und umgekehrt vollzog sich bisweilen sehr rasch, binnen weniger Stunden, und zwar zu allen Jahreszeiten. Während besonders qualvoller Wochen gab es vereinzelte Tage oder Perioden von mehreren, an welchen Mosquiten gar nicht oder nur in geringem Grade zn spüren waren. Ihr Blutdurst äusserte sich jedoch gänzlich unabhängig vom Zustande der Atmosphäre; Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bewölkung, Wind hatten mit ihm Nichts zu schaffen — obwol eine starke,¡nm Abend nicht niedergehende Seebrise vermuthlich wenigstens den Zuzug fremder hungriger Besucher vereitelte. — Weit bedenklicher als die Angriffe der Mosquitos .um ihrer oft gefährlichen, in den beiden vorangehenden Abtheilungen bereits mehrfach erwähnten Folgen willen, sind die des.Sandfiohes (Sarcopsylla [Pulex] penetrans) — mflngo pl. simflngo. Das weibliche Thier bohrt sich in die Haut von Thieren und Menschen ein und reift dort seine Eier, wobei es bis zur Grösse eines Pfefferkornes anschwillt. Naturgemäss wählt das an der Erde lebende Thier, welches etwa halb so gross als das Weibchen unseres gewöhnlichen Flohes ist und entsprechend kleinere. Sprünge vollführt, vorzugsweise die Füsse zur Brutstätte und an diesen wieder die verborgenen mit weicher Haut bekleideten Stellen unter den Zehennägeln. Bei Unachtsamkeit treten bösartige Entzündungen sehr häufig ein, bei fernerer Vernachlässigung oder falscher Behandlung können di'ese Verstümmelung und selbst Verlust des Gliedes, unter Umständen, schliesslich den Tod des Leidenden herbeiführen. Bevor die Leute mit der Gefahr und ihrer Abwendung (II 85) vertraut waren, verbreitete die neue Landplage unter ihnen gerechtfertigten Schrecken und schädigte den Handelsgang nicht unerheblich. Bemerkenswerth ist, da^s das feiner organi- sirte weibliche Geschlecht in weit geringerem Grade unter den An griffen des Thieres litt, nicht weil es denselben weniger ausgesetzt war, sondern weil es viel sorgsamer den übelen. Folgen vorbeugte. Besonders interessant wird der im tropischen America heimische Sandfloh — dort als Chigoe, Chigre, Nigua, Piques berüchtigt — dadurch, dass sein Auftreten in Africa der jüngsten Zeit angehört, und dass seine Verbreitung vom Landungspuncte aus . sich noch mit Ge- nauigkeit feststellen liess. Im September 1872 lief das englische Schiff „Thomas Mitchell“, in Ballast von R io de Janeiro kommend, wohin es Kohlen von England gebracht hatte, Ambriz an. Die Mannschaft wurde von Sandflöhen geplagt, welche auch an Besuchern des Schiffes sich festsetzten, und sowol mit diesen wie mit alten Kaffeesäcken an
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