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wassers, namentlich in den ihm am besten zusagenden Manglaren Gelasimus perlatus, der auch an den Wurzelgerüsten emporklettert und, wenn ich nicht sehr irre, Blätter und dünne Zweige der Mangroven benagt. Das Männchen, dessen eine Scheere zu übermässiger Grösse entwickelt ist, winkt mit dieser beim Laufen in höchst drolliger Weise. Um vieles komischer nimmt sich aber eine andere Krabbenart (Dromia?) aus, die ich am Bänya beobachtete; beim Spazierengehen pflegt sie mittelst der hinteren; am Rücken entspringenden Beinpaare einen Sonnenschirm über sich zu halten, welcher gewöhnlich aus einem halben Mangrovenblatte besteht. F*lüchtet sie eilig, oder geht sie ins Wasser, so lässt sie das wunderliche Schutzdach fallen. An denselben Orten lebt auch in Menge eine A rt der bekannten Einsiedlerkrebse (Pagurus clibanarius), welche zur Sicherung ihres ungepanzerten Hinterleibes in irgendwo aufgelesenen Schneckenhäusern wohnen, mit denen sie unbehülflich umherziehen. Ein Riese des Krabbengeschlechtes ist die auf dem Lande hausende dunkelfarbige Cardiosoma armatum. Einmal im Jahre wandert sie zum Meere, um ihre Eier ab weichen zu lassen. Während vieler Nächte des December und Januar tummelt sie sich allenthalben verstreut zu Hunderten und Tausenden am Strande. In geschlossenen Heeren, wie es die in Westindien sehr gemeine Gecarcinus ruricola und die von Ostindien bekannte, von uns aber auch am Kuilu gesammelte Cardiosoma carnifex thun soll, marschirt sie jedoch nicht. Sie wird als eine leckere Speise sehr geschätzt und von manchen Europäern an der Küste eigens für die Tafel'gemästet. Die an- kommenden Krabben sind fett und wolschmeckend, die heimwärts ziehenden dagegen sehr abgemaggrt. Bemerkenswerth ist, dass Cardiosoma, weil ihr an der Loangoküste keine Wahl bleibt, ohne Zögern durch die stärkste Calema in das Meer steigt, während Gecarcinus Westindiens bei ihren in den Februar und März fallenden Wanderzügen möglichst brandungsfreie Strecken aufsucht. Ich habe sie übrigens auf Cuba und Guadeloupe — in wahrhaft erstaunlicher Menge bewohnte sie im Jahre 1867 auch die winzigen öden Ke y s des gefährlichen Hogstyreefs in der Caicos-Passage — in derselben Weise wie unsere Cardiosoma und nicht, wie vielfach berichtet wird, in ge drängten, vor keinem Hindernisse zurückschreckenden Armeen an der Küste erscheinen sehen. Mit den mächtigen Fischnetzen der Eingeborenen werden manchmal zu riesiger Grösse*) entwickelte und das bekannte Knarren erstaun- *) Die grösste, die ich gemessen, hatte mit den Fühlern 1,38 m Länge; die Fühler hättefn recht gut als Reitpeitschen dienen können. . lieh laut hervorbringende Langusten (Palinurus argus) — nköse manya pl. sinkose si mänya - sowie oft in bedeutender Menge wolschmeckende Geisselgarneelen (Peneus raonodon) — nköse pl. sinköse — auf den Strand gezogen. Im Brackwasser der Flussmündungen wie einiger in jüngster Zeit entstandener Lagunen sind Cirripedien (Lepas und Baianus) nicht selten und zwar ausschliesslich an Mangrovenwurzeln angeheftet. Am Yorlande von Landäna zwischen den von der Brandung umtosten niedergebrochenen Gesteinsmassen finden sich vereinzelte Gor- gonien, Spongien, ein massig grösser, mit kleinen Stacheln besetzter Seeigel und zahlreiche Turbellarien. Im Gebiete des Gumeastromes nördlich von Tschilüngabai beobachtete ich eine bis Fernando Po allenthalben gemeine tellergrosse Scheibenqualle, einige Male auch die farbenschöne Physalia caravella und vielfach eine sehr hübsche mattbläuliche Cydippe mit hell sepiabraunen Flossenkämmen und einseitig befransten Senkfäden, welche wie bei Eschscholtzia cordata roth punctirt waren. An einem stillen Apriltage schwärmten auf der Höhe von Cap Matdti auch Noctilucen (N. miliaris?) in ungeheurer Anzahl an der Oberfläche des Meeres, und Abends gab es ein herrliches Leuchten, weit stärker,' als wir es jemals im Bereiche der südatlantischen Strömung bewundern konnten. Die mächtigen Roller der Calema wälzten sich wie feurige Wälle gegen den Strand und sprühten beim Zusammenbrechen wie geschmolzenes Metall. Die nimmer rastende Brandung scheint die Ansiedelung von Schnecken — liyöle pl. mayöle — und Muscheln — mylli pl. miyüi — am Küstensaume gänzlich zu vereiteln; denn man findet selten genug an den Strand geworfene Gehäuse. In den geschützten Winkeln der Baien von Cablnda, Pontanegra und Loango kommen sie dagegen vor und werden von umherwatenden Frauen und Mädchen eifrig gesucht. Dort sammelte ich mit deren Hülfe mehrere Arten Conus — ntöbe pl. sintöbe — Oliva — munänsa pl. minänsa Cy- praea — nköla pl. sinköla — und eine zart purpurfarbig angehauchte, mit gedrungenen Dornen bewehrte Murex — tschingölofo; ferner auch zwei Arten Miesmuscheln (Mytilus) — tschinka pl. binka und tschisöle pl. bissle — eine Cardiumart — ngölobo pl. singölobo und eine prächtig orangefarben abgetönte, mit feinen Stacheln besetzte Spondylusart — tschingängala pl. bingängala. Sie alle werden gegessen; eine häufige Tonnenschnecke (Dolium) — likokula pl. ma- kukula — benutzt man jedoch nicht. Keine der angeführten, ausser Murex und Spondylus, zeichnet sich durch Farbenschönheit aus, und letztere sind wiederum sehr seltene Stücke. Loango. JUI. *9


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