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Seitenarmen, aber nur im Brackwasser, jedoch nicht in abgelegenen oder übermässig salzigen Lagunen. Mit besonderer Vorliebe hält sich der seltsame Fisch in den Mangrovenbeständen auf. Namentlich bei Ebbe und stillem Wetter erscheint er dort zu Dutzenden auf den frei gewordenen flachen, nassen Uferstrecken, gewöhnlich am Rande und im Schatten der Rhizophorendickungen, innerhalb deren er wol jederzeit sein Spiel treibt. Er vermeidet aber trockenen sowie mit Gras und Kraut bewachsenen Boden. Gewöhnlich halten sich die Fische gleicher Grösse in gesonderten, mehr oder weniger zahlreichen Abtheilungen bei einander. Fühlen sie sich sicher, so hüpfen sie unter geringem Krümmen und Strecken des Körpers, indem sie sich auf Schwanz und Flossen stützen, in ganz kurzen Sätzen vorwärts und hinterlassen dabei im weichen Schlamme eine charakteristische Fährte; oder sie liegen behaglich und beliebig verstreut umher. Dann thut der eine oder andere wie aus Uebermuth einen Sprung, und zuweilen hüpfen viele wie spielend und sich*jagend durcheinander. Dabei geschieht es, dass der eine öder andere Fisch vom Boden an eine Magrovenwurzel springt und sich dort, etwa um die eigene Körperlänge über der Erde hängend, mit seinen Flossen festklammert. W ie die Thiere höher steigen, habe ich nie beobachten können, vermuthe aber, da sie nur an schwachen Wurzeln sitzen, dass sie durch Umfassen mit den Flossen und Schieben mit dem Schwänze sich hocharbeiten. Jedenfalls habe ich gesehen, dass erschreckte Fische meterhoch herabfielen. Ich zweifle auch nicht an ihrer Fähigkeit, stundenlang ausserhalb des Wassers zubringen zu können; denn vom Tschiloängo gebrachte hüpften noch in Tschintschötscho munter auf dem Tische umher. Sie sind übrigens recht scheu und sichern bei Annäherung von verdächtigen Wesen in drolliger Weise, indem sie sich mittelst der Flossen aufrichten. Steht man still und erschreckt sie durch Husten, Pfeifen oder Klopfen, so ducken sie sich wol auch schnell wieder nieder, verharren so oder entfliehen mit sehr hurtigen Sprüngen ins tiefe Wasser, wo sie im Nu verschwinden. Die Weite der sehr schnell auf einander folgenden Sprünge mag das Doppelte und Dreifache der Körper länge, vielleicht noch mehr betragen. Bei eiliger Flucht durchmessen sie flaches Wasser, in welchem sie recht gut schwimmen könnten, dennoch ebenfalls hüpfend und erzeugen dadurch, namentlich wenn man ihrer viele vor sich hertreibt, ein ganz lustiges Geplätscher. Sie sind zu wachsam und zu flink, als dass man sie ohne umständliche Vorbereitungen unversehrt lebend fangen könnte. Die langen Flossen, der erhobene, mit enggestellten und vortretenden Augen versehene Kop f verleihen den sonst unscheinbaren Fischen etwas ganz Absonderliches. In den Felsritzen des Durchbruches von Ngötu entdeckte ich einen seltsamen Nadelfisch, der bei einer Länge von zehn und fünfzehn Centimeter doch nur einen grössten Durchmesser von drei bis vier Millimeter besitzt. Die durchaus nicht behenden und wenig biegsamen Geschöpfe Hessen sich mit der Hand greifen. In manchen unter Wasser führenden Spalten und Klüften des Gestemes hielten sie sich in grösser Menge auf. Sie sind' als eine neue Species be- stimmt worden: Doryichthys Falkensteini. Die w ir b e llo s e n T h ie r e des Gebietes kann ich vorwiegend nur in allgemeinen Zügen und nur einige Gattungen und Arten eingehender erwähnen. Die specielleren Beobachtungen, insonderheit die über die Einrichtung der Bauten und des Gesellschaftslebens der Ameisen und Termiten/ finden besser in Fachzeitschriften ihre Veröffentlichung — sonst würde dieses Capitel zum Umfange eines ganzen Buches anschwellen. Auffällig durch ihr Treiben am Strande und in den Manglaren werden zunächst die Krabben - nkäla pl. sinkäla. In bedeutender Menge findet sich eine Sandkrabbe (Ocypode rhomba), die allenthalben auf dem Strandwall, aber an manchen Stellen gewissermassen in Colonieen vereinigt lebt. Sie wohnt in Löchern, die freilich von dem darüber hinwaschenden Sturzwasser der [Wellen während der Flut oder bei schwerer Calema gänzlich eingeebnet werden. Verfolgt man die hurtigen, gelblichrothen Läufer, so flüchten sie auf kurze Zeit ins Meer oder graben sich eiligst in den Sand ein. Mehrere Arten Seekrabben, namentlich Neptunus diacanthus und N. validus, sowie Sesarma africana kommen besonders des Nachts, manchmal aber auch an trüben Tagen in grösser Zahl auf den Strandwall. Eine grosse fahlgefärbte Sesarma huscht gespenstisch über den Sand hin und macht muthig Front auch gegen den grössten An greifer, wenn sie in die Enge getrieben wird. Unsere pommerschen Schäferhunde wurden nicht müde, die äusserst schnellen Thiera zu jagen und todtzubeissen; in hellen Mondscheinnächten erscholl durch das Tosen der Calema ihr Gebell oft stundenlang vom Strande herauf. Nördlich vom Kuilu habe ich auch Kinder des Nachts Krabben unter lautem Jubel mit brennenden Graswischen verfolgen sehen, in dem vergeblichen Bemühen, die flüchtenden zu versengen. Innerhalb der Flussmündungen findet sich im Bereiche des Bräck


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