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stundenlange schwere Arbeit erfordert, werden freilich selten genug ganze Scharen umgarnt, die dann in Haufen am Strande aufgeschichtet liegen und gfrösstentheils in die Räucherhütten wandern. Auch andere Fische fördern die Netze zugleich aufs Trockene: den wunderlich gestalteten Argyreiosus setipinnis; einen hässlichen Angler oder Froschfisch (Batrachus congicus), eine neue Species; wol- schmeckende Seezungen (Citharichthys spilopterus)— lukämi pl. sinkämi; Seeaale — tschiküssi pl. biktissi — und zwar Muraena melanotis wie den braunen, mit schwarzen Quer bändern gezeichneten Ophichthys semicinctus; verschiedene Rochenarten, besonders: Rhinobatus Halavi, Narcine brasiliensis, Pteroplatea hirundo, Trygon margarita und junge Haie, namentlich Acanthias vulgaris sowie den Hammerhai (Sphyrna zygaena). Uebrigens hegt auch an der Loangoküste kein Mensch irgend welche Furcht vor den berüchtigten Haien. Seltener werden gefangen der schönfarbige Hornfisch (Balistes maculatus) und die originellen Gymnodonten: Tetrodon guttifer und T. laevigatus, welche durch Einschlucken von Luft ihren Leib zu ungeahnter Grösse auf- blähen können. Man hütet sich vor dem Genuss dieser drei Fischarten, da ihr Fleisch unter Umständen ausserordentlich giftig wirkt. Ohne die Aufzählung hier noch weiter auszudehnen, will ich nur noch eine A r t erwähnen, welche die Redensart „stumm wie ein Fisch“ zu Schanden macht» Während dreier stiller Nächte hörte ich (März und April) im Bereiche des Guineastromes, weit ab vom Strande und dem Tosen der Calema, die sogenannten Trommelfische. Das eigenartige Geräusch, welches sie hervorbrachten, war verschieden von dem des grossen americanischen Trommelfisches (Pogonias chromis), aber nicht minder laut. Freilich habe ich dieses niemals als eine musikalische Leistung empfunden, auch nicht jenes ungleich tönendere des noch unbekannten Trommlers der Südsee. Es besteht keine Spur von Aehnlichkeit mit Orgel- oder Glocken- oder Harfenklängen; dennoch sind die Laute wunderbar genug. Will man sie recht scharf unterscheiden, so muss man das Ohr fest an den Schiffsbord drücken. Besser ist es, ein Boot, ein breites Ruder in das Wasser zu senken und das freie Ende mit den Zähnen zu beissen, am besten vom Boote aus gleich den K o p f bis über die Ohren in das Meer zu tauchen — rückwärts natürlich, um athmen zu können. Da vernimmt man denn in der dunkeln Flut ein allseitiges wirr durcheinander gehendes Knurren und „Murksen“ mit einem leichten Knirschen und Knarren versetzt, etwa wie es die Langusten hören lassen. Die Eigenart des Lärmes ist nicht zu beschreiben und kaum zu vergleichen; am meisten ähnelt er noch dem Schroten der Pferde vor gefüllter Krippe. Die einzelnen Laute wurde man wol überhören, die unendlich vielen werden sehr deutlich. Ununterbrochen, dumpf, fast unheimlich kommen sie ringsum aus der Tiefe, Stunden lang, die ganze Nacht. Dies ist der besondere Lärm, den der Trommelfisch an der Loangoküste erzeugt. Der des Pogonias, .namentlich in der Nahe der Antillen, Floridas und im Caraibischen Meer klmgt heller und erinnert an Gurgeln und Glucksen; der des Südseetrommlers entspricht noch am nächsten einem Klange und mischt sich von nah und fern zu einem bald anschwellenden bald wieder leiser werdenden, nicht ganz unmelodischen Summen. Ueber die, ausser den schon angeführten elektrischen, in den Flüssen und Seen lebenden Fische ist nur noch wenig hinzuzufügen. Ein Labyrinthfisch und naher Verwandter des indischen baumkletternden Anabas ist Ophiocephalus obscurus; er geht im Nothfalle über Land und wird von den Eingeborenen manchmal auf dem Trockenen gefunden. Ganz regelmässig marschirt dagegen durch Gestrüpp und Gras der bekannte merkwürdige Lungenfiseh (Lepido- siren), Protopterus annectens, — nsele pl. sinsele. Von Ende December bis Mitte Februar — also in der Zeit der schwächeren Niederschläge zwischen den kleinen und grossen Regen — wurden uns die grossen Thiere in Menge gebracht: einem jeden war durch einen Schlag mit dem Buschmesser der Schädel gespalten. Die Eingeborenen behaupten übereinstimmend, der Protopterus wandere blos des Nachts, wenn es geregnet habe oder regne, gehe aber selbst über Hügel und bewege sich genau im Gänsemarsch: mueka mueka, einer hinter dem anderen. Sie glauben übrigens nicht, wie andere Bewohner Africas von dem nach Livingstone in ähnlicher Weise ziehenden Clarias ca- pensis, dass die Fische vom Himmel gefallen seien, sondern sind sehr wol darüber unterrichtet, dass sie aus dem einen Gewässer kommen und sich stracks nach dem nächsten begeben. Auch wissen sie, dass die Sinsäle sich in den Schlamm einwühlen und, wie sie sagen, im Trockenen schlafen. Bemerkenswerth ist, dass gerade während der Wanderzeit die Tümpel keineswegs austrocknen, sondern sich erst recht zu füllen beginnen. Alle vorgenannten Fische übertrifft durch ihre Vorliebe für das Land, frische Luft und Baumklettern und durch die Gewandtheit ihrer Bewegungen eine kleine, an fünfzehn Centimeter lang werdende Grundel (Periophthalmus papilio) — nködschi pl. sinködschi. Das drollige Thier bemerkte ich zuerst an den Nigermündungen, fand es aber später an der Loangoküste innerhalb aller Flüsse und deren


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