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280 Verbreitung charakteristischer Seefische. Im September 1875 sah ich sie mit einkommender Flut sogar über die unruhige Barre und etwa tausend Schritt weit den Kuilu stromauf gehen. Sie zeigten sich zu allen Jahreszeiten, manchmal mehrere Tage hintereinander, manchmal wochenlang auch gar nicht; während der Trockenzeit erblickten wir sie etwas seltener, aber wol nur deswegen, weil während dieser das Meer gewöhnlich heftiger bewegt ist und solftit die Beobachtung erschwert wird. Es gelang uns nicht, eins der Thiere zu erbeuten (II 95). Von den Eingeborenen ist auch keines zu erhalten, da diese den Delphinen — ngülu-mpütu pl. singülu-mpütu: Schwein des Meeres — durchaus kein Leid zugefügt wissen wollen; denn sie rühmen von ihnen, dass sie die Fische herantreiben und in die Netze jagen, und behaupten, sie kämen sicherlich lange Zeit nicht wieder, und es würde kein guter Fang mehr gemacht, falls man einen verwunde oder tödte. * Die F is c h e —- mfü pl. simfü — lassen sich natürlich nur ausnahmsweise eingehender beobachten, und man kann' in der Regel blos ihr Vorkommen nachweisen. Das Erblicken Und Erlangen derjenigen, welche im Meere leben und zu gewissen Zeiten in Schwärmen die Küste besuchen, wird durch die nimmer ruhende Brandung, die Calema, in hohem Grade beeinträchtigt. Nur an wenigen günstigen Tagen kann man überhaupt mit dem Canoe ohne Gefahr die schäumenden Brecher überwinden. Ein geübter Schwimmer und Taucher vermag dies eher zu vollbringen, ist aber nicht im Stande, auch zugleich Untersuchungen anzustellen. Immerhin ist mit Sicherheit festzustellen, dass gewisse auffallende, für die Temperatur empfindliche — oder doch von dieser abhängiger Nahrung nachgehendeZ,^ Fischarten südliche oder nördliche Strecken der Küste bevorzugen. Die schwankende Grenze ihrer Verbreitung liegt durchschnittlich zwischen Longoböndo und Tschilünga, verschiebt sich aber zuweilen nördlich bis zum Cap Matüti, südlich bis zum Kuilu oder bis zur Bai von Loango, in sehr seltenen Fällen sogar bis zur Bai von Cablnda (Seite 16). In der kühlen südatlantischen Strömung zeigt sich dann und wann blos ein vereinzelter fliegender Fisch (Exo- coetus acutus), ein Verirrter, während nördlich von der Tschilüngabai, im März und April 1876, in dem bis dahin vorgedrungenen Guineastrom ganze Schwärme derselben aufschwirrten. Dort jagten auf sie die im Süden nie gesehenen gefrässigen Makrelenarten: die übermeterlangen durch die Pracht wie die Wandlungen ihrer Farben ausgezeichneten Doraden (Coryphaena hippurus) und die kleineren in satterem Farbenschmucke prangenden Boniten (Scomber pelamys), während im Bereiche der südatlantischen Strömung blos schmucklose Doraden. Lootsenfische. Hundshaie. 281 Verwandte: Caranx amblyrhynchus, Lichia amia, Micropterix chry- surus verweilen. Wie in anderen Meeresgebieten musste ich auch bei Yümba die wahrhaft ungeheuren Sprünge der ebenso behenden wie kraftvollen Doraden bewundern, welche bei der Verfolgung der geängstigten Flieger aus spiegelglattem Meere sich im hohen Bogen gewiss fünfzehn und vielleicht zwanzig Meter weit durch die Luft schnellen. Der herrlich schimmernde Fisch leuchtet dabei im Sonnenglanze wie ein polirtes Metallstück; Sprünge von solcher Gewalt und Schnelligkeit und in so unmittelbarer Folge vermag ihm kein anderer auch nur annähernd nachzuthun. In demselben Gebiete sah ich auch zum ersten Male wieder die zu der nämlichen Familie gehörigen Lootsenfische (Naucrates ductor), Sie merkwürdigen Begleiter der Haie, deren einer sich denn auch sofort zu uns gesellte und dicht vor dem Buge unseres kleinen Küstenfahrers von Kunkuiti bis in die Yambabai mitschwamm. Aus dem Wasser aufragende charakteristische Rückenflossen verriethen die grossen Haie, die um uns ihre Kreise zogen, und kleinere Hundshaie (Scyllium) kamen frech bis an die Schiifsseite. Einem derselben, der sich eines Morgens zu hoch wagte, zerschmetterte ich mit einem Schrotschusse den Kopf. Ehe noch das sich überwälzende Thier in die Tiefe versinken konnte, erfassten wir es mit dem Bootshaken, griffen und hoben es an Deck. Der schlimme Räuber wurde mit kundiger Hand geöffnet; sein Frühstück: sieben unverletzte, eben erst gefangene heringsähnliche Fische (Alausa spec.?), Hessen wir uns nun als Morgenimbiss trefflich schmecken. Mehrmals zeigte sich auch ein über zwei Meter langer Pfeilhecht in unserer Nähe, welcher der mir von Westindien her wolbekannten, wegen ihrer Raubgier und ihres zeitweilig giftigen Fleisches berüchtigten Barracuda auffallend ähnelte; Sphyraena afra, die bei Tschintschötscho, Landäna und Cablnda gefangen wird, war es nicht. An der nämlichen Küstenstrecke, besonders aber in derYümbabai und in den unteren Theilen der. Bänyalagune kommt ferner ein Seeungeheuer vor, welches den Fischern grosse Furcht einflösst. Es tödtet und betäubt Menschen, ohne sie zu beissen oder zu schlagen, und selbst ein auf dem Strande liegendes, fast verendetes, vermag den stärksten Mann im Nu ohne äussere Gewalt zu Boden zu werfen. Von den zahlreichen Eingeborenen, welche im Bänya während der Trockenzeit nach Austern tauchen, fällt dann und wann einer dem Thiere zum Opfer. Man erzählt, dass dieses sich am Grunde auf den Leichnam lege und ihn erst nach einigen Tagen wieder freigebe; es


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