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verknöcherten Schildern beobachteten wir mehrfach auf den Klippen im Gebirgsbett des Kuilu besonders unterhalb Bümina. Die riesigen Thiere waren zu scheu, als dass wir uns hätten ihrer bemächtigen können. Eine schwarze Sumpfschildkröte (Stemothoerus derbianus) und eine andere kleine, sehr hübsch gezeichnete mit bewegliche^ Klappen am Hinterende des Rückenschildes (Cinixys erosa) — mbü- lu-töbe pl. simbülu-töbe — wurden uns nicht häufig gebracht. Die letztere gleicht einer Landschildkröte, lebt aber nach Aussage der Eingeborenen auch in Flüssen und Lachen, aber nie im Brackwasser,* sie soll sich beim Austrocknen der Tümpel sogar in den Schlamm vergraben. Diejenigen, welche wir auf der Station hielten, bewegten sich im Wasser geschickt, obwol sie Beine haben, die nur für eine Lebensweise auf dem Lande geeignet erscheinen. Ihr Fleisch wird von den Leuten sehr gerne gegessen. Das farbenschöne feste Schild^ gehäuse würde sich trefflich zu Schmuckkästchen eignen. Das lärmende „koax koax murkekekek“ und das schwermüthige „U-unk“ unserer Frösche und Unken vernimmt man in Loango nicht, so wenig wie in anderen Tropengegenden. Die dort heimischen Vertreter der in gemässigten Klimaten so fleissigen Teichmusikanten betheiligen sich überhaupt nicht am Naturconcerte, oder spielen doch dabei gar keine wesentliche Rolle. Ihr gelegentliches Stöhnen, Aechzen und Grunzen kommt kaum zu Gehör. Nur einen Laubfrosch (Hylam- bates Aubryi) habe ich im Verdacht, dass er ein ungemein lautes Plärren hervorbringt; er übt aber seine Kunst stets vereinzelt aus. Bisher sind von unseren gesammelten Batrachiern dreizehn, darunter zwei neue Arten, bestimmt. Der grösste Frosch ist Rana occipitalis (hydraletis); gemein ist auch der Sporenfrosch (Xenopus calcaratus) und eine Kröte (Bufo guineensis). Ehe ich zu den Fischen übergehe, will ich hier einige Mittheilungen über Seesäugethiere, Walarten einschalten, die zeitweilig an der Loangoküste gesehen werden. Einige Hundert Meilen westlich von der Mündung des Congo beginnt ein den Walfängern wolbe- kannter Fischgrund, wo noch vor einigen Jahrzehnten der Potwal (Physeter macrocephalus) mit Erfolg gejagt wurde. Von dort mögen sich dann und wann sowol Sonderlinge wie kleine Schulen junger, wahrscheinlich weiblicher Thiere bis in die Nähe der Küste verirren. Die genauen Beschreibungen der Eingeborenen lassen keine andere Deutung zu; überdies wiesen verschiedene erfahrene Männer unter einigen ihnen vorgelegten flüchtig entworfenen Umrisszeichnungen ohne Besinnen auf die richtige hin. Auch sind eine Reihe von Geschichten im Umlauf, nach welchen eben diese Wale weit draussen im M e e r e fischende Canoes umgeworfen und zerbissen haben sollen. Schon Proyart gedenkt dieser in den Berichten der Missionen vor einem Tahrhundert angeführten Unfälle. Das gelegentliche Vorkommen dieser Walart m der Nahe der Küste und in verhältnissmässig sehr flachem Wasser ist insofern interessant, als Sie gewöhnlich nur die allertiefsten Meerestheüe aufsucht. Es giebt jedoch Ausnahmen. Im Juli .868 trieb sich mehrere Tage lang ein starker Potwal im Long Island Sound bei New York umher und verübte mancherlei Unfug an Segelbooten. Wichtiger ist, dass ich im August 1874 in der schmalen Strasse zwischen Fernando Po und dem Festlande, nicht drei Meilen vom Hafen entfernt, zwei mittelgrosse Potwale und etwa acht Tage später einen gewaltigen alten Burschen gerade unter dem Aequator, westlich von der Insel « S t Thomö beobachtete. Der Capitän des Dampfers versicherte mir, dass er bei seinen Fahrten, die ja vorzugsweise in der Nahe der Küsten entlang f ü h r e n , Wale gar nicht so selten auf der Strecke von den Nigermündungen bis zum Congo erblicke; freilich konnte er die Arten nicht unterscheiden. Ein anderer auf der Höhe der Loangoküste vorkommender W al ist der Buckelwal, wahrscheinlich Balaenoptera longimana. Er wird auch in jenem Gebiete von Walfängern aufgesucht. Ich habe selbst zweimal von unserem Gehöfte aus die in ihrer Gestalt wie m ihrem Treiben durchaus charakteristischen Thiere etwa sechs bis acht Meilen entfernt spielen und „weisses Wasser“ werfen sehen. Am häufigsten besucht die Küste ein etwa drei Meter Lange erreichender Delphin. Sicherlich ist es nicht Delphinus delphis, sondern eine stumpfschnauzige A r t - obwol auch keine Phocaena - und wahrscheinlich der mir durch sein ähnliches Betragen von amenca- nischen und anderen Küsten wolbekannte Cöwfish der Walfänger: Tursiops Gillii Dali, oder eine nahestehende Species. W ie diese, „runden“ sie ruhig beim Auf- und Niedertauchen und vollführen gar keine lustigen Sprünge wie die bekannten lebhafteren Delphinarten*). Sie ziehen in kleinen Schulen, vielleicht acht und zehn bis zu zwanzig mit einander und locker verstreut so dicht am Strande entlang nach Süden oder Norden, dass sie bisweilen hart an die Brandung gerathen. Delphinus delphis und andere spitzschnauzige Verwandte beobachtete ich dagegen während der Fahrt nach Loango südlich vom Cap Verde auf den Great Jeba Fiats vor der Mündung des Cacheo, und südlich vom Cap Leone auf den berüchtigten Shoals von St Anu und zwar in so erstaunlich grossen, nach T a u s e n d e n zahlenden Schulen, w e ich sie nur noch bei ihren Wanderzügen um Cap Horn bemerkt habe. (Näheres m. Wal und Walfang; „Das Ausland“ Jahrgang 1871/72).


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