268 Vogelstimmen. Meistersänger. Der wundervolle Feuerweber (Pyromelana flammiceps) vermeidet in seinem sammetschwarzen und scharlachrothen Hochzeitskleide die Wohnsitze des Menschen, gerade als wüsste er, dass seine Farbenschönheit ihn zu einem auffallenden und verlockenden Geschöpfe macht. Die Paradieswitwen, besonders Vidua macroura besuchen dagegen häufig in Pärchen Dörfer und Gehöfte. A u f freien Plätzen pickt das unscheinbare Weibchen an der Erde, während das mit den weichen langen Schwanzfedern geschmückte Männchen es dann und wann mit Flugbewegungen umgaukelt, deren Zierlichkeit und Anmuth zur Bewunderung hinreissen. So bevölkern namentlich die kleinen, grösstentheils in Europa hinreichend bekannten und vielfach lebend gehaltenen Vögel die Sava- nen und Pflanzungen und verkehren zutraulich an den von Menschen besiedelten Orten. Man begrüsst sie als liebe Gäste und erfreut sich immer wieder an ihrer Farbenpracht und ihrem Gebaren. W ill man ihnen ein grosses Fest bereiten, so lässt man einige aus der Campine geholte pilzförmige Termitenbauten zerschlagen. Dann eilen sie von allen Seiten herbei und halten ein köstliches Mal, wobei es unvergleichlich munter und lustig hergeht, und im bunten Gewimmel manchmal auch seltene Besucher erscheinen. W o das Auge sich erfreut, geht auch das Ohr nicht leer aus. Unschöne dumpfe, gellende, kreischende Laute vernimmt man freilich oft genug, wenn man nur in die Weite horcht, doch fallen diese in der Savane bei weitem weniger auf als das volltönende Flöten, das anheimelnde Girren und Rucksen der allgegenwärtigen Würger und Tauben. Wendet man aber seine Aufmerksamkeit auch den aus der Nähe kommenden Stimmen zu, so erklingt zwischen dem Schirpen und Zwitschern der gefiederten Kleinen manch hübsche anmuthige Strophe — nicht geringer an Werth als die Mehrzahl der Leistungen unserer heimischen Sänger. Auch binden jene sich an keine Jahres-* zeit, sondern singen ihre leisen einfachen Weisen immerfort und werden blos im August und September, vor Beginn der Regenzeit, wenn sie mausern, etwas schweigsamer. Meistersänger sind aber neben einigen Verwandten namentlich Criniger simplex und C. notatus, die jedoch, ganz wie die unseren, nicht überall sich hören lassen und lauschige lockere: Buschwälder bevorzugen. An Frische, Wolklang und Mannigfaltigkeit vereint ihr Gesang die Schönheiten der Mönchsgrasmücke und Singdrossel, er würde sogar am besten dem der Nachtigall zu vergleichen sein, wenn ihm nicht das Schluchzen und Klagen, überhaupt das Melancholische gänzlich mangelte. Es wäre ein vergeblicher Versuch, ihre Lieder in Noten wiederCh arakteristische Strophen. 269 geben zu wollen; besser gelingt es mit den bestimmten, klar gegliederten Strophen mancher anderer Waldbewohner. So hört man m der Niederung des Kuilu einen uns unbekannt gebliebenen Vogel rem und zart acht bis elf Töne der chromatischen. Scala abwärts flöten (Beispiel I), die letzten länger und leiser wie nachsinnend je einmal wiederholen und dann verstummen, als hätte er den Rest vergessen. Ein anderer an Flussmündungen nicht seltener giebt rasch hinterem- Beispiel I. q v ^ ^ r r —' - r~f>°—^—j— ander und wol eine Minute lang ein und denselben Ton von sich, gepau als wenn Jemand in der Ferne mit einem kleinen Hammer auf einen hellklingenden Ambos schlüge. Unvergleichlich an Fülle und Wolklang ist der Morgengruss des Niini mkissi, des verzauberten Vogels, welcher ebenfalls am Kuilu etwa von der Nängamündung an bis zum Bogen von Mmdo vorkommt, aber nach dem Glauben der Eingeborenen weder getödtet, Beispiel II. noch erblickt werden kann. Er lässt in abgemessenen Pausen je zwei langgehaltene Töne erklingen, die anschwellend und ersterbend im Intervall einer Quart abwärts auf einander folgen (Beispiel II), so machtvoll und glockenrein, dass man andächtig lauscht. Der Genuss ist selten, da der nicht häufige Vogel nur für kurze Zeit um Sonnen- aufgang seine köstliche Stimme erhebt. W ir vermochten weder diesen, noch den anderen Nüni mkissi zu Beispiele III. * >-T-r ü bestimmen, welcher in den Mangrovenbeständen des Tschiloango lebt und der Sage nach eine verzauberte Prinzessin ist, daher ebenfalls weder getödtet, .noch erblickt werden kann. Sein eigenartiges, von manchen variirtes Thema ist oben in Noten wiedergegeben (Beispiel III). Die ungemein lieblichen zarten Töne werden im leichten Staccato vorgetragen, schwingen aber nach und besitzen eine entschieden metallische Klangfärbung. Es haftet ihnen etwas ganz Unbeschreibliches an, als
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