die Gebüsche und über das Grasmeer hin, bald heben sie sich flatternd wie eine Lerche aufwärts, einer schwirrenden Beute nach, und sinken- in schöner Bogenlinie wieder herab; dann gleiten sie mit halb einge- zogenen oder ausgebreiteten Schwingen unter reizvollen Wendungen in die Weite und kehren in gleicher Weise zurück. Das geschieht immer so leicht, so schwebend, als koste es ihnen nicht die geringste Anstrengung, als besässen sie überhaupt kein Gewicht. Oft sieht man aus lockeren Schwärmen, welche in mässiger Höhe entlang ziehen, den einen und anderen pfeilgeschwind bis dicht über den Erdboden niederfallen, in sicherem Schwünge ein entdecktes Insect fassen und sogleich wieder zu den übrigen emporsteigen. Namentlich Merops cyanostietus und M. superciliosus erfreuen durch ihr Treiben in der Savane; der edelgraue, rothbrüstige M. bicolor wurde nur von Mai bis Juli im Vorüberziehen nach Süden bemerkt. Er lässt öfter und lauter als die übrigen seinen ziemlich gellenden R u f etwa wie „tschüö tschüe“ hören. Ein sehr wunderlicher kleiner Vogel ist der langschwänzige Colius nigricollis. Sein mausgraues Gefieder besteht, flüchtig betrachtet, eigentlich nur an Flügeln und Schwanz aus wirklichen Federn und gleicht im übrigen mehr dem weichen Felle eines Säugethieres. Die munteren Thiere ziehen in kleinen Gesellschaften umher, unter nicht lautem, aber schrillem Gezwitscher und in gerader Linie von einer Dickung zur anderen eilend. Ihr Flug ist so pfeilgeschwind, dass man oft die nahe vorübersausenden Vögel gar nicht erkennt und erstaunt um sich blickt, woher denn das seltsame Geräusch kommt. Sie sind in den undurchdringlichen dornigen Hagen der Savane heimisch; anfliegend verschwinden sie im Augenblick in dem scheinbar dicht geschlossenen Pflanzenwall und fahren ebenso unerwartet wieder heraus, um ohne Rast weiterzuschwirren. In einem einigermassen grösseren Gebüsch bekommt man sie überhaupt nicht wieder zu Gesicht, und während man erwartungsvoll lauscht, sind sie längst an der anderen Seite auf und davon. An lockeren Stellen sieht man sie zwar hin und wieder eigenartig behende vorüber huschen, aber so schnell, dass man in Zweifel bleibt, ob es ein Vo ge l, ein anderes Thier oder ein Schatten war. Daher sind sie im Freien kaum näher zu beobachten. W ir hielten sie vielfach in unserem Vogelhause. Dort kletterten sie wie Meisen am Geäst der aufgestellten Büsche umher und .hiengen sich zum Schlafen eng zusammengedrängt an die Wandgitter; sie bildeten dabei so dichte Klumpen, dass selbst die Todten am Platze ge halten wurden, bis die Lebenden sich wieder trennten. Die Fringilliden und Ploceiden bevölkern die Savane am meisten; von beiden sind uns je fünfzehn Arten, darunter zwei neue Webervögel, bekannt geworden. Viele von ihnen halten sich gern — nach der Brutzeit gewöhnlich in Schwärmen zu einander gesellt — m der Nähe der menschlichen Wohnsitze und hüpfen wie manche unserer heimischen Vögel zutraulich in den Dorfgassen und Gehöften umher. Der africanische Sperling (Passer Swainsoni) beträgt sich ganz wie der unsere, ist aber zierlicher und eleganter. Von den Webervögeln nisten namentlich Hyphantornis nigerrimus und H. cinctus in oder an Dörfern und Factoreien auf Oelpalmen, noch lieber auf freistehenden Wollbäumen. Im dichten Laube der letzteren bleiben die nicht nur nach Hunderten, sondern nach Tausenden zählenden ebenso fest wie kunstvoll geflochtenen Nestbeutel — worunter freilich auch viele alte und verlassene sind - zum Theil verborgen; auf ersteren, die von den geschickten Baumeistern gewöhnlich vollständig ihrer Fieder entkleidet werden (Abbildung II 117), fallen sie um so mehr auf. Ihr Treiben um einen besiedelten Baum erinnert an das um einen Bienenstock. Da die Eingeborenen nicht daran denken, die unruhigen Scharen zu belästigen, kümmern sich diese gar nicht um das Thun der Menschen. Sie sind ebenso arglos wie regsam und fleissig und vollführen im Streite um die besten Plätze, beim Brüten und Atzen wie bei ihren Versuchen, sich als Sänger hören zu lassen, einen zwar grossen, aber anheimelnden Lärm. Zum Weben holen sie sich das geschmeidige und zähe Material am liebsten von nahestehenden Oelpalmen, wählen aber in der Regel zunächst eine bestimmte aus,, der es dann freilich übel ergeht. Sie verfahren ganz ordnungsmässig. Flatternd fassen sie mit dem Schnabel den Rand eines Fiederblättchens, wo es am Wedelschaft ansitzt, und trennen, sich fallen lassend, ein schmales Band der ganzen Länge nach ab; in gleicher Weise gewinnen sie ein zweites und drittes, bis von dem Fiederblatte nur noch die dünne Mittelrippe übrig geblieben. Dann streifen sie das nächste, die folgenden ab, und endlich, wenn an dem einen Wedel nicht eine Spur von Grün mehr vorhanden, erlesen sie den benachbarten. Sind sehr viele Vögel an der Arbeit, so beginnen sie auch an mehreren zugleich. Mit rastloser Emsigkeit schwirren die kleinen Baukünstler um den Wipfel: zahllos kommen sie und zahllos fliegen sie ab, langflattemde Bändchen mit sich tragend. Nur kurze Zeit, und die volle Krone der stolzen Palme ist verschwunden; was davon übrig ist, gleicht dem Besenreis. Eine zweite und dritte wird in Angriff genommen, manchmal ein Dutzend geplündert (Abbildung II 88), ehe die Nesterstadt vollendet ist.
27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above