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gleitet er plötzlich, statt aufzufliegen, pfeilschnell hinab in das Wasser. Selten wird er nochmals erblickt, da er meisterhaft taucht und zwischen dem Wurzelgewirr nur dann und wann K o p f und Hals hervorstreckt, bis die Gefahr vorüber ist. Sie wählen bestimmte, meist abgestorbene Bäume zu ihren Schlafplätzen; dort versammeln sie sich gegen Sonnenuntergang und können von einem nahen Hinterhalte aus am besten erlegt werden. Starke Ladungen sind aber sehr zu rathen, denn keines Vogels Gefieder besitzt eine so erstaunliche Widerstandsfähigkeit gegen Schrote. Abgebalgt ist er ganz gut zu essen. W o der Schlangenhalsvogel sich aufhält, da sind auch die Reiher heimisch, namentlich der stattliche Ardea purpurea — nküka pl. sin- kuka — und der riesige wie seltene Ardea nobilis, die immer scheu und schwierig zu beschleichen sind. Häufiger finden sich die leichter zu schiessenden Ardea garzetta und A. alba, die den in flachen Lagunen und Tümpeln fischend umherwatenden Frauen und Mädchen verhasste Mitbewerber sind. W o Gebüsch und Gras bis in das Wasser hinein wachsen, da hausen versteckt: Porphyrio Alleni, Podica sene- galensis, Ortygometra nigra und die in allen Tropengebieten der alten Welt verbreitete Prachtralle (Rhynchaea capensis), während die zierlich auf der schwimmenden Vegetation entlang laufende Parra afri- cana erst in einiger Entfernung von der Küste vorkommt. Das Heer der Strandläufer und Schnepfen tummelt sich dagegen mit Vorliebe an stillen salzigen Weihern und Pfützen und streicht theilweise unter gellendem Pfeifen von Ort zu Ort.. Seltener erscheint zwischen ihnen in kleinen Flügen der schmucke, mit unverhältniss- mässig langen Stelzen ausgestattete Strandreiter (Himantopus autum- nalis) und ein alter Bekannter: der grosse Brachvogel, Keilhaken (Numenius arquatus), der sich am Meeresstrande geschickt die auf dem Sande laufenden Krabben fängt. A n den Rändern der düsteren Manglare und an lichten Stellen derselben erfreut das muntere Treiben der geringe Scheu vor den Menschen bekundenden Eisvögel, unter welchen an Zahl der schwarz und weiss gescheckte Ceryle rudis bedeutend voransteht. Gewöhnlich von einem bestimmten A s t aus, zu dem sie immer wieder zurückkehren, oder wie Falken rüttelnd über dem Wasser schwebend, fahnden sie auf unvorsichtige Fische. Man kann sie in nächster Nähe beobachten und findet sie oft nach Wochen noch auf dem nämlichen Platze. Der grosse, vornehm gezeichnete Ceryle Sharpii das Männchen ist an der Unterseite schön rostroth, das Weibchen einfach schwarz und weiss gefleckt — ist nirgends häufig und scheint in seinem Jagdbezirk andere der nämlichen A r t nicht zu dulden. Ein Pärchen hatte sich sein Brutloch zweihundert Schritt nördlich von unserem Gehöfte im Steilabsturze eines Lateritplateaus am Strande angelegt. Des Morgens flogen sie über uns hinweg nach den Lagunen des Tschiloängo und kehrten des Abends zurück; manchmal machten sie den W e g auch öfter am selben Tage. Schon von weitem kündigten sie sich an durch ihr gellendes, kurz abgesetztes Geschrei. Am 15. Juni 1875 gruben wir das Nest aus und schossen zugleich die herbeieilenden Vögel. Die Oeffnung befand sich in der senkrecht abfallenden Wand zehn Meter über dem Strande und zwei Meter unterhalb des oberen Randes. W ir hatten von oben abzugraben und dann dem Gange drei Meter tief in den festen Latent zu folgen, ehe wir zu vier rundlichen weissen Eiern gelangten, die in einer flachen, schüsselähnlichen Erweiterung auf dem blossen, mit Fischschuppen und Gräten untermischten Sande lagen. Sie hatten etwa die Grösse unserer Rebhühnereier. Nach der Mühe zu urtheilen, die uns das Ausgraben verursachte, müssen die Vögel schwer und lange gearbeitet haben, um einen so tiefen und weiten Gang auszuhöhlen. Der Hammerkopf oder Schattenvogel (Scopus umbretta) — ntttla pl. sinttila — scheint weder an Lagunen, noch an kleinen Gewässern zu leben. W ir bemerkten ihn lediglich in der Niederung des Bänya Kuilu und Congo, Der nirgends häufige graubraune Vogel besitzt in seinem Gebaren nichts besonders Anziehendes und lässt nur selten seinen R u f, ein heiseres Quarren, vernehmen, baut aber ein im Ver- hältniss zu seiner Grösse wahrhaft ungeheures backofenförmiges Nest. Dieses, aus fingerdickem Reisig und dazwischen gestopften Grashalmen bestehend, erreicht an zwei Meter Durchmesser und über einen Meter Höhe, ist allseitig geschlossen und hat an der Seite eine kleine Oeffnung; wie der langbeinige Vogel in seine Wohnung schlüpft, habe ich leider nie beobachten können. Das Nest ist gewöhnlich auf horizontal ausladenden Zweigen in geringer Höhe über der Hochwassermarke angelegt. Die Eingeborenen behaupten, er errichte es nicht selbst, sondern lasse andere Vögel für sich arbeiten. In einem fanden wir Ende Juli zwei nahezu flügge Junge. Fährt man den Kuilu aufwärts, so zeigen sich neben den stillsitzenden oder zierlich schreitenden Schatten vögeln hier und dort auch scheue weisshalsige Störche (Ciconia episcopus) und Ibis caffrensis mit ihrem dunkeln, metallisch schimmernden Gefieder; von den K ie s bänken bei Tschitümbu Mvtibu an erscheint der elegant fliegende Scheerenschnabel (Rhynchops flavirostris) und ein ängstlich lärmender weisser Kiebitz (Hoplopterus albiceps). Auch eine niedliche Bach


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