254 und Brust tragen ein helles schimmerndes Rostroth. Diese Farbenzusammenstellung ist so prächtig und gewählt, dass man ihn den schönsten Raubvögeln beizählen muss. Weniger häufig als der vorgehende, scheint er landeinwärts überall aufzutreten, wo dieser nicht mehr vorkommt; nur am Bänya streift er bis zur Küste. W ir fanden ihn zuerst im Kuilugebiet und zwar vom Nänga aufwärts, aber nicht mehr im Gebirge. Viel energischer und gewandter als der Gypohierax schiesst er jäh nieder und stösst wie unser Pandion haliaetos Cuv. oder wie der Osprey (Haliae- tos leucocephalus Cuv.), dem er noch mehr in seinem Gebaren ähnelt, tief in das Wasser nach erspähten Fischen; andere Thiere sahen wir ihn nie verfolgen, und in der That zeigten diese auch keine Furcht vor ihm. Seinen Standort hält er genau ein und benutzt fast regelmässig zu bestimmten Stunden gewisse Lieblingsäste. Da die stolzen Vögel von' den Eingeborenen nicht belästigt werden, haben sie keine Scheu vor Menschen; sie Hessen uns im Canoe jederzeit ruhig hinanoder vorüberfahren. Eigenartig- im höchsten Grade ist ihr Geschrei, ausserordentlich laut, gellend und lang anhaltend, aber so wechselnd im Tonfall und Rhythmus, dass es kaum zu beschreiben ist. Bald klingt es wie ein höllisches Gelächter, bald wie ein entsetzliches Wehegeschrei, bald wie helles Gejauchze von übermüthigen Kindern. Es muss den Thieren grosse Anstrengung kosten, diesen gespenstisch wilden Lärm hervorzubringen. Wenn sie bei Sonnenuntergang in hoher Luft über eine weite Wasserfläche ziehen, sieht man sie bisweilen ganz plötzlich wunderbare Flugkünste beginnen, wie in ausgelassener Lust umhertaumeln und scharf zuckende und schüttelnde Bewegungen vollführen, als wären sie von Krämpfen befallen nach Verlauf einer entsprechenden Zeit hallt dann ihr Geschrei herüber, das sie in so eigen- thümlicher Weise begleiten. Am häufigsten hört man sie jedoch in früher Morgenstunde, wenn Nebelschwaden den Urwald umweben, und man mag wol erschrocken vom Lager auffahren, falls der Vogel einen nahestehenden Baum zum Sitze erwählte, um den jungen Tag mit seiner gellenden Stimme zu begrüssen. Ueber unser Gehöft flog öfters ein Pärchen irgendwo binnen- wärts nistender ausserordentlich grösser Seeadler und fischte weit draussen im Meere. Sie gfichen unserem Haliaetos albidlla Briss., erschienen mir aber noch stärker und trugen Fische von bedeutender Grösse zum Horste. Die gewaltigen Vögel hielten sich leider immer in unerreichbarer Höhe, und als ich doch einmal den einen mit einer glücklichen Ku ge l herabbrachte, fiel er in den Buschwald und konnte nicht gefunden werden. Sicher war es nicht der seltene und stolze Spizaetos coronatus, den wir ebenfalls gesammelt haben. — Durch seinen weitschallenden, aber anheimelnden R u f und nicht minder durch sein Treiben wie die Schönheit seines Gefieders fällt ein häufiger Bewohner der Galleriewaldungen auf: der Riesenhelmvogel oderTurako (Corythaeola cristata; Turacus giganteus) — mbülu- kóko pl. simbúlu-kóko. Er erreicht die Grösse eines starken Haushuhnes, doch ist seine Gestalt schlanker, sein flach ausgebreiteter Schwanz weit länger, und den klugen K o p f schmückt eine Feder, kröne (Abbildung I I 131). Das schillernde Gefieder ist auf der Rückenseite und am Halse vorherrschend dunkel stahlblau und leuchtend lasurblau, an Brust und Leib rostroth und matt grüngelb gefärbt und zeigt bei verschiedener Beleuchtung überraschend schöne Farbenwirkungen — wie das aller übrigen Musophagen — , die jedoch nach dem Tode bedeutend schwächer werden. Nach seinem überaus lauten Rufe nennen ihn die Eingeborenen wörtlich: das Thier Koko. Und mit vollem Rechte. Vielleicht kann dieser Name allgemein beibehalten werden, um ihn von seinen kleineren Verwandten in einfachster Weise zu unterscheiden. Denn wie diese wenig bekannt sind und in der Classification eine unsichere Stellung einnehmen, so ist man bei ihm erst recht zweifelhaft, wo man ihn unterbringen soll. Der R u f besteht aus zwei Theilen, die im Sitzen stets nach einander vorgetragen werden, während im Fliegen nur der letzte wiederholt wird. Der erste Theil ähnelt dem Schrei unserer Pfauen, ist aber viel harmonischer und gewissermassen nach abwärts harpeg- girend; man könnte ihn etwa durch „kuriü“ wiedergeben. Der zweite Theil lautet genau wie „kok kok kok“ und wird getrennt, aber schnell hintereinander acht bis zehn Mal oder noch öfter hervorgestossen. Diese Töne sind auf überraschend weite Entfernungen zu vernehmen. Lange bevor ich den Vogel kannte, hörte ich an stillen Abenden auf den Hügeln hinter unserem Gehöfte seinen R u f vom jenseitigen Ufer der Lagune von Tschissämbo herüberhallen. In grösserer Nähe von Tschintschötscho kommt er nicht vor. Heimisch ist er unseres Wissens nur im Gebiete des Luémme und Kuilu und aller nördlich gelegenen Flüsse; am Bänya habe ich ihn noch in Menge gefunden, am Congo dagegen nicht gehört. Nirgends ist er bis zur Küste verbreitet, sondern geht flussabwärts höchstens bis in die Nähe der Mangrovenbestände; im Gebirge ist er seltener. Wir haben ihn ausschliesslich in der Nähe des Wassers bemerkt. Das Treiben der sehr zahlreichen und anmuthigen Geschöpfe ge
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