gegessen, und die Eingeborenen haben daher keinen triftigen Grund, Gorillas zu verfolgen; Jagdeifer und Eitelkeit drängt sie dazu, manchmal auch Gewinnlust: sie fangen das junge Thier, welches stets bei der getödteten Mutter bleibt, und bringen es zur Küste. Derartige Glücksfälle ereignen sich indessen äusserst selten. — Von Lemuren lernten wir nur eine A rt kennen, und zwar erhielten wir lebend einen sehr niedlichen jungen Pterodicticus Potto. Den T a g verbrachte er meistens schlafend, suchte aber dennoch bisweilen, wenn wir ihn weckten, Insecten zu erhaschen. Dabei vollführte das noch junge Thierchen Sprünge, die lebhaft an die eines grossen Frosches erinnerten. Unter den Flatterthieren fallen Epomophorus macrocephalus — nöpo-küsu pl. sinöpo-küsu — mit einer Flügelweite von mehr als einem halben Meter und Pterocyon stramineus auf; sie zogen des Abends häufig über das breite Wasser an der Mündung des Kuilu. Dort haben wir sie geschossen und gesammelt. Binnenwärts und bei Tscbintschötscho, sowie in südlicheren Strichen wurden sie nie bemerkt; auch am Bänya sah ich sie nicht. Mitte Juli trieb sieh ein gewiss nach Tausenden zählender Schyrarm der ersten A r t zwischen Massäbe und Winga am hellen Tage zwischen den Fächerpalmenbeständen hart am Strande scheinbar zwecklos umher; denn alle Thiere flogen auf einer Strecke von etwa einer Meile Länge beliebig hin und wieder. Unter dem niederhängenden verdorrten Blättermantel der Hyphaene finden sie trefflich geeignete Schlafstellen. — Ueber die gefiederten Bewohner des Gebietes vermag man bessere Kenntniss zu erlangen, als über die zwischen der Vegetation verborgenen anderen Thiere, da man sie bei ihren Bewegungen in der Luft eher zu Gesicht bekommt. Von ihnen haben wir daher auch eine weit grössere Anzahl gesammelt. *) Im Allgemeinen vermeiden sie das Innere grösser Waldungen und verhalten sich gleich den Vierfüsslern um die Mittagszeit ruhig. Die kleineren Arten beleben allenthalben Busch und Gehölze der Sa- vanen, oft in Flügen umherziehend, in Schwärmen bei einander nistend; die grösseren Arten, die charakteristischen Tropenvögel, deren Anblick man wol am meisten ersehnt, beschränken sich jedoch mit wenigen Ausnahmen auf bestimmte Gegenden. Dort muss man sie aufsuchen, etwa wie bei uns Birk- und Auerwild, sonst kann man sich jahrelang in einzelnen Landestheilen aufhalten, ohne von ihrem Vor*) Ich verweise hier nochmals auf das im. Anhänge abgedruckte Verzeichniss vorkommender Thiere. handensein eine Ahnung zu haben. Sie hausen vorwiegend in den Waldungen des Gebirges sowie der angrenzenden Striche des Vorlandes und verbreiten sich blos in den Niederungen der Flüsse bis in die Nähe des Meeres. Die Mangrovenbestände lieben sie jedoch nicht und treten in der Regel erst jenseits von deren oberen Grenzen auf. Vielleicht finden sie sich nirgends so häufig und bereits in geringerer Entfernung vom Meere wie im Gebiete des Kuilu. Dieses ist für den Naturforscher das Paradies Loangos, während die Gegend von Tschintschötscho und benachbarte Strecken sich durch beispiellose Oede auszeichnen. Gewisse Arten grösser Vögel sind im Lande überhaupt nicht heimisch. Der Strauss, welcher nach Degrandprö noch vor einem Jahrhundert entlegene Striche bewohnt haben soll, ist den Eingeborenen nicht einmal im Bilde bekannt und findet sich auch nicht in den ihm gewiss weit besser zusagenden Litoralgebieten südlich vom Congo. Flamingos sind Fremdlinge, die blos im Vorüberziehen — wie auch die Pelikane — dann und wann auf der Nehrung des Bänya und den Bänken der Loangobai rasten, gewöhnlich aber sogleich südwärts bis nach Kinsömbo eilen, wo sie in ausgedehnten Sümpfen ihrer Nahrung nachgehen. Woher sie eigentlich von Norden kommen, war nicht in Erfahrung zu bringen. In den Morgenstunden ziehen die stattlichen Vögel in nach Hunderten zählenden langgestreckten Flügen vereint unfern des Strandes über dem Meere entlang. „Flocks of flamingoes going to the South denote the approach of the rains“ sind die letzten Worte- in Tuckeys Tagebuch — , ihr Zug wird jedoch nicht vom Wechsel der Jahreszeiten beeinflusst.*) Der Anblick ist immerhin ein seltener, und die Kinder der Küstenbewohner freuen sich desselben und begrüssen die Flamingos — nkumbi pl. sinkümbi: Jungfrau wie unsere Kinder die Störche, ohne jedoch in ihnen die Bringer von Schwestern und Brüdern zu erkennen. Von Pelikanen haben wir nur ein Pärchen mit röthlichem Gefieder am Nängasee beobachtet. Einmal, Anfang August 1875, gewahrten wir auch auf den äussersten dürren Aesten eines Baumes im Galleriewalde fünf grosse Vögel sitzen, dann aufsteigen «und kreisen, die wir nur für unsere wolbekannten Störche halten konnten. Den adlergleichen Fregattvogel (Tachypetes aquila), den ich sonst nirgends in der Nähe Westafricas bemerkt habe, sah ich zu meinem *) Züge nach Süden wurden beobachtet: 1874 am 3. und II. November, 2. und 28. December; 1875 am 6. und 8. Juni, 6. und 8. Juli, 14. September und 26. December; 1876 am 12. März; Züge nach N o rd en nur 1876 am 26. Januar und 6. März, nnd zwar stets in den Morgenstunden.
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