thiere kennt, und das Freileben der Sippe nicht genau beobachtet worden ist. Wir dürfen hoffen, dass Herr von Koppenfete, der bereits wieder seit einigen Jahren sein altes Jägerleben im Ogöwegebiet führt, weitere wichtige Aufschlüsse über das Treiben der anthropo- morphen Affen geben wird. Die Eingeborenen der Loangoküste und Yümbas unterscheiden zwei Varietäten oder Arten von Chimpansen, die sich niemals zu einander gesellen sollen: eine grössere und seltene nur im Gebirge heimische Hj- tschimpenso pl. bimpenso — , die allgemein üblich gewordene Benennung des Thieres entstammt demnach der Fiötesprache, und die gewöhnliche — nslku pl. sinsTku — , die wir allein kennen gelernt und todt wie lebendig mit nach Europa gebracht haben. A n entlegenen Orten erhielt ich von jagdkundigen Leuten in der Hauptsache ganz übereinstimmende Angaben über den Tschimpenso; er sei schlauer, weit grösser und stärker, sowie bösartiger als der Nslku, habe ein glatteres, mehr graues, manchmal auch braunes Fell und immer ein schwarzes Gesicht wie der Gorilla. Er wird auch gleich diesem gefürchtet. Ein Nest baue er nicht, sondern raffe Laub und Gezweig zu einem Lager auf der Erde zusammen. Gleich dem Gorilla raube er junge Weiber und behalte sie im Walde bei sich. Die bösen Thiere lebten nur in kleinen Familien und nicht in Banden beisammen wie die Sinsiku. — Gorillas sind sehr selten und hausen in den Wäldern des Gebirges oder unmittelbar angrenzender Striche des Vorlandes. Vor einem Menschenalter sollen sie vereinzelt am Luömme und Kuilu noch bis zur Mündung und auch in den Schluchten des Plateaus von Buäla angetroffen worden sein; gegenwärtig kommen sie blos am Bänya bis zur Küste vor, und dort glaube auch ich einmal Gorillas gehört zu haben. Uns ist jedoch nie ein Gorilla im Walde zu Gesicht gekommen, und wir kennen daher nur unseren klugen und liebenswürdigen Pflegling (Abbildung H 168), den Dr. Falkenstein während der Rückkehr vom Kuilu zum Geschenk erhielt, und. dessen Wesen er eingehend (II 149) geschildert hat. Mancher Leser wird sich des prächtigen Burschen und seines Gebarens im Aquarium zu Berlin erinnern. Unter den Eingeborenen giebt es nur wenige, die Gorillas — mpüngu pl. simpüngu — überhaupt erblickt, und nur Vereinzelte, die sie geschossen haben. Und wie man in Berlin nach dem Aquarium gieng, um das Wunderthier zu betrachten, so besuchten die Bewohner der Umgegend unser Gehöft, um einen Mpüngu anzustaunen; und von fernher, selbst aus dem Gebirge kommende Karawanenleute, scheuten den Umweg nicht, um sich von der Wahrheit der weithin verbreiteten Mär zu überzeugen, dass wirklich der gefürchtete Herr des Waldes frei und fröhlich in einer Behausung der Weissen sich tummele. Es gewährte ein eigenes Interesse, die verblüfften Gesichter, die Verwunderung, die Freude der Leute zu beobachten, wenn das neckische, zutrauliche Thier sich mit ihnen abgab. Mit dem des Morgens seine Waaren zu Markte bringenden weiblichen Geschlechte stand er auf allerbestem Fusse und bewies grosse Zuneigung zu einem liebenswürdigen Mädchen, das ihn gelegentlich hätschelte. Je weniger die Eingeborenen vom Gorilla wissen, um so mehr haben sie von ihm zu erzählen. Die Sachverständigen berichten, dass er sich gern an den Kohlen wärme, welche abziehende Karawanen auf Lagerplätzen im Walde glühend^ zurückliessen. Andere behaupten dagegen, dass er selbst Feuer anzumachen verstünde und regelrecht koche; die Töpfe dazu nehme er den wasserholenden Frauen an den Quellen ab und zwinge auch diese selbst, wenn sie ihm gefielen, mitzugehen, behandele sie aber gut und liesse sie später wieder heimkehren. Die Männer dagegen tödte er, wo er sie finde, indem er ihnen mit einem Knüttel oder der Faust den Schädel einschlüge. Er esse jedoch nicht von ihrem Fleische. Er habe nur eine Frau und wenige Kinder; sie alle blieben aber stets bei einander. Frau Mpüngu trage ihren Säugling im Arme auf der Hüfte reitend und pflege ihn wie eine menschliche Mutter. Die ganze Familie richte sich ein weiches Lager auf der Erde am Fusse eines grossen Baumes ein und lebe vorwiegend am Boden. Der Vater vertheidige die Seinen, stosse tiefe Kehltöne aus, bearbeite die Brust mit den riesigen Fäusten und fürchte weder Mensch noch Thier. Er sei ein böser Geselle; selbst der Leopard fliehe vor ihm, und wenn erElephanten begegne, mache er sich öfters den Spass, den grössten am Rüssel zu packen, um einen Baum zu ziehen und ihn. dann so wuchtig an den Leib zu schlagen, dass der Gezüchtigte vor Schmerzen den Rücken krümmend und jämmerlich schreiend davonlaufe. Ich habe nur zwei eingeborene Jäger gesprochen, die Gorillas erlegt hatten. Sie berichteten mir, dass sie die gefürchteten Thiere nicht aufsuchten, sondern ihnen zufällig im Walde begegneten. Nur wenn sie ein einzelnes anträfen, schlichen sie Sich dicht hinan und schössen es todt; dann aber liefen sie schleunigst davon, um sich vor der Rache etwa in der Nähe weilender in Sicherheit zu bringen. Nach einigen Stunden kehrten sie mit Beistand zurück und schafften die Beute fort. Das Fleisch der anthropomorphen Affen wird nicht
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