Die Charaktere der drei waren bei alledem durchaus verschieden: Pavy, ein Männchen von Mittelgrösse, war sehr liebenswürdig, einschmeichelnd und ausserordentlich anhänglich; Jack, ein schwaches Weibchen, war ein vollendeter Humorist, amüsirte sich mit allen Menschen — ausser mit dem weiblichen Geschlechte, das er durchaus nicht leiden konnte ffjpv war aber Niemandem besonders zugethan; Isabella, ein sehr starkes Weibchen, das wir bereits vollständig erwachsen geschenkt erhielten, weil es um seiner Bösartigkeit willen in einer Factorei nicht mehr geduldet werden durfte, fiel wüthend die Menschen jedes Geschlechtes und jeder Farbe an, die sich ihm näherten. Es dauerte lange, bis sie durch zweckmässige gute Behandlung beruhigt, wenigstens in uns Europäern keine Feinde mehr erblickte. Ihr Charakter war verdorben. Sie liess sich alles Gute gefallen, war aber nicht dankbar dafür, wie Jack und Pavy. Die beiden letzteren waren fast wie die Hunde wachsam. A u f ihren hohen Behausungen sitzend, hielten sie aufmerksame Umschau und kündeten stets ungewöhnliche Vorgänge in der Nachbarschaft sowie das Nahen von Besuch an. Da wir ihnen wie den anderen Thieren von Ausflügen gern einige besonders geschätzte Näschereien: leckere Früchte, süsse Grasstengel, Blätter, Käfer, Heuschrecken mitbrachten, hatten sie sich gewöhnt, unsere Rückkehr mit Spannung zu erwarten, und uns schon auf einige hundert Schritt Entfernung mit frohem Kekern und Krähen zu begrüssen, wobei sie den K o p f drollig nach oben reckten oder die gewagtesten Kunstsprünge ausführten. Dies steigerte sich bedeutend, wenn wir sie anriefen, und da Mohr zugleich seine Predigt begann, und auch die übrigen Thiere, die ohrenbeleidigenden Chimpansen eingeschlossen, laut wurden, sobald sie unsere Stimmen vernahmen, erhob sich manchmal ein wahrer Aufruhr im Gehöft. Interessant war mir, dass die gefurchten Wangen aller an der Küste in Gefangenschaft beobachteten Paviane — unter diesen befand sich allerdings kein ausgewachsenes Männchen — nicht blau, sondern einfach schwarz gefärbt waren. Die wir nach der Heimat brachten, erlangten die bekannte blaue Farbe der Backen ganz allmählich erst während der Heimreise. Ein starker Mandrill, den wir auf einem kleinen Küstenfahrer von Longoböndo mit uns nach Landäna beförderten, erwies sich als ein vortrefflicher Schwimmer. Er war ein Ausbund Von Tollheit und Unart und hatte sein besonderes Vergnügen daran, aus dem in einem mit Sand gefüllten Kübel offen brennenden Feuer Brände zu reissen und umherzuschleudern; dies that er nicht nur in unbewachten Augenblicken, sondern auch in der Gegenwart des um das Schicksal seiner Töpfe in steter Angst schwebenden Koches. Da er die gefährliche Unart nicht liess — wir hatten viel Pulver an Bord — , wurde der Pavian auf ein an langer Leine nach geschlepptes Canoe verbannt und mit einer Kiste als Wohnung versehen. Dort behagte es ihm aber gar nicht, und er hockte, sehnsüchtig zum Schiff blickend, auf dem Buge des kleinen Fahrzeuges. Sein Sinn stand nach Befreiung. Kaum war die Dunkelheit angebrochen und der Koch bereitete den Abendthee, so fiel der Kochtopf mit dem Wasser um, und die Feuerbrände flogen sprühend umher. Der Pavian, über und über nass, war an Bord und konnte in der Nacht nicht wieder entfernt werden. Am nächsten Morgen wurde er gefangen und abermals in die Verbannung gebracht. Er aber — das Schiff hatte nur geringe Fahrt — lief sogleich an dem zum Tauen benutzten Strick auf uns zuj drückte ihn natürlich durch sein Gewicht ins Wasser und schwamm nun genau wie ein Hund und ziemlich scharf ziehend bis zu dem über den Stern aufwärts führenden anderen Ende. Ein zweites Mal sprang er sofort in das Meer und musste über zehn Minuten hinter uns her schwimmen, da mein ergrimmter Gastfreund sich erst durch inständige Bitten bewegen liess, das arme Thier vor dem Ertrinken zu erretten. Der Affe war schön recht ermattet, als wir ihn erreichten, denn die Wellen giengen hoch und kurz; aber die Lehre hatte ge wirkt: fortan ertrug er seine Verbannung mit geziemender Würde. — Ein sehr interessanter Charakterzug unserer zahmen Affen war es, irgend ein Geschöpf oder Ding zum Gegenstände ihrer Neigung und Liebe oder doch Sorgfalt zu erwählen. Daraus erwuchsen die sonderbarsten Thierfreundschaften. Es ist ja wol allgemein bekannt, dass Affen die Kinder selbst irgend welcher anderen A r t ohne weiteres adoptiren, auf das zärtlichste beschützen und sich selbst von den todten nicht trennen wollen. Wenn unser Schäferhund Trine uns wieder mit Jungen beschenkt hatte, und diese von Flöhen wimmelten, so setzten wir sie zu den Meerkatzen in das Affenhaus; dort wurden sie mit Freuden aufgenommen, gleich emsig wie zart gesäubert und gehätschelt, während der alte Hund von aussen ganz vergnügt züSah. Ein grosses Gezeter gab es aber, wenn wir die Pfleglinge wieder abholten; man hatte dieselben unter sich vertheilt und gedachte offenbar, sie dauernd zu behalten. Der übermüthige Mohr hielt treu zusammen mit dem Gorilla und dem Hammel Mfüka. Der Pavian Jack hatte Freundschaft mit einem straffen Ferkel geschlossen und versuchte auf dessen Rücken öfters die seltsamsten Reiterkünste; später trat an Stelle des munteren
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