Aergers und Unbehagens überhaupt, welche sie von sich geben, erstrebten nicht diesen einen bestimmten Zweck. Mohr besass jedenfalls eine hohe natürliche Begabung, und seine Intelligenz entwickelte sich unter unserer Obhut bedeutend. Seine Thaten, seine Eigenheiten in ihrer mannigfaltigen Beziehung und Feinheit zu schildern, würde hier zu viel des .Raumes beanspruchen. Er war anhänglich und dankbar, liebenswürdig mit denen, die ihm Gutes erwiesen, hasste aber unwandelbar von ganzem Herzen die, welche ihn absichtlich gekränkt hatten. Unbändig und übermüthig, ebenso lebhaft wie kraftvoll und gewandt, war er ein guter Freund und ein schlimmer Feind, den man gleich einem Hunde auf unliebsame Personen hetzen konnte. Löste er sich einmal unerwartet von seiner Leine, so floh die Mehrzahl der Bediensteten in unserem Gehöft mit grösster Eile; denn denen, mit welchen er eine alte Rechnung auszugleichen hatte, die er unter vielen genau kannte, ‘wusste er immer durch schnelle Angriffe beizukommen, riss ihnen die Kleider vom Leibe, zauste ihnen das Haar, kratzte sie und biss manchmal in bedenklicher Weise. Den Frauen und Mädchen, die des Morgens ihre Waare zu Markte brachten, that er jedoch Nichts, untersuchte aber, dabei sehr oft vom Gorilla unterstützt, ihre Körbe und nahm, was ihm gutdünkte. A b und zu fing er sich auch ein Huhn oder eine Taube, die wir ihm aber in der Rege l schleunigst wieder abnah men und selbst verzehrten, da wir selten genug für uns hinreichende Fleischnahrung besassen; einmal entrann er mit solcher Beute auch in den nahen Wald, kehrte aber am nächsten Tage ganz unbefangen zurück. Er war der beste Spielgefährte unseres Gorillas und hielt ausserdem treue Freundschaft mit dem gestrengen Regenten des Hofes: mit dem starken Hammel Mfüka, der über Mensch und Thier sich das Recht des Ordnungsstifters an- masste. Diesem, der ihn oft besuchte, sass er bisweilen lange Zeit auf Hals und K o p f und trieb mit ihm allerlei nicht immer sanfte Kurzweil. Mohr verstand auch den kunstvollsten Knoten seines Strickes zu lösen, wenn dieser nicht noch 'besonders durch Kupferdraht gesichert war, knüpfte aber niemals den entfernten am Stangenringe, sondern den ’am Leibesgürtel auf, damit der Strick nicht nachschleppe. Hatte sich seine Leine um Baumäste oder andere Gegenstände geschlungen, so untersuchte er bedächtig ihren Verlauf, folgte diesem rückwärts und entwirrte sie. Drei recht kluge Paviane vermochten ihm diese und ähnliche Kunststücke nicht nachzuthun; sie blieben stets auf die Hülfe des Menschen angewiesen, die sie geduldig erwarteten, nicht ."T .riSä - ' aber anriefen. Er besass auch eine bei keinem Affen in so auffälliger Weise bemerkte Vorliebe für das Schaukeln, die er in kluger Weise zu befriedigen wusste. An einem ihm erreichbaren Baume, an einem Hüttendache und an seiner Schlaftonne hatte er eine Anzahl Hervor- ragungen oder Einkerbungen ausgefunden, die er zweckvoll benutzte, um seine sehr lange Leine durch Einklemmen oder Umwickeln zu befestigen und sich am freien Ende nach Herzenslust hin und her zu schwingen. Dabei gieng er mit bewundernswerter Ueberlegung zu Werke und bemass zum Beispiel die Länge seines Strickes genau nach den Anforderungen; ein einmal erprobtes Befestigungssystem desselben wandte er sofort wieder an, auch wenn ihm erst nach Monaten dazu abermals Gelegenheit geboten wurde. Am drolligsten aber nahm er sich aus, wenn irgend ein neues Problem sein erfinderisches Affengehirn beschäftigte, wenn wir zum Beispiel in Sicht von ihm mit astronomischen Instrumenten arbeiteten oder sonst welche ihm ungewohnte Verrichtungen Vornahmen. Dann sass-er auf der Erde, auf einem Kasten, einer Tonne (Abbildung I I 149) in der nachdenklichen Stellung eines Menschen, die rechte oder linke Hand bedächtig an das Kinn gelegt oder den Zeigefinger an die Lippen gedrückt, dabei leise grunzend oder brummend unser Thun verfolgend, bisweilen auch in seine schon beschriebene Philippika verfallend. Er war in dieser Stellung so einzig und originell, dass ihn Dr. Falkenstein photographirte. Einige andere Affen derselben A rt, die in Factoreien zahm gehalten wurden, bewiesen ähnliche hohe Begabung, daher man anneh- meri darf, dass sie ihren Verwandten auch in der Wildniss voranstehen. Sie dort zu beobachten, bot sich nur sehr unzulängliche Gelegenheit, und wir haben auch nur wenige für die Sammlung schiessen und präpariren können. Paviane halten sich nicht im Vorlande, sondern nach Angabe der Eingeborenen nur in den östlicheren, wenig bewaldeten Ketten des Gebirges auf. Wir haben nie einen in der Wildniss beobachtet. Es giebt nur eine Art: den bekannten Mandrill (Cynocephalus Maimón) t~ tschinyúmbula pl. binyúmbula. W ir hielten drei derselben in unserem Gehöfte, gleich Mohr mittelst Leinen an Stangen befestigt, die ihre Behausung trugen; auch sie entflohen nicht, wenn sie sich einmal in voller Freiheit austummeln durften. Es waren echte'Paviane: voller List und Schlauheit, ungezogen, ausgelassen, immer auf Unfug sinnend und sich wol bewusst, dass sie uns durch ihr Treiben ergötzten, aber dennoch geistig beschränkter als Mohr, obwol weit höher Stehend als die gewöhnlichen Meerkatzen.
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