krachen morscher Zacken. Wer die Affen kennt, kann nicht glauben, dass sie unklug genug wären, auf trügerischen Brücken zu wandeln; es ist vielmehr anzunehmen, dass sie die Hölzer aus reinem Muthwillen in der Höhe abbrechen. Ferner schaukeln sie sich gern an den wie glatte Taue niederhängenden Luftwurzeln der Mangrove. Auch habe ich gerade die Meerkatzen im Verdacht, dass sie es sind, welche die unbehülflichen Chimpansen in handgreiflicher Weise so lange necken und peinigen, bis der Urwald von dem widerwärtigen Geschrei der hässlichen Gesellen wiederhallt. Wer einen Begriff bekommen will, was Chimpansenfamilien in musikalischer Beziehung zu leisten vermögen, der fahre ein paar Tage auf dem Kuilu ins Gebirge und gebe A ch t, in welcher Richtung eine Schar Meerkatzen gezogen ist. Ausser dem Menschen scheinen sie nur Leoparden und Krokodile als schlimme Feinde anzuerkennen. Ganz frei sitzende einzelne Affen sah ich zum Beispiel vor dicht vorüberstreichenden grossen Adlern nicht die geringste Furcht bekunden. Unsere sämmtlichen zahmen Affen, mit Ausnahme des Gorillas — der vielleicht zu jung und unerfahren aus der Wildniss zu uns gekommen war — geriethen dagegen in höchste Angst, wenn wir einen alten, schlecht mit Gras und Laub gefüllten Leopardenbalg zum Vorschein brachten. Schlangen gegenüber zeigten sie sich zwar misstrauisch, aber nicht entsetzt, und vor Hunden hatten sie gar keinen Respect. Der Fall lag sogar umgekehrt: wenn unsere sonst doch recht schneidigen Schäferhunde ihr Futter bekamen, und die Affen rückten an, um den Inhalt der Näpfe zu prüfen, dann zogen sie sich, durch Erfahrung gewitzigt, bei Zeiten zurück und schauten wehmüthig aus der Ferne zu, wie das spitzbübische Gesindel die. besten Bissen vorwegnahm. Am Flusse habe ich dagegen folgendes beobachtet: hängt eine Meerkatze am Ende eines niedrigen, weit vom Ufer ausladenden schwanken Zweiges, und laufen andere hinzu, ihn dabei durch ihr Gewicht bis nahe über den Wasserspiegel niederbiegend, so sucht sie schleunigst aufwärts zu gelangen. An höheren Zweigen lässt sie sich indessen nicht stören und vor dem Wasser allein trägt sie schwerlich so auffallende Scheu. Es ist vielmehr anzunehmen, dass sie die K ro kodile fürchten, die gewiss nicht abgeneigt sind, einen feisten Affen zu erschnappen. Eine die genannten Meerkatzen an Grösse weit überragende A r t ist Cercocebus albigena — mbükubaku pl. simbakubaku. Das gleich- mässig kohlschwarze Fell derselben ist ziemlich rauh und langhaariger als das der übrigen; das Gesicht gewinnt durch den im Zorn aufgerichteten Schopf und das starke Gebiss einen zur Vorsicht mahnenden Ausdruck. Der kräftigste ' unserer pommerschen Schäferhunde wurde von einem solchen Affen einmal recht übel zugerichtet und gieng späterhin einem auf dem Gehöfte zahm lebenden von derselben Species sorgfältig aus dem Wege. Der Mbükubüku findet sich überall im Gebiete des Kuilu und Bänya, jedoch nirgends häufig und nur einzeln oder in Pärchen. Den Namen haben ihm die Eingeborenen nach seinem Rufe gegeben, den aber wol nur das Männchen hören lässt. Der R u f ist ein doppelter: entweder ein schnell und beliebig oft nach einander hervor- gestossenes volltönendes Grunzen wie „hu-u hu-u hu-u“ oder ein in Pausen bedächtig wiederholtes „huch“ oder „huf“. Bei dem bald kurz bald lang betonten „hu-u“ wird die erste Silbe durch Ausstossen, die zweite durch Einziehen der Luft erzeugt; es klingt polternd und grollend und wird unter Grimassen, Aufrichten des Schopfes, Krümmen des Rückens und oft senkrechter Stellung des langen Schwanzes vorgetragen. Da der stattliche schwarze Bursche es liebt, sich manchmal minutenlang in dieser Weise in wechselndem Tempo zu äussern, gewinnt man genau den Eindruck, als hielte er eine zornige Rede. Bei freudiger Erregung wandelt sich das „hu-u“ in ein oft wiederholtes „ho“. Die Stimme ist ausserordentlich laut und weitschallend. Daher belegen die Eingeborenen auch diejenigen ihrer Mitmenschen, welche in der Unterhaltung oder als Redner bei Volksversammlungen ihre Sprechwerkzeuge allzu rücksichtslos gebrauchen, neben anderen auch mit dem Spottnamen MbUkubüku. Dieser Affe gebietet überhaupt über die ausgiebigsten Stimmmittel, die ich von irgend einer A r t kenne. Ein zahm in unserem Gehöfte lebender und „Mohr“ genannter — ein starkes Männchen — verfügte noch über vier weitere Lautgruppen, um seinen Wünschen Ausdruck zu geben. Zwei derselben liess er so regelmässig und zweckvoll hören, dass man mit Bestimmtheit sagen konnte, was Mohr wolle: ob Essen und Trinken, ob Beseitigung irgend welches Ungemaches oder Missgeschickes, wie es in einem Affenleben wol Vorkommen mag. Drang der vom Wind gepeitschte Regen in seine auf einer Stange thronende Schlaftonne und verlangte er die seitliche Drehung der Oeffnung, so rief er selbst des Nachts nach mir; ebenso, wenn seine Leine sich festgeklemmt hatte und seine Kräfte zur Ablösung nicht hinreichten Seine Ausdrucksweise näher zu beschreiben, will mir allerdings nicht gelingen; genug, man verstand sie. Alle übrigen unserer Affen, mit. Ausnahme des Gorilla, dachten nie daran, durch Ausstossen bestimmter Töne Menschen, die sie nicht sahen, zu ihrer Hülfe herbeizurufen: denn Laute der Freude, des Schreckens, des Loango. III. 16
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