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14 Aufsteigen oder Sinken des Gebietes. Gezwungenes, dass der Congo vor dem letzten Aufsteigen des Landes dem atlantischen Ocean in mindestens zwei Armen zuströmte. Der eine erfüllte in westlicher Richtung das die jetzige Niederung bildende Bett, der andere floss um den Blitzfelsen nach Nordwesten am Gebirge entlang, nahm die jetzigen Wasserläufe der Loangoküste auf und erreichte etwa am Cap Matuti das Meer. Der räthselhafte Banya wäre dann ein Re st des alten Congobettes, und der niedere flache Landstrich, der ihn weithin vom Meere scheidet, würde die ehemalige Barre desselben vorstellen. In wenigen Zügen liesse sich demnach die Entstehungsgeschichte der Loangoküste folgendermassen zusammenfassen: Das heutige La- teritgebiet — dessen ursprüngliche Bildung als unbekannt gilt beginnt allmählich aus dem Meere emporzusteigen, tritt als Plateau zu Tage und wird in verschiedenen Richtungen durch fliessende Gewässer gleichmässig ausgeschnitten. Der Congo überwältigt den weit vorspringenden W all des Fetischfelsens, sendet seine ganzen Wassermassen in directer Richtung zum Meere und zieht sich aus seinem nordwestlichen Arme zurück. Die ihm bis dahin tributären Flüsse werden selbständig, und im Laufe der Zeit bildet sich bei fortschreitender Hebung und Erosion wie Abspülung der Küsten durch die Brandung die gegenwärtige Gestalt des Landes heraus. Die umfangreichen Reste des Lateritplateaus liegen hoch und trocken; die ehemaligen weiten Betten der Stromarme sind durch Anschwemmungen in niedere Ebenen und auenartige Gelände verwandelt, in welchen die jetzigen Wasserläufe und die mit ihnen verbundenen oder selbständigen Lagunen, Sümpfe und Seen die tiefsten Stellen erfüllen. Ob die Veränderungen noch in der Gegenwart sich in demselben Sinne vollziehen, ist insofern schwierig zu entscheiden, als die das Urtheil leitenden, von vielen Nebenumständen abhängigen Merkmale durch ihre bald allgemeine, bald örtlich beschränkte Beweiskraft leicht verwirren können. Beim ersten Anblick der Küste möchte man ein Senkungsgebiet vermuthen: denn offenbar wird das Land vom Meere verzehrt. Eingehendere Beobachtung lehrt jedoch, dass dies schon geschehen kann lediglich in Folge der Einwirkung der Brandung auf das mürbe Gestein. Die tiefliegenden Betten der bis in das Gebirge unter dem Einfluss des Meeres stehenden Wasserläufe, die versumpften Niederungen, welche ebenfalls auf eine sich noch vollziehende Senkung — oder auf eine solche, die in der jüngsten geologischen Vergangenheit stattgefunden hat — schliessen lassen, mögen auch entstanden sein durch die bedeutenden Hochwasser der Regenzeit, die namentlich die Thäler des Gebirges mit ungeheurer Gewalt entlang tosen, tonnenschwere Felsmassen mit sich reissen und hinderndes Gestein schnell zermalmen. Die Eigenart der Lagunen, die Anordnung der für Aufklärung geologischer Probleme nicht unwichtigen Brackwasserflora, sowie der Bestand der an entlegenen, der Herrschaft der Gezeiten unterworfenen Wasserbecken wie auf den Uferleisten der Flüsse in grossartiger Entwickelung gedeihenden Galleriewälder, ferner die Lage der zum Theil sehr alte Bäume tragenden Strandwälle an der Mündung des Kuilu, welche ehemalige Nehrungen desselben sind, deuten auf ein langes- Beharren der Küste in der gleichen Meereshöhe. Ein anderes wichtiges Zeugniss dafür, dass seit vier Jahrhunderten wesentliche Veränderungen in derselben nicht eingetreten sind, geben die noch vorhandenen Trümmer des am Point Padräo, dem Endpuncte der niederen Alluvialebene an der Südseite der Congomündung, vom Entdecker Diogo Cäo wahrscheinlich noch am Schlüsse des Jahres 1484 errichteten, 1645 aher von den Holländern umgestürzten Steinpfeilers. Die Loangoküste kann demnach weder zu den sinkenden noch zu den aufsteigenden Gebieten gezählt werden. -•> Die Umgestaltung, welche das Litoral erleidet, erfolgt hauptsächlich durch die anstürmende Brandung und die in den Mündungsgebieten der Flüsse gegen sie ankämpfenden ausgehenden Gewässer, in weit geringerem Grade durch Meeresströmungen. Der Einfluss der letzteren auf die Formenwandlung der Flachküsten wird gemeinhin zu sehr überschätzt, während die bedeutsame Thätigkeit der eigenartigen Brandung kaum Beachtung findet: Meeresströmungen vermögen wol Tiefen aufzufüllen, Bänke abzulagern, den Aufschüttungen der Flüsse eine bestimmte Richtung anzuweisen, aber sie sind nicht im Stande, Land unmittelbar aufzubauen wie die Brandung, die selbst an sinkenden Küsten noch Uferlinien aufwirft, während die Spuren der doch nur unterseeischen Thätigkeit jener erst bei einer allgemeinen Hebung des Gebietes zu Tage treten können. Eine beharrliche Abbiegung der Mündungsstrecken von Flüssen und vorspringender Küstentheile lässt wol den Einfluss einer Meeresströmung vermuthen, beweist aber nicht die alleinige Wirksamkeit derselben; jene Bauwerke können entstehen und weiterwachsen selbst bei entgegengesetzter Stromrichtung.' Wie manches Landgebilde würde sich überdies beim Zurückweichen des Oceans nicht als ein gewordenes, sondern als ein gegebenes enthüllen. Die Loangoküste wird mit wenigen und räumlich sehr beschränkten Ausnahmen von einem niederen sandigen Strände um


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