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Laterit: ein Zersetzungspröduct des Gebirges. Bei Kaköngo wirft die Brandung häufig auch flache Stücke von Fasergyps an den Strand. Bei -Ambrisötte fand sich hart am Meere anstehend ein gelbgrauer, muschelreicher Kalkstein. Dann schien abermals strecken- S weis Laterit aufzutreten, und an dem erreichten südlichsten Punct, bei Kinsembo, unfern des mächtigen, mit losen Blöcken chaotisch übersäeten Granitstockes von Musörra trotzte eine etwa zehn Meter hoch aufragende Klippe von sehr bituminösem Kalkstein der Brandung. In der Nähe war eine Ablagerung vorzüglichen Kaolins, im Uebrigen nur Sand, wie er auch am Strande vorkommt. Nach ein- gezogenen Erkundigungen ist kaum zu bezweifeln, dass der Laterit nach Süden eine über die portugiesischen Besitzungen hinausgehende Verbreitung hat. _ Dies ist Alles, was etwa zur Kennzeichnung des Lateritgebietes der Loangoküste angeführt werden könnte; die mitgebrachte Sammlung von Handstücken harrt noch der Untersuchung. Da bisher selbst Geologen von Fach pach speciellen Forschungen in anderen Welttheilen nichts Entscheidendes über die Bildung des Latentes zu begründen vermochten, scheint es fast verwegen, über dessen Entstehung und Verbreitung in Unterguinea eine Meinung abzugeben. Doch mag eine solche insofern einigen Werth besitzen, als sie sich auf eine Vielheit von kaum zu schildernden und dennoch bestimmend einwirkenden allgemeinen Eindrücken stüzt. Aus dem Vorkommen ungestörter tertiärer Schichten unter ihm darf wol geschlossen werden, dass der Laterit der Loangoküste von; verhältnissmässig jungem, vielleicht diluvialem Alter ist. Dass er sich unter dem Einfluss der Atmosphärilien durch Verwitterung krystallinischer Schiefer bilden kann und noch bildet, ist durch dep Befund bei Borna erwiesen. A u f Grund der Lagerungsverhältnisse ist es indessen durchaus unwahrscheinlich, dass die an hundert Meter mächtigen Lateritmassen, aus welchen das Vorland aufgebaut is t, ein Verwitterungsproduct in situ seien. Zwar ist an den erschlossenen Stellen nirgends eine Schichtung derselben beobachtet worden, auch fehlten ihnen die Fossilien, doch enthalten sie an der Bai von Loango Gerölle und in vielen Gegenden Copalharz. Ausser- dem zeigt das Gestein nicht das zellige Gefüge des bei Boma noch an seinem Entstehungsorte liegenden, sondern erscheint dichter un gleichartiger. ' A u f Grund des Angeführten darf man wol annehmen, dass das Lateritgebiet der Loangoküste aus einer Ablagerung der Zersetzungs- producte des Gebirges hervorgegangen und also im vollsten Smne des Wortes ein Vorland ist; Regengüsse, Bäche und Flüsse haben das Gestein herabgeschwemmt und weithin seewärts ausgebreitet. Ob dies geschah, während das Land höher als gegenwärtig über dem Meeresspiegel aufragte, oder ob es geschah, während es tiefer in den Ocean eingetaucht war — das jetzige Lateritgebiet mithin als ein Delta vorzugsweise des gewaltigen Congo entstand — , ist vorläufig nicht zu entscheiden. Dass jedoch die Ablagerung auch unterseeisch erfolgt sein kann, darf durch die im Süden bei Kakongo gefundenen Petrefacten als erwiesen gelten. Räthselhaft bleibt es jedoch, warum gegenwärtig, während die krystallinischen Schiefer nach wie vor verwittern und sich in Laterit umwandeln, die Wasserläufe nicht mehr diesen, sondern nur noch reinen Sand und Lehm herbeiführen und absetzen. Betrachtet man die grossen Züge der Bodengestalt des Lateritgebietes, so muss man ihm, je nachdem man dasselbe als ein Subaeril- gebilde oder als eine Deltabildung auffasst, innerhalb gleich grösser Zeiträume entweder eine früheste Erhebung, eine folgende Senkung und ein abermaliges Aufsteigen, oder nur eine ehemalige unterseeische Lage und ein späteres Emporschweben zugestehen. A lle erhabenen Bodenformen des Vorlandes bestehen aus Laterit, der in seiner gelben Varietät sowol die Granitkuppen Yumbas vom Cap Matuti an, wie die Bergketten des westafricanischen Schiefergebirges bedeckt und dessen Thäler erfüllt. Tiefliegende Gelände dagegen, die Flussniederungen und ihnen zugehörige Ebenen sind aus Alluvionen von reinem ^Sande und Lehm gebildet. Eine Senkung des Gebietes um wenige Meter würde diese Niederungen unter Wasser setzen, in verschieden tief 'einspringende Meeresbuchten verwandeln, welche von Laterithöhen umrahmt wären. Ja, wenn die Angaben der Eingeborenen, dass am Fusse des Gebirges vom Congo bis nach Yumba eine Zone niederen Landes mit Sümpfen und Seen sich entlang ziehe, zuverlässig sind — eine Angabe, welche sich am Kuilu und Banya und auch am Congo, soweit vom Mast des Dampfers aus ein Ueberblick gewonnen werden konnte, als durchaus richtig erwies — , dann würden bei genügender Senkung die hohen Landestheile als eben so viele Inseln in dem bis zum Gebirge ausgedehnten Meere erscheinen. Betrachtet man jene Zone niederen Landes als wirklich vorhanden, zieht man in Rechnung, dass der Fetischfelsen am linken Congoufer einst wahrscheinlich viel weiter nach Norden vorsprang — wie die noch gegenwärtig im Strombett gefürchtete Strudel erzeugenden Klippenreste vermuthen lassen — , so hat die Annahme nichts


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