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tete uns nur einmal Aerger, indem es Dr. Falkenstein eine Anzahl Probeabzüge von photographischen Platten zerbiss. Jegliches Futter: Früchte, Brot, Fleisch, Ei war Mkäka recht, wurde artig aus der Hand genommen und wie von unseren Eichhörnchen verzehrt. Eine Zeit lang fasste das Thierchen eine wunderliche Zuneigung zu meinem ebenfalls frei lebenden Graupapagei, suchte in dessen Nähe zu verweilen und vernachlässigte mich bald gänzlich. Es neckte sich nicht mehr mit mir, liess sich nicht mehr greifen, und hätscheln und wurde immer wilder, ohne indessen bissig zu sein. Eines Tages war es verschwunden. Vermuthlich ist es trotz seiner Gewandtheit eine Beute der Ratten geworden. Alle meine Bemühungen, ein zweites zu erlangen, blieben erfolglos; die Eingeborenen behaupteten, Mkäka sei ausserordentlich selten. In den Felsspalten von Ngötu am Kuilu soll ein mit .braunem, weichem Fell bekleidetes Thier hausen, das wir freilich nicht gesehen haben, aber den Angaben zufolge für einen Klippschliefer (Hyrax) halten dürfen. A u f der zwischen Bänya und dem Meere liegenden flachen Landstrecke fand ich mehrfach Fährten, die denen unserer wilden Kaninchen genau glichen. Ein junger Jäger theilte mir mit, es gäbe daselbst viele dieser Thiere — mbisi pl. simbisi — ; nach seiner Beschreibung konnten es in der That Kaninchen mit fahlem Felle sein. In Loango hörte ich nicht von ihnen. — Affen — ntschlma pl. sintschlma — besonders Meerkatzen, giebt es in grösser Menge, doch nicht allerorten; in verschiedenen Gegenden könnte man Jahre lang leben, ohne auch nur einen derselben zu Gesicht zu bekommen. Sie lieben nicht die Savanen mit ihren Busch- wäldem und Gehölzen, sondern halten sich vorzugsweise in den ausgedehnten Waldungen der Flussniederungen und des Gebirges auf. Die Nähe des Wassers ist ihnen Bedürfniss; selbst in bedeutenden Hochwäldern, die auf trockenem Hügellande wachsen, habe ich sie nicht bemerkt. Ueberhaupt hört man sie weit öfter, als man sie erblickt. Es verlangt einige Uebung, bis das Auge geschickt wird, die beweglichen und gewandten Turner zwischen den Laubmassen zu erkennen; und nur zu oft verkünden ängstliche und zornige Warnungsrufe, dass sie ihren Feind früher entdeckt haben und sich mit hurtigen Sprüngen aus dem Bereiche der Feuerwaffe bringen oder zwischen schützenden Blättern ganz still verbergen und davonschleichen. Obwol sie viel Leichtsinn besitzen und manchmal den Menschen mit erstaunlicher Unbefangenheit betrachten, sind sie doch in der Regel sehr scheu und beim Schmausen wie bei den tollsten Spielen sehr achtsam auf alles, was um sie vorgeht, auch dann, wenn sie sich im Waldesdunkel ganz sicher wähnen. Denn die Eingeborenen stellen ihnen nach, weil sie einen Braten liefern, der den Leuten eben so mundet wie uns etwa ein Hase. Da sie im "Walde Ueberfluss an Nahrung haben, fügen sie den Pflanzungen, die überdies gewöhnlich weit abseits in der Sa- vane oder im Gebirge hart an den Dörfern liegen, keinen Schaden zu; man hört wenigstens darüber keine Klagen. Nur Chimpansen und Gorillas sollen manchmal Maniok ausgraben und die Früchte der Mu- saceen stehlen. Wer Affen beschleichen will, muss sehr vorsichtig zu Werke gehen. Am besten sind sie in den Morgen- und Abendstunden zu erlegen, wenn man im Canoe nahe am Ufer ruhig mit dem Strome treibt; auch ist es lohnend, sich an einem günstigen Orte im Walde anzustellen, wo Bäume mit leckeren Früchten wachsen, oder sich an- zupürschen, wenn der charakteristische Lärm von ferne eine wandernde Schar verkündet. Unter solchen Umständen mag der Jäger beim hastigen Anlaufen sogar Geräusch im Buschwerk verursachen, ohne fürchten zu müssen, dass er sich verrathe; sobald er aber in Bewe- gung gesehen wird, ist es mit der Jagd vorbei. Die scheuen Thiere enteilen in der Höhe viel schneller, als er ihnen auf der Erde zu folgen vermag. Schon ein rasches Wenden des Auges, das Begegnen des Blickes genügt, sie zu vertreiben. Verhält man sich jedoch vollkommen still, ist man im Buschwerk wol verborgen, so kann man die Gesellschaft in unmittelbarer Nähe schmausen sehen, während Kerne, Schalen ‘und angebissene Früchte herabregnen. Gute Beobachtungen kann man auch mittelst eines Feldstechers von dem die Mitte eines Flusses haltenden Fahrzeuge aus anstellen. Um die heisse Mittagszeit pflegen die Affen der Ruhe im Waldesdunkel; bis neun Uhr Morgens und nach vier Uhr Nachmittags sind sie am regsten und kommen dann besonders gern an die Ufer der Gewässer. Alle mir bekannten Affenarten sind ausserordentlich zählebig und bedürfen einer sehr gu t sitzenden Ku ge l oder eines starken Schrotschusses — letzterer, Hasenschrot, ist stets vorzuziehen — , um unter Feuer zu verenden. Hat man sie daher nicht nahe und ganz sicher, so schiesst man besser gar nicht, weil die blos verwundeten Thiere doch nicht zu erlangen sind. Bei strenger Beachtung dieser alten Jagdregel wird man nie in die traurige Lage kommen, einem sich in Todesqualen windenden Affen den Gnadenschuss geben zu müssen. Dass dieser Anblick die Gefühle des Jägers verletzen mag, lässt sich wol begreifen. W ir können glücklicherweise nicht aus eigener Er


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