wie die Campinen und Buschwälder der Umgegend. Dort suchte er Kä fe r, fing sich Heuschrecken, wobei er den aufschwirrenden im übermüthigen Spiele nachsprang, und erbeutete sicher auch manches kleine Säugethier und manchen unvorsichtigen Vogel — unser zahmes Federvieh liess er jedoch in Ruhe, nachdem ihm für das Fangen eines Huhnes auf frischer That eine gelinde Strafe getroffen hatte. Machte er fernerhin einmal lüsterne Augen nach einem verführerischen Bissen, so genügte ein leises Zischen, ein verweisendes Wort, um ihn auf dem Pfade des Guten zu erhalten. Zuweilen blieb er den ganzen T a g über aus, erschien jedoch des Abends im Esszimmer, um einige gute Bissen zu erlangen. Vergass man längere Zeit, als er für passend hielt, ihm etwas zu verabreichen, so stiess er mit der Nase an das Bein und legte schliesslich wie ein Hund den K o p f auf das Knie. Er nahm alles an: Brot, Bohnen, Reis, Fisch, Fleisch, selbst rohe Bananen und Oelnüsse, zermalmte aber nur sehr feine Knochen. Gegen einige Persönlichkeiten zeigte er eine entschiedene A b neigung, sperrte, wenn sie sich ihm näherten, seinen Rachen auf und wies unter eigenthümlichem Winseln sein Gebiss; dabei verrieth er aber keine Furcht, behauptete ruhig seinen Platz und versuchte auch nicht zu beissen. Andere waren ihm vollkommen gleichgültig, nur Wenige mochte er wirklich leiden: diesen eilte er in eigenartigen graziösen Sprüngen, geduckt und schlangenähnlich sich windend, die immer gestreckte Ruthe dabei seitlich schleudernd entgegen, rollte sich ihnen freudewinselnd vor die Füsse, lief ihnen nach, liess sich streicheln, emporheben, mit Vorliebe Kop f und Kehle krauen — leckte jedoch nie die liebkosende Hand — und im Scherze auch ziemlich derb hin und her ziehen und sein weiches Fell zausen. Nur seinen schönen buschigen Schweif liess er nicht gern fest angreifen. Gab man sich mit ihm ab, sprach man ihm zu, so schaute er Einen freudig und treuherzig wie ein Hund an, wedelte indessen selten mit dem Schweife. Die Stimme des Menschen machte unter solchen Umständen auf ihn einen Eindruck, wie ich es 'nur noch beim Gorilla beobachtet habe; er erschien davon förmlich bezaubert. Seinen Namen „Mbülu“ kannte er genau, folgte jedoch nicht immer dem Rufe und bewies überhaupt eine grosse Selbständigkeit. Wollten ihn unsere Muleks aus einem Zimmer entfernen, so nahmen sie ihn um die Mitte des Leibes unter den Arm — wobei er biegsam wie eine Katze und schlaff sich hängen liess — ünd setzten ihn vor die Thür; anders brachten sie ihn nicht hinaus. Er hielt sich ausserordentlich reinlich und verbreitete, da er reichlich gekochtes Futter erhielt, sehr bald nicht mehr den scharfen Übeln Geruch, den er anfänglich hatte. Er dünstete indessen wie unsere langhaarigen Hunde stärker aus, wenn Regenwetter im Anzug war. Die fallenden Tropfen scheute er, trat nie auf schmutzige Stellen und schüttelte die Nässe, den Thau wie die Katzen von den Pfoten. Mit der bunt zusammengewürfelten Gesellschaft unserer Hausthiere und Lieblinge: mit Aifen, Hunden, Ziegen, Schafen, Schweinen, Papageien lebte er in Frieden, hielt sich aber immer vornehm abgesondert von ihnen und gieng auf keine ihrer oftmals tollen Spiele und Neckereien ein. In der R ege l sass er nicht wie ein Hund, sondern liess sich im Schatten auf einem sorgfältig gewählten säubern Orte gestreckt nieder, ohne vorher die bei den Hunden gewöhnlichen Drehbewegungen durchzumachen, legte den K o p f auf die Vorderläufe und gab sich blinzelnden Auges träumerischer Ruhe hin; doch zeigte er sich auch am Tage geistig sehr rege und nahm lebhaften Antheil an allem, was um ihn vorgieng. Er ahmte indessen das Bellen unserer Hunde niemals- nach, pflegte aber von seinem Futter, nachdem er sich gesättigt hatte, grössere Bissen zu verscharren. Fest schlafend lag er gewöhnlich zusammengerollt, manchmal aber auch auf der Seite, Läufe und Hals und Ruthe von sich gestreckt, als wäre er todt. So schlief er apf dem Sande an einem Gebäude oder im Garten in der Campine. Später fand er ein beliebiges Stück Zeug in meinem Zimmer oder auch die Wolldecken meines Lagers sehr bequem zum Ruhen; auf dem Schiffe, wo er während der langen Heimreise frei umherlief, erkor er sich das weiche Sopha in der auf Deck befindlichen Capitänskajüte zur Schlafstelle. Er fand nachmals eine Heimat im zoologischen Garten zu Berlin, erlag aber leider bald dem Klima. Ich vermuthe jedoch, dass er auch den Verlust seiner Freiheit nicht verschmerzen konnte, denn als ich seinen K ä fig besuchte, zeigte er sich stumpf und niedergeschlagen und glich in seinem Aeusseren gar nicht mehr unserem schönen Mbülu, den wir so lieb gewonnen hatten. In der Wildniss »ist das Verhalten der Streifenwölfe nicht abweichend. Von neun bis vier Uhr des Tages sieht man sie höchst selten, zu jeder ändern Zeit aber allenthalben, obwol nirgends häufig in der Savane, einzeln oder zu zweien, jedoch nie in Rudeln. Hetzjagden auf grösseres Wild betreiben sie nicht, sondern belauern und bespringen allerhand kleines Gethier, sind aber gewiss nicht abgeneigt, auch stärkeres krankes Wild niederzureissen. Ihr Gebiss und ihre Gewandtheit befähigt sie dazu. Nahrungssorgen können sie nicht wol haben, da sie nichts Lebendiges zu verschmähen scheinen, vermuth
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