226 Jagd. W e r th des Wild prets. nun mit dem Gaumen ein lautes langgezogenes nmiäk mimiäk, miäk mimiäk“ hervorbringt. Zu irgend einer Tageszeit geht man in den Wald, sucht gute Deckung an einer lichten Stelle und lässt nun in Pausen den R u f möglichst kläglich erschallen. Ist ein oder das andere Thier von einem zufällig getrennten Pärchen in der Nähe, so glaubt es das andere in Noth, eilt spornstreichs herbei und kann erlegt werden. Zuweilen kommt es vor, dass wie bei unserem Rehblatten ein Fuchs oder Hund, so in Loango der Schakal (Canis adustus) — mbülu pl. simbülu — den Jäger anläuft, weil er wie unsere Räuber ein gutes Mal wittert. Alle Antilopenarten finden sich in den von ihnen bevorzugten Gegenden allenthalben verstreut, aber nirgends häufig und niemals in Rudeln. Mehr als zwei sieht man nicht beisammen. Von etwa neun Uhr Morgens bis vier Uhr Nachmittags stecken sie in Dickungen, Tragelaphus scriptus manchmal blos in einem einzelnen Busch öder zwischen einigen hohen Grasbüscheln; während der übrigen Zeit wandern sie beliebig umher, halten aber weder einen Wechseln noch einen Standort. Man kann ihr Umherziehen recht eigentlich ein Bummeln nennen. Daher ist die Jagd selten lohnend, aber immer mühsam. Den Anstand, der überdies durch die Angriffe der Insecten gewöhnlich unerträgliche Qualen mit sich bringt, giebt man bald auf. Ein allerdings sehr reizvoller Pürschgang bei hellem Mondenscheine oder am Morgen und Abend verheisst nur auf genau bekannten und besonders günstigem Terrain einigen Erfolg; die meisten Antilopen erlegt man bei zufälliger Begegnung. Die Eingeborenen behaupten allgemein, dass alle Antilopen und Büffel sowie auch die Hausthiere: Schafe und Ziegen, sehr gern Ratten, Mäuse und kleine Vögel fangen'und auffressen. Das Fleisch der Zwergantilope ist schmackhaft, das der übrigen, wenn es nicht junge Thiere sind, zähe und trocken. Von keiner kann man rühmen, dass sie einen wirklich feinen Braten liefere. Die Mblmbi — wörtlich: sehr schlecht — trägt ihren Namen nicht unverdient; ein sehr übler moschusartiger Geruch und Geschmack macht ihr Fleisch ungeniessbar. Ueberhaupt liefert, mit Ausnahme der Wildschweine und einiger Vogelarten — Trappen, Hühner, Tauben, Enten, Schnepfen — kein Wildpret in Loango, Hippopotamen, Büffel, Affen eingerechnet, ein Mal, dessen man nicht gern entbehrte. Unter den Hausthieren ist ausser der Ente ebenfalls nur das Schwein gut zu essen. Das Fleisch der grossen Mehrzahl ist fade und trocken. Es liegt nicht an der Zubereitung, denn auch die Eingeborenen sind treffliche Köche, sondern an Mangel guten Futters. Feist findet man nur bei Schweinen, Flusspferden und Affen. Pinselohrschwein. Schakal. 227 •Ein ausgezeichneter Waldbewohner ist das Pinselohrschwein (Po- tamochoerus penicillatus) — ngülu bu nsltu, ngülu-nsltu pl. singulu- nsitu — . Es erreicht nicht die Stärke unseres Wildschweines und scheint auch nicht so grimmig zu sein. Das warm rostbraune Fell ist schwarz, weissgelb und ocherfarben gezeichnet, in einer gefälligen Farbenvertheilung, die namentlich dem klugen K o p f ein hübsches Aussehen verleiht. Es sind lebhafte und sehr flüchtige Thiere, ver- hältnissmässig hochbeinig gestellt und entschieden elegant geformt. Ein junges Pinselohrschwein, welches wir längere Zeit in unserem Affenhause untergebracht hatten, vertrug sich mit dessen Insassen recht gut und erfreute uns oft durch seine possirliche Munterkeit Sein gestreiftes Fell glich dem der Frischlinge unseres Schwarzwildes. In der Freiheit habe ich leider die Thiere nicht eingehend beobachten können; ich sah sie nur auf Augenblicke zwischen Buschwerk. Nach den Fährten zu urtheilen, ziehen sie stets in grossen Rudeln namentlich in den feuchten Galleriewäldern der Flüsse umher, doch sind sie auch im Gebirge nicht selten. Sie scheinen sehr eifrig im Boden zu wühlen und geschickt zu brechen; Suhlen habe ich jedoch nirgendswo gefunden. Man hört sie manchmal dicht neben sich in Gestrüpp und Dickungen grunzen, noch häufiger aber in ganz eigenthümlicher behaglicher Weise brummen. Aufgescheucht werden .sie gelten laut, sondern ziehen sich, auf die Deckung vertrauend, ge räuschlos zurück. Weit besser lässt sich der Schakal oder Streifenwolf (Cariis adustus) _ mbülu pl. simbülu — beobachten. Er ist unserem Fuchse ähnlich, doch stattlicher und namentlich hochbeiniger, hat denselben pfiffigen Gesichtsausdruck wie dieser, aber zugleich einen entschieden gut- müthigen Zug. Sein in der Schattirung vielfach wechselndes Fell ist fahler gefärbt und bräunlich oder gelblich grau, manchmal auch vorherrschend schön rostgelb; ein längs den Seiten verlaufender heller Streifen ist schwarz gesäumt, aber an den Grenzen ziemlich verwaschen und unterliegt ebenfalls mannigfachen Abweichungen. Man findet wol kaum zwei Schakale, deren Farbe und Zeichnung ganz übereinstimmend wäre; das Jugendkleid ähnelt dem unserer Füchse. Es sind ausserordentlich elegante geschmeidige Thiere, deren Treiben man immer mit Wolgefallen betrachtet. Halbwüchsige Schakale hielten wir öfter im Gehöft; einer davon gedieh zu einem sehr stattlichen Thiere (Abbildung II 20, 149) und wurde so zahm und artig, dass ihm bald unbeschränkte Freiheit gegeben werden konnte. Er lief nicht nur im Gehöft umher und besuchte die Zimmer, sondern durchstreifte stundenlang unsere Pflanzungen G*
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