224 An tilopen . sie wie anderes Wild vorwiegend bei zufälliger Begegnung erlegt. Sie halten keine bestimmten Wechsel ein, wissen sich ausgezeichnet selbst zwischen ganz unbedeutenden Pflanzengruppen zu verbergen und lassen mit kluger Berechnung sowol spürende Menschen wie Hunde dicht an sich vorüber, ohne flüchtig zu werden. Die wenigen Büffel, welche ich überhaupt und dann stets in voller Flucht nur auf - Augenblicke zu Gesicht bekommen habe, be- sassen ein glänzendes fahlbraunes Fell und trugen den in einer Haarquaste endenden Schwanz horizontal. Sie hatten etwa die Grosse unserer Rinder, waren aber feiner gebaut und zeigten sich im Sprung gewandt wie Hirsche, obwol sie sich immerhin wie schwere, wuchtige Thiere bewegten. Sie tragen ein verhältnissmässig kleines breitgedrücktes, an der Wurzel schwach und unregelmässig gewulstetes Gehörn, das nicht wie bei B. caffer geformt ist, sondern sich sogleich in derselben Ebene nach aufwärts krümmt, l l ljl« Von Antilopen haben wir fünf Arten gesammelt, von zwei weiteren besitze ich nur die Gehörne. Die häufigste ist die bekannte anmuthige Schirrantilope, harnessed deer der Engländer (Tragelaphus scriptus) — ngülungu pl. singülungu — , welche die Grösse eines sehr starken Rehbockes erreicht (Abbildung II 64 und II 1). Mitte Juli beobachtete ich an der Loangobai ein brünstiges Pärchen, dessen Treiben an unsere Rehe erinnerte; der Brunstruf des Bockes glich genau dem unserer Damhirsche. Eine, naqji der Beschreibung der Eingeborenen der Schirrantilope sehr ähnliche A r t — nkäbi pl. sin- käbi — ist grösser als jene und weit seltener. Das mir gebrachte Gehörn ist enger gestellt, schlanker und doppelt so hoch als da^ des stärksten Bockes von der ersten Art. Noch grösser ist eine dritte Tragelaphusspecies (T. euryceros) — mvüli pl. simvüli — , welche die Stärke unseres Rothwildes erreicht und diesem in ihrer Gestalt und ihren Bewegungen ungemein ähnelt (Abbildung II 64). Sie ist überhaupt die stolzeste Antilope, die ich kenne, ausserordentlich flüchtig, prachtvoll im Sprunge und verdient ihren Namen mit Recht. Das kräftige glatte Gehörn ist lyraförmig geschwungen. Eines, der stärksten misst zweiundsechszig Centimeter in der Höhe bei achtundzwanzig Centimeter Spitzenabstand; doch sah ich ein einzelnes Horn, welches neunundsiebzig Centimeter Länge hatte. Bei allen drei Arten — es wird nicht überflüssig sein, dies zu bemerken — tragen nur die Böcke Gehörne. Sie bewohnen die Savanen. Die letztgenannte soll sich aber mit Vorliebe in sumpfigen Gegenden auf halten; ich habe sie jedoch öfters auch am Tage auf trockenen Bodenstrecken beobachtet. An tilopen . 225 Eine vierte Antilopenart — nsüngu pl. sinsungu — kann ich nur nach einigen gesehenen Gehörnen anführen. Diese sind so kräftig, wie bei X. euryceros und auch ähnlich geformt, besitzen aber bis zu Dreiviertel ihrer Höhe namentlich nach vorn stark hervortretende, schräg gestellte Ringe. Die seltenen, ziemlich langhaarigen Thiere sollen vorzugsweise in Sumpf und Wasser sich auf halten und häufig nur einen Theil des Kopfes über diesem zeigen, manchmal auch blos das Gehörn hervorstrecken. Vielleicht ist es ein Kobus. Von Cephalolophus haben wir drei Species gesammelt. Sie sind vorzugsweise Waldbewohner, und beide Geschlechter tragen unver- hältnissmässig schwache, steife Gehörne. Eine noch nicht bestimmte, einförmig fahlbraune A r t mit hellerer Unterseite — mfünu pl. simfnnu — erreicht die Grösse des Rehes. Stattlicher ist die glänzend schwarze, in höchst auffälliger Weise mit einem ochergelben dreieckigen Sattel geschmückte C. sylvicultrix — mbimbi pl. simbimbi, im Norden auch ngüla pl. singüla. Es ist ein wolbeleibtes eigenartiges Thier (Abbildung II 116}, das in seinen Bewegungen, namentlich da man es selten vollständig und längere Zeit zu sehen bekommt, lebhaft sowol an ein Schaf wie an ein hochbeiniges Schwein erinnert. Geht es flüchtig über eine Blösse, so setzt es sich in einen unbeholfenen schwankenden Galopp, pflegt den niedrig gehaltenen K o p f oftmals von Seite zu Seite zu werfen und umläuft oder durchbricht kleine Hindernisse, welche die oben genannten Tragelaphusarten mit anmuthigem Sprunge überfliegen würden. Es verlässt jedoch höchst ungern das deckende Busch- .werk. Aufgescheucht thut es im Zickzack ein paar Fluchten und ist plötzlich wie verschwunden; ganz still und geduckt, dabei in kurzen Zwischenräumen haltend und sichernd, kriecht es so schlau und geschickt durch die dichteste Vegetation, dass man es kaum wieder zu Gesicht bekommt. Selbst in einem kleinen Gebüsch vermag es dem Verfolger durch sein eigenthümliches Gebaren immer wieder zu entgehen und ihn schliesslich vollständig zu ermüden. Ganz ähnlich benimmt sich die Zwergantilope (C. Maxwelli) — nsessa pl. sinsössa eine ungemein zierliche und anmuthige Waldbewohnerin (Abbildung II 116, 149). Das niedliche graue Thierchen, dessen Körper nicht grösser ist als der eines starken Hasen und auf entsprechend feinen Läufen ruht, kriecht mit einer Geschicklichkeit um den Jäger herum, die ihn zur Verzweiflung bringt. Dennoch ist sie die einzige Antilope, auf die sich eine regelrechte Jagd anstellen lässt; ihre treue Gattenliebe wird ihr zum Verderben. M a i l kann ihr Klagen täuschend nachahmen, indem man Zeige- und Mittelfinger in die Nasenlöcher drückt, die hohle Hand dicht vor derf Mund bringt und Loango. III. *5
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