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dessen Gehirn also nicht von dem Geschoss zerrissen wird, dem Jäger verloren. Schüttelt es mit dem Kopfe, grunzt oder schnaubt es und taucht es schnell unter, so hat die Ku ge l ihren Zweck verfehlt; fährt es aber hoch aus dem Wasser empor, manchmal nach hinten überfallend, und sinkt es darauf langsam und bewegungslos unter, so ist es sicher getödtet. Ein weiteres untrügliches Zeichen ist das Aufsteigen grösser Luftblasen an der kritischen Stelle. Mit einer Stange kann man das auf dem Grunde liegende Thier fühlen; ein geübter Schwimmer mag auch hinabtauchen, um sich mit Augen und Händen von dessen Vorhandensein zu-überzeugen und, wenn die Nacht hereinbrechen. sollte, einen Strick an ihm zu befestigen, mittelst dessen es emporzuziehen ist — sonst könnte der Leichnam in der Dunkelheit verloren gehen, namentlich wenn- eine scharfe Strömung ihn auf dem Grunde fortrollt. Jedes im Wasser getödtete Hippopotamus versinkt zunächst, steigt aber gewöhnlich nach einer halben Stunde, spätestens innerhalb weniger Stunden zur Oberfläche empor. Die Zeit schwankt, je nachdem das eingenommene Futter mehr oder minder verdaut ist, und die sich entwickelnden Gase den Leib auftreiben. Die Eingeborenen fangen hin und wieder eines der Thiere in Fallgruben, die sie auf den begangensten Wechseln anlegen, schleichen sich aber auch des Nachts an weidende, des Tags an die im Wasser in der Nähe des Ufers sich tummelnden hinan und feuern die erstaunlichen Ladungen ihrer Steinschlossflinten in die Riesenleiber. Ob sie auch auf diese Weise nennenswerthe Beute machen, ist sehr fraglich; denn die Geschosse bleiben gewöhnlich schon unter der dicken elastischen Haut stecken; aus erlegten Hippopotamen haben wir Dutzende der eisernen, im Lande üblichen Geschosse geschnitten. — • W o sich in den Gewässern der Niederungen Hippopotamen finden, namentlich an ruhigen, flachen Stellen, die reich an Gras und Wasserpflanzen sind, da kommen auch die plumpen Manaten vor (M. sene- galensis Desm. ?) — ngülu-mäsi pl. singülu-mäsi: Schwein des Wassers. Sie gehen nie aufs Land, wol aber in sehr flaches Wasser, um entweder zu weiden oder zu schlafen. • Ihre Anwesenheit erkennt man an dem umherschwimmenden Mist wie an der befressenen Vegetation der Uferränder. Sie kommen häufig zur Oberfläche, um zu athmen, sind aber sehr scheu und zeigen nur die Spitze der Nase, so dass man sie vom Canoe aus nicht schiessen kann. Die Harpune würde sich besser verwenden lassen, wenn man mit dem Fahrzeuge auf gut Glück umhertriebe und jegliches Geräusch vermiede. Die Thiere scheinen eine ziemliche Grösse zu erreichen, vielleicht an vier Meter Büffel. 223 lang zu werden; denn ein im Nängasee quer vor unserem Canoe entlang flüchtendes brachte das flache Wasser in solche Bewegung, dass wir den Eindruck empfingen, es hätte bei unmittelbarer Berührung unser Fahrzeug umwerfen können. Die Angaben von Fischern, die an verschiedenen Flüssen lebten, bestätigten unser Urtheil hinsichtlich der Grösse des Thieres. Wir haben kein Manatus erlegen und nicht einmal eines deutlich sehen können. Die Eingeborenen fangen sie besonders während der Regenzeit, indem sie kleinere Arme der Gewässer mit einer Verpfählung versehen, deren Lücken sie zusetzen, wenn Manaten bei Ueber- schwemmungen hineingedrungen sind. Das Fleisch wird sehr ge schätzt. Bestimmte Körpertheile von erlegten müssen an die Fürstengeschlechter abgeliefert werden; daher -kann man von den Eingeborenen weder ganze Thiere noch Skelete erlangen. —- Das grösste Landsäugethier nächst dem Elephanten ist der Büffel. Ob der bekannte und gewaltige Bubalus (Bos) caffer noch vorkommt, liess sich nicht mit Bestimmtheit feststellen; doch ist es kaum anzunehmen; der schwächere Bos brachyceros ist dagegen noch vorhanden, wenn auch nicht mehr in grösser Anzahl. Eine kleine Herde schweift noch in der Savane von Mvüli zwischen Tschintschötscho und Massäbe umher, eine andere auf der Landspitze zwischen der Bai vonPonta- negra und Loango. Im Kuilugebiete finden sie sich vom Meere bis ans Gebirge; am häufigsten sind sie im Norden auf der dem Bänya vorliegenden niederen Landstrecke. Die Eingeborenen behaupten, dass der Büffel — mpäkase pl. simpäkase — im Gebirge gänzlich fehle und im Vorlande sich namentlich im Küstenstriche auf halte, weil er das Salzwasser zu lecken liebe; sie bestreiten aber, dass er — obwol es doch eine charakteristische Neigung aller übrigen ist — sich suhle. Der Körper soll stets frei von Schlamm und sogar recht glatt und sauber gehalten sein. Nicht unter Feuer getödtete sollen den Schützen sofort annehmen oder in Dickungen treten und von dort den Verfolger überfallen. Herr von Koppenfels kpnnte mir dies aus eigener Erfahrung bestätigen, da er auf Cap Lopez Insel von einem angeschossenen Bos brachyceros sehr übel zugerichtet worden ist und nur in Folge seiner körperlichen Tüchtigkeit und der Pflege durch Eingeborene mit dem Leben davonkam. Herr Lindner, der mehrere in der südlichen Congo- niederung erlegte, wurde von einer schlecht getroffenen K u h sofort nach dem Schüsse angenommen, liess sie aber dicht heran und streckte sie mit der zweiten Kugel nieder. Die Verhältnisse des Landes, die A r t und Anordnung der Vegetation bringen es mit sich, dass man


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