Aehnlich ergieng es uns bei allen Jagden, sobald wir es nicht mit Familien zu thun hatten, denen wir noch fremd waren. Aber auch diese zeigten sich bald ausserordentlich wachsam und scheu, und es liess sich fast annehmen, dass sie von den schon beschossenen über die plötzlich aufgetauchte Gefahr unterrichtet worden waren. Die Mehrzahl der Hippopotamen, die, weil wir allenthalben immer zu Wasser in der Niederung umherschweiften, sich nicht mehr recht sicher fühlen mochte, wanderte aus und zog in entlegene Tümpel oder in das Gebirge. Dort fanden wir sie später mit anderen und vertrieben sie wieder nach ihren alten Standorten. Die Eingeborenen erzählten uns, dass sie höchst erstaunt gewesen seien, als auf einmal so ungewöhnlich viele Simvübu oben in dem engen Flussthale erschienen seien; es habe eine förmliche Einwanderung dahin stattgefunden. Für Uns war die grösste Sorge nicht, uns vor den verrufenen Thieren zu schützen, sondern ihnen so nahe zu kommen, dass wir eine wirksame Ku ge l abfeuern konnten. Unsere Südleute hatten längst alle Furcht verlören, und es gewährte ihnen die höchste Lust, den Ungethümen zu Leibe zu gehen; sie wurden ob dieser Unerschrockenheit von den Bafiöte auch höchlich bewundert und tauschten sich von ihnen gegen die manchmal in Ueberfluss vorhandenen Fleischmassen viele begehrte Dinge ein. So sind wir denn berechtigt, auf Grund unserer nicht geringen Erfahrungen auf das Bestimmteste zu versichern, dass die Hippopotamen des Kuilu und Bänya dem kühn zu Wasser gegen sie vorgehenden Jäger nicht gefährlich werden, wenigstens nicht absichtlich. Ein blind und toll in unbändiger Wuth umhertobendes mag allerdings auf Untiefen ein Canoe oder kleineres Boot Umstürzen — und dann vielleicht auch an ihm wie den Insassen seinen Zorn kühlen —- doch ist dieses zufällige Zusammentreffen bei umsichtiger Führung’ und einigem Scharfblick mit guten Ruderern unschwer zu vermeiden.. Ich berichte hier nur einfach, was wir erlebten und beobachteten,, und denke nicht daran, die von anderen Reisenden an anderen Orten gemachten Erfahrungen in Zweifel zu.ziehen. Ich will vielmehr abermals hervorheben, dass Thiere der nämlichen A r t sich je nach Umständen sehr abweichend geberden, und dass die unbeschränkte Verallgemeinerung einzelner abenteuerlicher Vorgänge und Erlebnisse unrichtige Anschauungen verbreitet. Auch will ich Niemand, der nicht ein entschlossener, geübter Waidmann ist und nicht über tüchtige Leute gebietet, verleiten, sich muthwillig in Gefahr zu begeben; es könnte ihm doch einmal übel ergehen. W o Flusspferde sich an den Verkehr der Menschen gewöhnt haben, durch deren feiges Benehmen dreist geworden sind, da mögen sie sich auch mit einem gewissen Uebermuthe die Herrschaft in ihrem Bereiche anmassen. Diejenigen Europäer, welche niemals Hippopotamen jagten, theilten mit den Eingeborenen die öfters komisch berührende Furcht vor ihnen; sie fürchteten das Riesige und Unbekannte, ohne es zu prüfen. Die wenigen aber, welche sie gleich uns angegriffen haben, bestätigten unser Urtheili Der leider verstorbene Consul D. Hopkins, ein in West- africa wolbewanderter Jäger, den ich ausdrücklich darum befragte, hat auf dem Niger, Camerun, Ogöwe, Congo und Kuänsa ebenfalls keine Gefahren mit ihnen bestanden. Einmal nahm ihn jedoch zu Lande, auf einer flachen Congoinsel ohne jede Veranlassung des Nachts eine Kuh an, die — und dies ist besonders bemerkenswerth jj| | - beim Verlassen des Wassers ihr K a lb reitend auf dem Nacken trug. Etwas anders lauten die mir von Herrn Lindner ebenfalls mündlich gemachten Angaben. Er hat während dreier Jahre in der Congo- niederung zu Wasser neunundvierzig Hippopotamen erlegt und zur Ernährung seiner auf der Factorei beschäftigten Leute benutzt. Dabei ist es ihm drei oder vier Mal geschehen, dass wüthend gewordene Thiere aus grösseren Herden gegen sein geräumiges Boot anstürmten, es durch Stösse weidlich erschütterten und einmal sogar durch Bisse am Hinterende beschädigten. Da aber Herr Lindner ausserordentlich viele Jagden unternehmen musste um so viel Beute zu gewinnen, sind derartige Angriffe von doch erst gereizten Thieren immerhin als verhältnissmässig sehr seltene Vorkommnisse zu betrachten. Durchaus unwürdig eines VTaidmannes und blosse Thierquälerei ist es, von sicherem Standorte aus weithin nach den auf- und abtauchenden Köpfen zu schiessen. Die unter spitzen Winkeln einschlagenden Kugeln bereiten den armen Thieren blos Schmerzen, ohne sie zu tödten. W er die riesige Beute wirklich erlegen will, der fahre auf dreissig Schritt und näher hinan, um seines Schusses sicher zu sein, und sende die Kugel dem ihn anglotzenden Ungethüm in den Augenwinkel. Dort wirkt schon das Geschoss aus einer gewöhnlichen deutschen Jagdwaffe unbedingt tödtlich; um aber in jeder Richtung das Gehirn zu erreichen, dazu bedarf man mindestens des englischen Militärgewehres (Henry-Martini) oder der Jagdcaliber sechszehn und zwölf mit gehärteten Kugeln und sieben bis neun Gramm Pulverladung. Immer ist es jedoch nothwendig nahe hinanzugehen, damit das Blei unter möglichst steilem Winkel auftreffe und vom Schädel- knochen nicht abgleite. In der R ege l ist jedes Flusspferd, das nicht unter Feuer getödtet,
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