näherer Untersuchung ergiebt sich denn auch, dass sie an flachen Stellen ihres Standortes tiefe Furchen wie Gräben am Grunde hergestellt haben, sichere Wechsel, in denen sie unbeachtet ihres Weges ziehen. Bei beharrlicher Verfolgung drücken sie sich auch still an das Ufer unter überhängendes Buschwerk und lassen den Jäger in einer Entfernung von wenigen Schritten ganz ruhig vorüberfahren. Gleich den W alen begleiten sie gern Fahrzeuge auf weite Strecken, namentlich des Nachts, indem sie prustend und grunzend bald vorn und hinten, bald zur Seite des Canoes auftauchen. Bei einer Nachtfahrt auf dem breiten Bänya schwamm der schon erwähnte alte Bulle fast drei Stunden lang nebenher, und ein anderer erwies mir unter gleichen Umständen dieselbe Aufmerksamkeit im Kuilu von Mlndo stromabwärts bis unterhalb der Mpllemündung. Vornehmlich alte abgesondert lebende Bullen folgen diesem Zuge und sind natürlich höchst unerwünschte und beunruhigende Gefährten, da sie zweifellos ein Boot oder Canoe nicht nur Umstürzen, sondern durch Schläge, Stösse und Bisse auch übel zurichten können. Die Eingeborenen, welche eine uns freilich übertrieben scheinende Furcht an den T ag legen, bitten dann inständig, in der Dunkelheit ja nicht zu schiessen, vor allem aber kein Feuer, kein Licht zu entzünden, weil dieses das Ungethüm zum sofortigen Angriff reize. Sie erzählen, dass es auch am Ufer seines Standquartieres kein Feuer dulde, sein Maul voll' Wasser nehme, an Land steige und die Flammen verlösche, wobei dann die lagernden Leute zertrampelt und niedergerannt würden. Uns haben sie indessen keine Besuche abgestattet, obwol wir recht oft an geeigneten Orten übernachteten. Wahrscheinlich ist der seltsame Glaube dadurch entstanden, dass in der Dunkelheit zur Weide ans Land gehende Simvnbu zufällig an Stellen dem Wasser entstiegen, wo auf der Reise befindliche oder Oel bereitende Eingeborene sich zur Ruhe begeben hatten. Sobald wir erkannt hatten, dass die Hippopotamen beim Weidegange bestimmte Wechsel nicht innehalten, griffen wir sie ohne Umstände zu Wasser an. Diese A r t der Jagd führt bei einiger Entschlossenheit sicher zum Ziele und ist nächst dem Walfang überhaupt die grossartigste Jagd, die man unternehmen kann. Freilich, als wir das erste Mal uns in kleinen Canoes an die Un- gethüme wagten, fühlten wir einige Beklommenheit: denn die vielen Erzählungen über die Gefährlichkeit der Thiere hatten ihre Wirkung auch auf uns nicht verfehlt; unser Muth wurde auch dadurch keineswegs erhöht, dass plötzlich neun riesige Köpfe vor uns Front machten, als wollten sie den verlegen, und uns ruhig herankommen Hessen. Wir bedurften jedoch der Skelete und Häute für unsere Sammlungen und mussten Fleisch schaffen; denn wir und unsere Leute waren hungrig; so fuhren wir denn tollkühn bis auf zwanzigSchritt hinan und gaben Feuer. Von diesem Augenblicke an verliess uns alle Furcht und gieng auf die Flusspferde über; letztere lernten zum ersten Male einen Feind kennen und trugen fortan leider nur zu grosse Sorge, sich vor ihm in Sicherheit zu bringen. So haben wir zwei volle Monate lang im Kuilugebiete, späterhin acht Tage hindurch auf dem Bänya Hippopotamen stets zu Wasser in kleinen Canoes verfolgt und manche herrliche Jagd gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass sie keineswegs dumme, sondern dem einmal erkannten Feind gegenüber sehr wachsame und vorsichtige, aber keine bösartigen Thiere sind — selbst nicht unter bedenklichen Umständen. An der Mündung des Nänga sahen wir zwei alte Bullen um die Gunst von fünf zuschauenden Kühen kämpfen. W ir landeten, kochten unser Mal und verzehrten es, während wir die vorsündflutliche Liebes- werbung beobachteten, die nicht zweihundert Schritt von uns ihren ungestörten Fortgang nahm. A u f einer Untiefe mitten im Flusse tummelten sich die beiden gewaltigen Recken, ein rosafarbener und ein schiefergrauer mit nur einem Ohre, der uns vom oberen Nänga her schon wolbekannt war. Das Wasser gieng ihnen bis an die Schulter. Mit weit aufgesperrtem Rachen fuhren sie wie zwei Loco- motiven gegen einander, bissen und stiessen sich, schlugen sich mit den Hinterbeinen und vollführten einen entsprechenden Lärm. Dann ruhten sie aus, giengen, sich stets im Auge behaltend, langsam rückwärts und nahmen wuthschnaubend einen neuen Anlauf. So folgte Gang auf Gang; keiner der Kämpfer wollte vom Platze weichen. Hin und wieder machte auch eine Ku h in übermässiger Freude mit krummem Rücken einen wunderlichen Satz, richtete sich kerzengerade in die Höhe oder schnellte die Hinterbeine in die Luft, ganz in der drolligen Weise wie unsere Rinder auf dem Anger ihre Frühlingslust zu erkennen geben; dann fuhr wol auch einmal die ganze Gesellschaft in ungeschlachtem Spiele durcheinander. Nachdem wir uns gesättigt hatten und wol an zwei Stunden bewundernde Zuschauer gewesen waren, sprangen wir in die Canoes, um uns an dem Kampfe zu betheiligen denn dieses Mal erwarteten wir sicher, von den wild erregten Thieren angegriffen zu werden, und hatten uns. durch A b legen alles Ueberflüssigen angemessen darauf vorbereitet. Sobald diese uns aber herankommen sahen, zogen sie sich zurück; wir konnten nur einmal feuern und verloren die erhoffte Beute sehr bald aus den Augen.
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