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liches rollendes Gebrüll haben wir indessen niemals gehört; immer klingt der wüste Lärm, als würde er etwa von ungeheuren Schweinen hervorgebracht. Der Lockruf der Mütter für ihre Jungen besteht in einem hellen kurzen Ton. A lle diese Leistungen, so würdig sie auch schon der Kolosse sind, stehen aber weit zurück vor dem besonderen Rufe der alten Bullen. Diese geben .dann nur ein und denselben, wie ich glaube, durch die Nase erzeugten Ton von sich, der sich auf einer tiefsten Bassnote hält und durchaus nicht des Wolklanges entbehrt. Man konnte ihn sowol mit einem Grunzen wie mit einem ungeheuren Pösaunenstosse vergleichen; es klingt, als würde er durch ein grosses Sprachrohr verstärkt, oder als käme er aus einer riesigen Tonne, aus einem Dampfkessel. Er wird entweder in grösseren Pausen nur je einmal hervorge- stossen und anschwellend bis etwa fünf Secunden lang ausgehalten, wenn die Bullen sich gegenseitig zurufen; oder vielleicht sechs und zehn Mal rasch hintereinander und kurz abgesetzt wiederholt, wenn die vermuthlich zerstreuten Thiere zum Weidegange aufgefordert werden; oder nur ein bis dreimal ausgestössen, wenn einer der Kolosse über irgend etwas seine höchste Verwunderung zu erkennen giebt. Daher hört man Aeusserungen der letzten A r t bisweilen auch am Tage und von Kühen, die übrigen nur des Nachts, namentlich in den ersten Abendstunden. Der kurz abgesetzte und oft wiederholte R u f hat einige Aehn- lichkeit mit dem Hellen der Walrossbullen, wenn sie mit ihren Herden auf den Eisfeldern lagern, wirkt aber natürlich viel gewaltiger. Unvergleichlich ist der erstbeschriebene länger ausgehaltene und manchmal vibrirende Ruf. Staunend horcht .man auf, wenn durch die Stille der Nacht dieser tiefe Basston in grandioser Fülle über das Wasser hindröhnt, das Echo im Urwalde weckt und von Hügeln und Bergen, wiederhallt. Eine kurze Pause und von weither, manchmal von meh- reren Stellen zugleich, kommt wie Orgelton der antwortende R u f anderer zurück und wird von neuem herausgefordert. Warum die Kolosse jene mächtigen Töne so selten von sich geben, vermag ich nicht zu erklären; immer geschah es in stillen klaren Nächten, bei; Sternenhelle oder Mondschein. Von Mitte Juli bis Ende September 1875 vernahmen wir sie im Kuilugebiet blos in zwei Nächten; vom achtzehnten März bis zum fünften April hörte ich sie am Bänya während dreier auf einander folgenden Nächte. Die Eingeborenen machten sich aufmerksam: küa! mvübu kutüba mvula! horch! Mvubu verkündet Regen! Davon hatten wir aber vorher wie nachher übergenug. Im Wasser sieh? man von den riesigen Geschöpfen selten mehr als das Obertheil der ungeschlachten Köpfe: emportauchend, verschwindend, wieder erscheinend, immer kluge Umschau haltend, schnaufend und grunzend die kleinen Ohren schüttelnd, bieten sie einen ganz wunderbaren Anblick (Abbildung I 97). Der Neuling wird ebenso wie bei Krokodilen die seltsamen über die Oberfläche des Wassers aufragenden Unebenheiten von ferne viel eher für Steine oder Enden von Baumklötzen halten, namentlich wenn einige der Ungeheuer — wie ich es genau beobachtet habe schlafend im Wasser treiben. So erinnern sie im Grossen sehr an americanische Ochsenfrösche, wenn diese behaglich schwimmend oder eine Beute vielleicht junge Enten — beschleichend an der Oberfläche hinziehen. Zuweilen strecken sie aber die gewaltigen Häupter auch vollständig heraus, sei es, dass sie mit Verwunderung und Neugier ein ungewöhnliches Ding anglotzen, sei es, dass sie gähnend den übermässig grossen Rachen aufsperren oder laut schallend das furchtbare Gebiss mehrmals aufeinander schlaget^. Bei plötzlicher Erregung, im Schrecke, zu Tode getroffen, oder während ihrer übermüthigen Spiele und grimmigen Kämpfe fahren sie auch mit halbem Leibe über die Oberfläche emppr; hart verfolgt oder verwundet toben sie manchmal in unbändiger Wuth auf einem engen Raume umher, zeigen sich in voller Länge und schlagen sogar mit den Hinterfüssen schnell und gewaltig aus nicht zu tiefem Wasser in die Luft. Ein ausserordentlich starker und sehr schlauer alter Bulle im Bänya, ein Isegrimm, der sich seit vielen Jahren schon abgesondert hält und allgemein gefürchtet wird, den ich ah dreien Tagen jagte, ohne einen Schuss anbringen zu können, äusserte seinen gigantischen Unmuth über diese hartnäckige Verfolgung unter anderem mehrmals auch dadurch, dass er in dem aufgewühlten Wasser vollständige Purzelbäume schlug, die allerdings komisch genug aussahen. Die Hippopotamen sind natürlich auch ausgezeichnete Schwimmer, die ungestört so gleichmässig schnell unter der Oberfläche hinziehen, dass diese kaum einige Bewegung zeigt. Nur an Stellen mit schlammigem Grunde kann man aus den dem. aufgewühlte11 Boden entsteigenden Luftblasen erkennen, wohin ein verfolgtes Thier sich wendet; ohne dieses Merkmal muss man auf gut Glück ihm nachfahren und findet sich meistens getäuscht, denn sie wenden geschickt und wissen vortrefflich Haken zu schlagen. In sehr flachem Wasser, welches gar nicht hinreicht, sie zu bedecken, glaubt man nur anfänglich ihrer sicher zu sein; man wird sehr bald belehrt, dass sie auch dort im Verborgenen sich davonschleichen. Es scheint kaum möglich, dass die ungeheuren Leiber sich derartig niedeiflrücken können; bei


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