Page 115

27f 32-2

Während des Tages gehen sie nur an solchen Orten an das Land, wo sie ganz sicher vor Störungen sind. Sie sonnen sich und schlafen gern auf abgelegenen Sandbänken, indem sie mit flach gelegtem K op f auf allen Vieren oder auf der Seite liegen, manchmal auch wie Hunde sitzen, flüchten aber bei Anzeichen von Gefahr eiligst in das Wasser. Dieses ist ihre eigentliche Heimat. Nur des Nachts ziehen sie zur Weide. Weiche und saftige Pflanzen, Gräser, Kräuter und Palmenschösslinge der Niederungen, wie das Laub von Buschwerk, zäh- stengelige und selbst holzige Gewächse des Gebirges scheinen ihnen gleich gut zu munden; da sie bedeutende Futtermengen verbrauchen und vielleicht noch mehr niedertreten, richten sie sehr bemerkbare Verwüstungen an. Das Brecheif, Reissen und Raufen der ungeschlachten Gesellen in Wald und Campine, das Schmatzen der kauenden Mäuler ist auf ziemliche Entfernung zu vernehmen. In den Dickungen folgen sie gern den schon durchgebrochenen Pfaden, halten jedoch beim Verlassen des Wassers vorhandene Wechsel nicht beharrlich ein. Man gewahrt allenthalben an den Ufern ihre Spuren. Auch steigen sie nicht regelmässig hinter einander, sondern vielfach neben einander aufs Trockene. W o weicher oder schlammiger Boden sich findet, da haben die niedrig gestellten Riesenleiber tiefe glatte Furchen eingedrückt, als wären Baumstämme hinaufgeschleift, neben welchen grosse von den Beinen eingestampfte Löcher gähnen. Die unförmlichen Thiere besitzen eine wunderbare Geschicklichkeit, an ganz steilen Uferböschungen und selbst an Bergwänden emporzuklimmen; ich bin im Gebirge an hart vom Wasser aufsteigen- den mehrere hundert Füss hohen Hängen Flusspferdwechseln gefolgt, die so steil aufwärts führten, dass ich theilweise durch Halten an Busch und Baum mich vor dem Zurückgleiten schützen musste. Eine besondere Eigenthümlichkeit der Thiere ist es, sobald sie auf das Trockene gegangen sind, sich zu lösen und dabei durch heftige Drehung des kurzen, ruderähnlich flach gedrückten Schwanzes den Koth umherzuschleudern. Allenthalben an solchen Stellen findet man das Buschwerk besudelt. Die Eingeborenen erzählen, der Ele- phant leide es nicht, dass das Mvübu gleich ihm den Koth auf einen Haufen setze; ihm allein stünde dieses Recht zu, die übrigen Thiere müssten ihren Unrath verstreuen. Auch der Büffel gehorche diesem Zwange, und selbst die Dorfhuride wechselten ja bei der natürlichen Verrichtung den Ort und sähen sich ängstlich um, ob nicht doch vielleicht ein zorniger Elephant daherkäme. Die Hippopotamen leben in Familien beisammen, welche gewisse Standorte im Flusse‘oder in den Abzugsrinnen der Sümpfe innehalten, aber bald verlassen, wenn sie ernstlich beunruhigt werden. Mehr als neun haben wir nie beisammen gesehen; alte Bullen trennen sich vielfach ab und leben allein. Im Kuilugebiet sind sie gleich heimisch in den ruhigen Gewässern1 der Niederung und zwischen den Klippen der Stromschnellen, wo sie sich oft enge Löcher und Buchten mit ruhigem Wasser zum Aufenthalte wählen. Dort kann man sie am besten beobachten. Ungestört pflegen sie durchschnittlich zwei bis drei Minuten unter Wasser zu verweilen, dann ganz leise, ich möchte sagen behutsam, aufzusteigen und das Obertheil des unförmlichen Kopfes ein wenig hervorzustecken. Sie blasen ziemlich hörbar wie die Wale den Athem aus, wobei auch wie bei diesen in die Nasenlöcher eingedrungenes Wasser hervorspuudelt oder als ein feiner Dunst etwa einen halben Meter hoch sichtbar wird. Dies geschieht aber nur beim ersten Male; bleiben sie längere Zeit an der Oberfläche, so ist der Athemstrahl nur selten noch zu erkennen. Gehen sie ruhig wieder in die Tiefe, so sinken sie rückwärts hinab und richten den bis dahin horizontal liegenden K o p f auf, sodass wie beim unbelästigt tauchenden Seehunde die Nase zuletzt verschwindet. Beunruhigte Thiere fahren dagegen schnell zur Oberfläche, stossen den Athem mit einem grunzenden Geräusch aus, nehmen mit lautem Schnarchen neue Luft ein und verschwinden. Dies vollzieht sich so schnell, dass man, bei Unkenntniss des Ortes, Wo sie erscheinen werden, nicht Zeit hat, einen Schuss anzubringen. Anfänglich glaubten wir, dass Verfolgte eine Viertelstunde und länger tauchen könnten. Da wir jedoch bald entdeckten, dass sie sehr schlau gerade nur die Nasenlöcher über das Wasser emporschoben und die Luft unhörbar wechselten, sich also vielfach der Wahrnehmung entzogen, können wir nur als wahrscheinlich angeben, dass sie höchstens sieben bis acht Minuten unter Wasser aus- halten. Die Stimme der Hippopotamen übertrifft an gewaltiger K r a ft gewiss die aller übrigen Thiere; sie ist jedoch ziemlich mannigfaltig im Ausdruck und wird in .ihrer vollen Wucht verhältnissmässig sehr selten gehört. W ir hatten wenigstens während unserer Kuilufahrt bereits einige Wochen gewissermassen unter den Thieren gelebt, ehe wir des Basses Grundgewalt der alten Bullen kennen lernten. In zufriedener Stimmung hört man sie im Wasser schnaufen, prusten und gurgeln, zuweilen auch behaglich grunzen oder brummen. In der Erregung, namentlich wenn Bullen mit einander kämpfen oder hart verfolgte in unbändiger Wuth umhertoben, steigert sich die K ra ft dieser Laute, und es mischt sich noch ein eigenthümliches Krdischen bei. Ein wirk


27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above