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212 Elephanten. Elephanten — nsäu oder nsäo pl. sinsäu — halten sich nur noch in den sumpfigen Einöden der Kuiluniederung auf. Es soll eine ein- zige kleine Herde sein, die bisweilen von dort am Gebirge entlang südwärts bis zu den Sümpfen des Luömme und selbst bis zum Tschi- loängo schweift.' Im Jahre 1872 hatten neun derselben bei Nköndo Ndlndschi die Maisfelder arg verwüstet, sich aber den Verfolgern entzogen. Im August 1875 wurden zwei Elephanten am oberen Mpile getödtet; der mir zu Gesicht gekommene ausserordentlich stark gekrümmte, frisch ausgelöste Stosszahn des einen wog achtunddreissig Kilogramm. In der K ege l lassen die Bafiöte die Dickhäuter in Ruhe, weil deren Schlupfwinkel unzugänglich sind. Ein einsamer Elephänt, ein unwirscher Sonderling, hat seinen Standort im Gebirge, ungefähr an den Palissaden des Kuilu; es ist ein wolbekanntes altes Männchen mit nur noch einem Stosszahn und gilt bei den Eingeborenen für unverwundbar, das heisst für verzaubert. In die Landschaft Yümba scheinen die Thiere manchmal vom Ogöwegebiet her einzuziehen und selbst südwärts den Bänya zu übersetzen. Sie werden dort häufiger gesehen und gejagt; die letzten, von denen ich hörte, vier Elephanten mit zehn bis zwanzig Kilogramm wiegenden stark gebogenen Zähnen, wurden am 20. December 1875 eine Stunde landeinwärts von der Bai eingekreist und erlegt. Die Eingeborenen unterscheiden zwei Arten von Elephanten, die sich nie unter einander mischen sollen: die gegenwärtig noch in Löango heimische grosse Varietät mit sehr gebogenen, aber nicht über mittelgrossen Stosszähnen, und die viel kleinere bereits ausgerottete Varietät mit gerade gestreckten und sehr gewichtigen Stdss- zähnen. Die erlesenen Stücke von diesen fanden als höchste Würdenzeichen ihren Platz auf den Gräbern der Könige Loangos. Wie sich in späteren Capiteln ergeben wird, ist überhaupt die Verwendung des Elfenbeines als Körperschmuck ein Vorrecht der Fürstengeschlechter oder der von diesen unter besonderen Umständen ausgezeichneten Personen. Die Stosszähne — lieno li nsäu pl. m’eno ma nSäu _ werden häufig mit interessanten Schnitzereien in Relief verziert und zu Musikinstrumenten, kostbaren Elfenbeinhörnern umgewandelt und heissen dann mpUndschi pl. simpündschi. Die Fürstin Mpüha besitzt die beiden grössten, die ich je gesehen. Sie sind uralt, von edelbrauner Farbe und mit Hunderten von Figuren bedeckt; der längste, dessen Basis überdies abgestutzt ist, misst zweihundertdreissig Centimeter in gerader Linie, — Hippopotamen — mvübu pl. simvübu, am Congo auch ngüvu pl. singüvu --- kommen noch in erstaunlicher Anzahl vor, besonders im Gebiete des Congo, Kuilu und Bänya; im Luimme halten sich ebenfalls noch einige'Familien auf, während sie die übrigen kleinen Flüsse' und stehenden Gewässer nur gelegentlich besuchen. Am Congo gehen sie bisweilen sogar über die Nehrungen und tummeln sich einmal im Meere; am Ogöwe scheinen sie dies noch öfter zu thun, denn Herr von Koppenfels bemerkte sie dort mehrmals im Salzwasser. Im Januar 1878 wurde ein halbwüchsiges Flusspferd in der Brandung bei Longo- bondo entdeckt. Es hatte sich verirrt und von Norden her, durch die Eingeborenen vielfach beschössen und beunruhigt, im Meere schwimmend bereits eine bedeutende Strecke zurückgelegt; über Land wagte es nicht zürückzugehen, und die Cälema hatte ihm übel mitgespielt. Das arme Thier war verdutzt und ermattet und liess die Menschen ganz nahe herankommen; leider bemächtigte sich der Factorist nicht des lebend so werthvollen Dickhäuters, sondern schoss ihn todt. Die gewaltigen Thiere mögen durchschnittlich ein Gewicht von zweitausend Kilogramm erreichen; alte Bullen, die sich namentlich durch einen viel grösseren K o p f auszeichnen*), mögen noch um die Hälfte schwerer werden. Das abgeschnittene und auf die Erde gestellte Haupt eines Hippopotamus habe ich immer mit einer Anwandelung' von Ehrfurcht betrachtet; seine massiven und so charakteristischen Formen zeigen in der Ruhe des Todes einen ganz eigentümlichen ehrwürdigen Ausdruck. Es liegt etwas Monumentales darin. Man erkennt auch bald, dass sie ein individuelles Gepräge tragen. Lebt man längere Zeit an und auf Gewässern, die von Hippopotamen bevölkert sind, so lernt man nicht nur die getrennten Familien, sondern auch einzelne Thiere unterscheiden — genau wie bei den Walen. Die Farbe der Haut schwankt zwischen zart rosa, schmutzig roth, oder gelblich, bräunlich und selbst graublau oder dunkel schiefergrau. Die Bauchseite ist stets heller gefärbt, bei etlichen auch weiss; Flecken oder sonstige bunte Zeichnungen haben wir nicht gefunden. Junge sahen wir wol neben den Müttern schwimmen und tauchen, nie aber auf deren Nacken reiten. Eine bestimmte Brunstzeit haben sie nicht, denn wir beobachteten im August brünstige Bullen, welche um die Gunst der züschauenden Kühe kämpften, und fanden im selben Monat in einem Thiere ein ausgetragenes Junges, in einem ändern einen nur einige Wochen alten Fötus. *) Die ser w ieg t allein b is 200 K g . ; .d e r grösste in meinem Besitz befindliche h a lb kreisförmige Eckzah n oder Hauer eines mächtigen B u llen wiegt vollkommen ausgetrocknet noch 4 K g . und- besitzt, in der äusseren R undung gemessen, eine Län g e von 69 cm.


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