Page 113

27f 32-2

Hammel umschlungen hielt. Zwei andere fingen sich in den Facto- reien Massäbe und Vista am hellen Tage mitten im Gehöft je ein Huhn. Der auf der Reisinsel an der Kuilumündung lebende Factorist hatte sich eine Gänsezucht angelegt, verlor aber alle seine schnatternden Schützlinge durch Pythonen bis auf einen alten weissen Gänserich, der den Nachstellungen zu entgehen wusste. Die Schlangen schwammen vom Festlande nach der Insel. Während unserer Anwesenheit landete abermals eine, gerade um die Mittagszeit, wurde aber mit Geschrei begrüsst, gieng sogleich wieder in das Wasser zurück und tauchte so geschickt, dass wir keinen Schuss abgeben konnten. Der Schaden, welchen die Pythonen in Loango stiften, beschränkt sich auf den Raub von Hausthieren. Angegriffen setzen sie sich zur Wehre, zischen und beissen wüthend nach dem Menschen, fallen ihn aber ungereizt nicht an, so wenig wie grössere als die schon genannten Thiere. Die umlaufenden Erzählungen, dass der Mböma selbst Büffel und Leoparden besiege, werden von den verständigeren jagdkundigen Eingeborenen verneint. Sie behaupten, er verzehre besonders gern Eier, nähre sich aber vorzugsweise von Ratten, anderen kleinen Vierfüsslern und Hühnervögeln; seine Beute packe er mit dem Rachen, schüttele kleine zappelnde Thiere bis sie todt seien, und erwürge grössere durch Umschlingung. Sie erzählen ferner, dass ein am Tage in der Campine erschreckter oder verfolgter Python sich öfters hoch aufrichte, um über die Vegetation hinweg einen Ueberblick zu gewinnen; immer fliehe er aber den Menschen, so lange er es vermöge, oder halte sich ganz still, bis dieser vorüberge- g an gen.,^ Die übelberüchtigten Skolopendren — ngöngolo pl. singöngolo — und Skorpione: ^-Tyjtschiliöngo pl. biliöngo — besonders die letzteren, kommen in Menge vor: sowol im vertrockneten Laube, am dürren Holze im Walde, wie in Gebäuden, Schränken und Truhen. Daher werden verhältnissmässig- häufig Menschen gebissen und gestochen, und Jedermann fürchtet die hässlichen Thiere, um der Schmerzen willen, die ihr Gift bereitet. Es gefährdet indessen weder das Leben, noch bringt es langwierige Leiden; auch scheint seine W irkung je nach der Persönlichkeit wie nach der Eigenart des Thieres sehr verschieden zu sein. Die meisten Verwundungen treffen Hände und Füsse. Manche Leute empfinden danach sofort fünf bis zehn Minuten lang äusserst heftige Schmerzen, sodass sie in laute Jammerrufe ausbrechen; bei anderen tritt diese oder eine ähnliche Wirkung erst nach Stunden oder gar Tagen ein, während das verletzte Glied sich entzündet und anschwillt; noch andere fühlen nur momentan den Stich und sind dann schmerzfrei, können aber das rasch anschwellende Glied mehrere Tage hindurch gar nicht gebrauchen. — Das Gebiet ist arm an grösserem Wilde; verschiedene Arten, die dem grössten Theile Africas eigenthümlich sind, fehlen gänzlich. Eine pfadlose Wildniss, die sie zu ihrer Existenz bedürfen, würden sie nur noch auf verhältnissmässig kleinem Raume zu beiden Seiten des Kuilu nach dem Gebirge hin finden. Das Land ist zu bevölkert. Obwol die allenthalben vorkommenden Dickungen ihnen noch viele Verstecke bieten, schmelzen doch die vorhandenen Thierarten in Folge der zunehmenden Einführung von Feuerwaffen rasch zusammen. Besitzen auch die Bafiöte in der Mehrzahl zu viel Lässigkeit, um tüchtige Jäger zu sein — es giebt dennoch manchen passionirten und ausgezeichneten Waidmann unter ihnen — so lassen sie doch selten die Gelegenheit vorübergehen, einen Schuss anzubringen und sich Fleisch zu verschaffen. Da sie nun stets Zeit haben, gewohnheits- mässig beim Umherstreifen ihre Schiessgewehre bei sich führen und im geduldigen Warten wie Beschleichen eine beneidenswerthe Ausdauer und Geschicklichkeit entwickeln, unter Umständen auch Treibjagden mit Menschen und guten Meuten veranstalten, fällt ihnen manche Beute zu. Ein Ersatz der erlegten Thiere durch Zuzug aus dem Inneren des Continentes findet nicht statt; *auch in dieser Hinsicht bewährt sich das Gebirge als eine bedeutsame Schranke. Löwen, Hyänen, Giraffen, Nashörner, Zebras und viele anderwärts gemeine Antilopenarten kommen nicht vor. Sie waren entweder nie heimisch in dem ehemaligen Waldlande oder sind schon vor langer Zeit ausgerottet. Die Leute wissen sie nicht mehr zu benennen und erkennen sie auch nicht einmal im Bilde -%f obwol ihnen dies bei bekannten Thieren gar nicht schwer fällt, und ihnen selbst Fehler der Zeichnung nicht entgehen. Aus Berichten der allerdings im Lande nie heimisch gewordenen Missionare ist zu entnehmen, dass es vor etwa einem Jahrhundert noch Löwen gab, die aber weniger als die Leoparden gefürchtet wurden. Von den gegenwärtig vorhandenen Säugethieren haben wir anzuführen: Elephanten, Hippopotamen, Manaten, Büffel, sieben Arten von Antilopen, Schweine, Stachelschweine, Schuppenthiere, neun Arten Affen, einen Halbaffen, Leoparden und mehrere aridere Raubkatzen — von denen eine in der Campine lebende fast die Stärke jenes erreicht_ Genett- und Zibethkatzen, Ottern, Palmenmarder (Cynogale), Schakale, Mangusten oder Ichneumone, verschiedene Arten von Hörnchen, Ratten und Mäusen wie von theilweise recht grossen Fledermäusen. 14*


27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above