war, warum Moses und Aaron sie dem Pharao vorführten und noch gegenwärtig- indische Schlangenbändiger sich vornehmlich ihrer asiatischen Schwester bei Kunststücken bedienen. Wäre sie nicht so entsetzlich giftig, so könnte man in Versuchung kommen, sie als Pflegling zu halten, um sich an ihrem Gebaren zu erfreuen. Ich glaube übrigens nicht, dass auch die grösste derselben — die noch nicht zwei Meter mass — sich über einen halben Meter hoch aufzurichten vermochte. A lle gesehenen waren von dunkler Farbe und an der Kehle wie am Bauche mit mattgelben Flecken geziert. Die eine flüchtete in das Wasser, schwamm sehr geschickt, tauchte nach einem Fehlschuss unter und blieb spurlos verschwunden. Es wird auch erzählt, dass die Speischlange sich im Gezweig von Buschwerk und niederen Bäumen aufhalte und dann öfters — wie bei uns Eulen und Bussarde — von lärmenden Vögeln umschwärmt werde. Ausser den genannten sind uns noch fünf A rten von Giftschlangen bekannt geworden, die mehr oder minder häufig Vorkommen. Verschiedene derselben wurden nicht selten in unserem Gehöfte, namentlich unter aufgeschichteten Hölzern entdeckt und einfach mit Stockstreichen getödtet; eine wurde von den Dachsparren eines Zimmers herabgeschossen. In unserer von Menschen sehr belebten Station ist Niemand durch sie in wirkliche Gefahr gekommen, doch haben wir Grund anzunehmen, dass einige Hausthiere in Folge von empfangenen Bisswunden starben. Nichtgiftige Schlangen — nyöka pl. sinyök'a — sind in noch grösserer Menge vorhanden*). Ueber deren Treiben in unserem Gehöfte hat bereits Dr. Falkenstein (II 93) mancherlei berichtet, hier sei daher blos über das Leben der africanischen Riesenschlange (Python Sebae — mböma pl. simböma — einiges mitgetheilt. Sie ist weit häufiger als man denkt, denn man sieht sie nicht oft, da sie nur des Nachts aus den Dickungen und Savanengehölzen in die Campinen kriecht. Nach glaubhaften Angaben der Eingeborenen hängt sie sich gern in das Gezweig von Bäumen, die am Busch Waldrand stehen, und lauert dort auf Beute. Bei der Mission zu Landäna hatte ein auf diese Weise jagender Python am Vormittage einen Schakal ergriffen. A u f dessen klägliches Geschrei eilten wir zur Stelle, konnten aber der hinderlichen Vegetation wegen nur undeutlich wahrnehmen, dass die gestörte Schlange ihr Opfer freigab, ehe wir einen Schuss anzubringen vermochten, ihren Schwanz von den *) E in ü bersichtliches V erze ich niss der von uns gesammelten Thierarten is t im A n hänge abgedruckt. etwa in Manneshöhe befindlichen Aesten eines Baumes löste, dabei hörbar zu Boden plumpte und in der Dickung verschwand. Auch der errettete Schakal trollte sich, indem er noch mehrmals leise Klagetöne ausstiess. A u f dem Kampfplatze hatte er einige Flocken seines Pelzes, jedoch kein Blut zurückgelassen; ob der Räuber sein Opfer umschlungen hielt oder sich blos in dasselbe verbissen hatte, konnten wir nicht entscheiden. Die durchschnittliche Länge dieser africanischen Riesenschlange beträgt vier und fünf Meter, doch scheint sie ausnahmsweise eine viel bedeutendere Grösse zu erreichen. Herr F. Hertwig hat bei Tschis- sämbo ein wahres Ungeheuer erlegt, welches siebenundzwanzig Fuss englisch mass. Wir sahen nie eine über sechs Meter lange. Am Kuilu fanden wir einen Python in einem Farndickicht unbeweglich liegen, welcher bösartig fauchte und, als wir ihn reizten, den K o p f mit weit geöffnetem Rachen mehrmals über einen Meter weit gegen uns vorschnellte. Dr. Falkenstein tödtete ihn durch einen Schrotschuss. Aus dem unförmlich aufgetriebenen Leibe schnitten wir eine wolerhaltene ausgewachsene Schirrantilope (Tragelaphus scriptus), welcher, entgegen der vielverbreiteten Anschauung, nicht ein Knochen gebrochen war. Unsere in ihrer Nahrung durchaus nicht wählerischen Südleute verspeisten beide Thiere. A u f der Station hielten wir mehrere Rhinocerosschlangen und Pythonen in einem hölzernen Käfig ; der grösste von den letzteren hatte eines Abends eine Latte losgezwängt und war aus dem Behälter entschlüpft. Er kroch, wahrscheinlich nach Ratten lüstern, in die Hütte unseres Dolmetschers und zwar dicht zwischen dem dort brennenden hellen Feuer und den darum sitzenden plaudernden Leuten hindurch. Aschgrau vor Schrecken meldete der Mann den Vorfall. Ich lief mit dem Gewehre in die Hütte, mein Mulek leuchtete mit einem Feuerbrande und lüftete die von der erhöhten Bettstelle herabhängenden Matten empor. Da lag der unwillkommene, ob des Lärmes sehr erschrockene Besucher zusammengeringelt in der Ecke und glotzte uns ruhig an; ich zerschoss ihm K o p f und Hals. Der übermüthige Junge packte darauf das sich windende Thier am Schwänze und schleuderte es unter die draussen versammelten Neugierigen, welche natürlich schreiend auseinander stoben. Die munter gewordenen zahmen Affen geriethen beim Anblick der Schlange ebenfalls in die grösste Aufregung und stimmten ihr charakteristisches Gezeter an. In der benachbarten Factorei war eines Nachts ein Python in den Schafstall gedrungen und wurde — in Folge des von den Ziegen verursachten Lärmes — gerade entdeckt, als er bereits den stärksten Loango. III, p i
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