gehen unbekümmert in die Wälder, wo Leoparden — ngó pl. singó; tschikúmbo pl. bikúmbo -—■ hausen. Zweimal haben sich jedoch diese Raubthiere ungereizt an Menschen vergriffen und dabei eine unglaubliche Dreistigkeit bewiesen. Um die Mitte des Jahres 1875 durchbrach in einem kleinen Fischerdorfe an der Loangobai ein Leopard des Nachts die allerdings sehr mangelhaft aus Papyrusschäften hergestellte Wand einer Hütte und überfiel ein dort schlafendes erwachsenes Mädchen. Dieses war kräftig genug, sich des Räubers zu erwehren, der durch den im Dorfe entstehenden Aufruhr verscheucht wurde. In den letzten Monaten des Jahres 1875 tauchte in Yümba ein riesengrosser Leopard auf, welcher durch seine an Hausthieren begangenen dreisten Räubereien die Küstengegend in Aufregung erhielt. Mitte F'ebruar des folgenden Jahres, gegen Abend, kam er in den Hofraum einer an der Bänyamündung gelegenen Factorei, sprang auf einen an der Veranda des Wohnhauses mit Messerputzen beschäftigten Knaben und schleppte ihn davon. Ein Hund fiel die Bestie muthig an, die dann allerdings den Menschen freigab, dafür aber den braven Beschützer niederschlug und mit ihm im Walde verschwand. Der Knabe erlag am nächsten Tage seinen Verletzungen. Seit Menschengedenken waren dies die einzigen Fälle an der Küste, dass Leoparden sich ungereizt an Menschen vergriffen hatten; darum waren die Eingeborenen fest überzeugt, dass sie es mit Werwölfen zu thun hätten. Der Leopard von Yümba machte nach wie vor die Gegend unsicher. Ende März, wenige Tage vor meiner Ankunft, stand um die Mittagszeit ein sehr entschlossener und jagdkundiger Engländer mit vielen Eingeborenen laut verhandelnd vor seinem auf der Bänyaneh- rung gelegenen Gehöfte, als der gefleckte Räuber aus einem nicht fünfzig Schritt entfernten Gebüsch, trat, mit prüfendem Ernste auf die starr stehende Gruppe blickte und dann, unbekümmert um die laut schreiend ■ auseinanderstiebenden Männer, gemächlich quer über den freien Platz nach der gegenüberliegenden Dickung schritt. Ich habe in den nächsten Wochen die Fährten des starken Thieres mehrmals aufgefunden — eines Nachts hatte es das entlegene Gebäude umschlichen, in welchem ich schlief®-, doch verliefen Anstand wie alle sofort angestellten Treibjagden erfolglos; einmal durchschwamm es den breiten Bänya und entkam, war aber schon in der zweiten Nacht zurückgekehrt. Die Furcht der Bewohner des Küstenstriches war derart gestiegen, dass sich nach Sonnenuntergang" Niemand mehr allein und ohne Fackeln vor die Thüre wagte. Einen ändern frechen Einbruch verübte ein Leopard in einer englischen Factorei an der Mündung des Kuilu in der Nacht zum 21. September 1875, wenige Tage vor unserer Rückkehr aus dem Gebirge. Er durchbrach die Schilfwand des dicht neben dem Wohngebäude liegenden Stalles und verwundete die letzte Ziege des Factoristen zu Tode. Ein in Folge des Lärmes hinzueilender Knabe vertrieb den feigen Räuber durch sein lautes Geschrei. Kurze Zeit vorher hatte dieser am nämlichen Orte eine Antilope am hellen Tage bis an den • Fluss gejagt, war jedoch der davonschwimmenden nicht gefolgt. Der Factorist hatte ihn nicht einen Flintenschuss weit von seinem "Hause am Ufer stehen sehen, fürchtete sich jedoch, die schöne Gelegenheit zu benutzen. — Namentlich im Kuilu und seinen Seitengewässern, aber auch im Bänya, Luemme und Tschiloängo giebt es mehrere Arten von Krokodilen; doch haben wir dort Nichts von Unglücksfällen vernommen und die ■ Umwohner zeigten sich durchaus sorglos. Vom Congo dagegen lauten die Berichte anders.’ Ein besonderes Gewicht haben die von Herrn Otto Lihdner, unserem schon mehrfach genannten ehemaligen Gefährten, der jetzt zum dritten Male am Congo weilt und zwar im Aufträge der africanischen Gesellschaft zu Brüssel als Gefährte Stanleys. Er nimmt an, dass während dreier Jahre zwölf Menschen den Krokodilen zum Opfer fielen; sechs Unglücksfälle kann er theils als Augenzeuge, theils auf Grund zuverlässiger Angaben verbürgen. An seiner Factorei, einem besonders günstigen Orte, wurden — aber nur in den Morgen- und Abendstunden — binnen dreier Jahre drei Eingeborene während des Wasserholens oder Badens von den Ungeheuern geraubt. Eines Nachts war sogar eines derselben dreissig Schritt weit in das Gehöft eingedrungen und hatte dort ein fettes Schwein gepackt —- gewiss ein äusserst seltenes Vor- kommniss; denn die grossen Echsen sind auf dem Lande erbärmlich feige. Herr Lindner pflegte' am Abend ein Schaf in der Nähe des Wassers anzupfählen und die lüstern herbeischwimmenden Krokodile zu schiessen; so gelang es ihm, manche zu tödten, andere zu vertreiben. Er glaubt ferner die Mittheilung nicht bezweifeln zu dürfen, dass Menschen bisweilen aus Canoes entführt, und zwar, wenn sie im Vorder- oder Hintertheil zu weit auf dem Rande sitzen, durch einen Schlag mit der Schnauze hinausgeschleudert werden. Immerhin scheint der Verlust von zwölf Menschen in drei Jahren sehr geringfügig, wenn man bedenkt, wie gross er sein könnte, da der vieltheilige Strom in seiner ganzen Niederung von Krokodilen wimmelt und von den sorglosen sehr zahlreichen Anwohnern fortwährend be
27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above