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ihn auch nicht einmal mit Sicherheit zu benennen, denn die erhaltenen Namen — libülu, lunsümba, makündi — sind verdächtig’. Die hauptsächlich das Kautschuk liefernde Pflanze — mehrere Euphorbiaceen spielen nur eine untergeordnete Rolle — ist die immergrüne Liane (Abbildung II 99) Landolphia florida Beauv. — lilömbo pl. roalömbo, eine Apocynacee, neben der Oelpalme das wichtigste wilde Gewächs des Gebietes. Ihre doldenähnlich beisammen stehenden orangenähnlich riechenden weissen Blüten verbreiten einen betäubenden Duft; ihre Früchte gleichen Orangen, enthalten aber sehr grosse, mit scharf säuerlich schmeckendem Fruchtfleisch umgebene Kerne. Nachdem im Jahre 1867 der erste Kautschuk versuchsweise von Eingeborenen in Pontanegra angeboten und in Europa für gut befunden worden war, steigerte sich die Nachfrage in solchem Grade, dass die Bevölkerung von einem wirklichen Fabricartionsfieber befallen wurde und in rücksichtslosester Weise verfuhr. So wurde die überall häufige Liane im Vorlande nahezu ausgerottet und findet sich dort meistens nur noch in schwachen Exemplaren, während sie im Gebirge und in einigen Hochwäldern noch in ihrer vollen Schönheit und Grösse bis schenkelstark — vorkommt und jetzt auch durch die klüger gewordenen Leute in einer schonenden Weise ausgenutzt wird. Nach eigenen Versuchen rinnt die rosigweisSe Milch aus einer Wunde mehrere Stunden lang und reichlicher in der Regen- als in der Trockenzeit. Da aber während der letzteren die Milch dicker, also kautschukreicher ist, werden die Erträge wol zu allen Jahreszeiten ziemlich dieselben sein.*) Das Kautschuk ist anfänglich schneeweiss und nimmt erst allmählich eine dunkele Farbe an. Sehr dichte und reine Stücke von Faustgrösse zeigen jetzt, fünf Jahre nach ihrer Gewinnung, noch ein vollständig weisses Innere von einer kaum einen Centimeter dicken dunkeln Schicht umgeben. —* Eine eingehendere systematische, namentlich für Botaniker werthvolle Uebersicht der Vegetation des Gebietes wird an anderen Orten gegeben werden, wenn erst einmal die Sammlungen der Expedition bearbeitet worden sind. Einige Moose, welche einer grösseren, besonders im Gebiete des Kuilu angelegten Sammlung entstammen und von Herrn Dr. K a r l Müller in Halle freundlich zur Bestimmung übernommen wurden, bieten bereits mancherlei Neues und Interessantes. A ls besonders merkwürdig will ich hier nur des Octoblepharum albi- dum Hedw. gedenken -— welches Herr Dr. K . Müller vor kurzem *) R o h e V ersu che erg ab en , dass aus der M ilch etwa 20°/o» höchstens aber 3 0 % gutes. K a u ts ch u k gewonnen wird. auch aus Lagos erhalten hat — eines Mooses, das in America heimisch ist, an der Westküste Africas bis zum Cap der guten Hoffnung vorkommt, sonst aber nur noch von den Comoren und Mascarenen bekannt ist. In Loango findet es sich an der Ntöfa, in den Achseln der W edelstielreste. Es ist besonders darum hier zu nennen, weil es der Anzahl früher schon erwähnter interessanter Pflanzen zuzurechnen ist, die mindestens den Küsten Americas und Westafricas gemeinsam sind. — Die wichtigsten Culturgewächse des Gebietes sind: Maniok, Erdnüsse (Arachis), Pisang; zweiten Ranges sind: Mais, Bohnen, Bataten; nur gelegentlich angepflanzt wurden: Angola oder Erderbsen (Voand- zeia), Yams (Dioscoroea), Erbsenbäume (Cajanus indicus). A ls Handelsgewächse haben Bedeutung erlangt: Erdnüsse, Sesam, Bohnen. In den Küchengärten der Factfftreien gedeihen ausserdem, oder wurden in den Plantagen der französischen Mission zu Landäna sowie in den unseren um Tschintschötscho mit Glück cultivirt: Negerhirse, Hibiscus esculentus, Arrowroot (Maranta arundinacea), Taro (Colocasia, Arum esculentum), Salat, Rothkohl, Wirsing, Grünkohl, Carotten, Mangoldwurzel, Gurken, Melonen, Eierpflanzen (Solanum), Radieschen, Rettige, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie. Kohlrabi, Blumenkohl, Sellerie, K a r toffeln geben unbefriedigende Erträge; Erbsen pflegen die Blüten abzustossen, bevor sie Frucht ansetzen. Ueberhaupt arten die gemässigteren Klimaten entstammenden Gewächse leicht aus, und es empfiehlt sich daher, von Zeit zu Zeit neuen Samen aus der Heimat zu beziehen. Die gewöhnlichen Kohlarten erreichen eine erstaunliche Grösse, ebenso Rettige; Radieschen verlieren leicht ihre runde Form und werden rübenähnlich. Portulac, Tomaten (Lycopersicum) und Wassermelonen (Citrullus) finden sich verwildert in der Nähe der Factoreien und alten Siedelplätze an der Küste; namentlich die letzteren, deren Kerne man achtlos in der offenen Campine oder auf dem Strandwalle verstreut hat, wachsen ausserordentlich üppig. Verwilderte Ananas sind in manchen Buschwäldern häufig und danken Umpflanzung und Pflege durch sehr grosse und zarte Früchte. Ausserdem ziehen die Eingeborenen Flaschenkürbisse (Lagenaria), die ihnen als Gefässe gute Dienste leisten, sowie Taback, einige Hanfstauden und hier und dort etwas Zuckerrohr. Der als Gewürz im Lande sehr beliebte spanische Pfeffer, gleich angenehm in Schärfe und Aroma, mit sehr kleinen runden oder konischen Früchten, wird allenthalben an Wohnsitzen oder vielbenutzten Lagerstätten verstreut gefunden. Man bewahrt ihn, sowie auch die Hanfstauden sorgsam vor Vernichtung und umzäunt sie gern in der Nähe der Loango. HI. j .


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