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sich ebenfalls in den Savanengehölzen, besonders in der Umgegend von Massälee, vereinzelt auch auf den Uferleisten des Nänga. Er ist in seinem Habitus dem asiatischen, in unseren Gärten und Promenadenanlagen heimisch gewordenen Götterbaum (Ailanthus) überraschend ähnlich. ^ Seine Blüten gleichen denen des Weinstockes, sind jedoch leuchtend gelb und roth gefärbt und zu Trauben vereinigt, die über spannenlang werden. An ihre Stelle treten später zahlreiche kirschen- grosse, aber zugespitzte Beeren von prächtigpurpurrother Farbe, deren weiche sammetartige Haut im Lichte mit einem eigenthümlichen Goldglanze spielt. Sie sind weich und geben jedem Drucke nach, ohne ihre frühere Gestalt wieder anzunehmen. Das dunkelrothe, angenehm säuerlichsüss schmeckende Fruchtfleisch umschliesst einen dem der Olive ähnlichen Kern. Unser junger Gorilla wollte anfänglich keine andere Nahrung als diese zu sich nehmen. Auffallend aber wird der Baum besonders dadurch, dass seine Blüten und Früchte ihn nicht in der gewöhnlichen Weise zieren, sondern wie bei einigen bereits bekannten Bäumen aus dem alten Holze,-unmittelbar aus dem untersten Geäst und namentlich aus dem Stamme bis zum Erdboden herab hervorbrechen. Da sie überdies an manchen Individuen in erstaunlicher Menge entwickelt sind, bilden sie einen ebenso eigenthümlichen wie schönen Schmuck derselben. Der bekannte Rothholzbaum, Camwood (Baphia nitida Afzel.) — lissösse pl. massesse — wächst sehr zahlreich im Gebirge, doch werden die ehemals in den Factoreien aufgekauften Blöcke — lukünga pl. sinkünga — gegenwärtig nicht mehr angeboten, da andere Pro- ducte im Handel weit besser lohnen. Die Eingeborenen dagegen verbrauchen die aus dem zerriebenen grobfaserigen und brüchigen Holze hergestellte Farbe — tükula — in der mannigfaltigsten Weise sowol zum Färben wie als Reinigungs- Heil- und Verschönerungsmittel. Tükula spielt in ihrem Leben eine sehr wichtige Rolle. A n der Küste, namentlich vom Congo bis Massäbe findet sich in und bei Factoreien wie auf alten Siedelplätzen der von Brasilien eingeführte Spondias lutea L. — ligenga pl. magenga oder miggnga — eine Anacardiacee, deren Lebensfähigkeit überraschend gross ist. Jedes in die Erde geschobene Bruchstück eines Zweiges beginnt binnen wenigen Wochen lustig zu grünen, auch behauene, zu Zäunen verwendete Pfähle schlagen wieder aus, wenn ihnen nur noch einige Rinde geblieben ist; sogar ein seit zwei Jahren in unserer grössten Baracke als Dachsparren dienender Spondiasstamm begann eines Tages kräftige Zweige durch das dicke Palmblätter dach zu treiben. Ein Irrthum ist nicht anzunehmen, da ich selbst hinaufstieg, um die jungen Schösslinge, welche unsere Bedachung durchlöcherten, aus dem Holze zu schneiden. Die gelben pflaumenähnlichen Früchte des Baumes haben nicht unangenehmen säuerlichen Geschmack und geben eine treffliche Limonade, machen aber die Zähne stumpf; sie werden namentlich von Schweinen begierig gefressen. Die Blätter dienen zu Heilzwecken, besonders mit denen des Chenopodium ambrosioides L. bei Bereitung von Dampfbädern zur Stärkung nach Fieberanfällen und zum Auflegen auf Geschwüre. Hausthiere, vornehmlich Ziegen, fressen sie begierig und klettern selbst an Zäunen empor, um sie zu erlangen; wären die leckeren Ziegen nicht, so würde der Spondias viel häufiger sein. Vom Congo bis nach Tschintschötscho wächst vereinzelt auch eine strauchähnliche, sehr fein verzweigte aber durchaus blattlose Euphorbia — ndifa pl. sinÄifa -#^an Dörfern oder verlassenen Wohnsitzen. Sie ist reich an Milchsaft, den die Eingeborenen als sehr giftig bezeichnen und bei Syphilis äusserlich als Einreibung verwenden. Für gleich giftig, und wol nicht mit Unrecht, halten sie die kleinen gelben Früchte eines echten, wahrscheinlich verwilderten krüppelhaften Pflaumenbaumes, den ich nur in der Umgebung von ehemaligen Wohnsitzen der alten Sclavenhändler gefunden habe. Die Pflaumen riechen und schmecken übermässig stark nach' Blausäure. Kaffee kommt verstreut im Walde des Kuilugebietes vor, besonders zwischen Nänga und Gebirge; es sollen Bäume von mehr als Schenkelstärke Vorkommen. Die frischen Beeren und Bohnen, die mir leider erst kurz vor der Abreise gebracht wurden, sodass ich die Pflanzen nicht mehr selbst aufsuchen konnte, glichen denen des libe- rischen Kaffees. Noch ist eines anderen im Walde des Kuilugebietes heimischen Baumes zu gedenken, dessen prächtige Belaubung an die des Artocarpus integrifolia L. erinnert, dessen kugelrunde glatte und harte Früchte noch im unreifen Zustande §j§- im August — bereits die Grösse eines Kindskopfes besassen. Sie gleichen im Inneren denen der Landolphia, hängen gewöhnlich paarweise an den Enden der Zweige und ziehen sie durch ihr Gewicht nieder. A lle Theile des Baumes strotzen von dickem Milchsäfte, der aus jedem Einschnitte in beispielloser Menge hervorquillt und nach einem in das Geäst abgefeuerten Schrot- schusse wie ein starker Regen niedertropft. Er erhärtet an der Luft schnell zu einem langsam nachdunkelnden vorzüglichen Kautschuk. Wunderbarerweise scheinen die .Eingeborenen den Baum gar nicht zu beachten, denn nirgends fand ich Wunden an Stämmen wie an denen anderer Art, die doch viel geringere Saftmengen liefern. Sie mussten


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