„Es scheint also, dass der Tod in allen Fällen ausschliesslich auf die a b s o lu te Lähmung- des Herzens zu beziehen ist. „Die Dauer des tödtlichen Versuches übertraf in drei von Professor Liebreich ahgestellten Experimenten bei kleinen Hunden nicht den Zeitraum einer Viertelstunde, also der Effect der subcutan in- jicirten Dosis ist ein ebenso rascher wie schrecklicher und constanter. „A u f Pflanzenfresser scheint das Gift einen nicht so energischen Einfluss auszuüben. Bei Kaltblütern (Fröschen) verläuft die Vergiftung entschieden langsamer, die A r t der physiologischen Wirkung ist aber immer dieselbe, niemals treten Lähmungen der willkürlichen Muskeln oder convulsivische Zuckungen ein; dagegen wird das Herz immer in allen seinen Höhlen im Zustande der vollständigen Diastole, also der Lähmung der gesammten Herzmusculatur angetroffen. „Aus den beschriebenen physiologischen Experimenten erklärt es sich vollkommen, wie beim Menschen durch die Aufnahme des Giftes vom Magen her noch Rettung eintreten kann, wenn das Erbrechen so schnell erfolgt, dass die Hauptmasse des eingeführten Giftes mit entleert wird. Bei subcutaner Anwendung ist natürlich eine solche Rettung ausgeschlossen; da aber die Würge- und Brechbewegungen in den Complex der toxikologischen Erscheinungen gehören, so bietet das Auswerfen der meist gepulvert in den Magen eingeführten Rinde bei den Gottesurtheilen das Correctiv zur möglichen Rettung des Organismus in manchen Fällen, ehe die Wirkung sich bis zur tödtlichen Herzlähmung cumulirt.“ — Im sechsten Capitel werde ich den Verlauf eines unter Anwendung von Nkássarinde veranstalteten Gottesgerichtes eingehend schildern. Ueber die Wirkung der Mbünduwurzel konnte ich keine Beobachtungen anstellen, doch wurde mir in Yümba erklärt, dass sehr bald nach dem Einnehmen des mit der geschabten Rinde vermischten und dadurch roth gefärbten Trankes der Schuldige zunächst die Herrschaft über den Sphincter urethrae gänzlich verliere. Der Unschuldige dagegen vermöge die entscheidende Probe zu bestehen: nämlich nur einige Tropfen Urin auf ein Bananenblatt fallen zu lassen. Der Schuldige aber sinke kurze Zeit nach dem nicht zu unterdrückenden massenhaften Abgange von rothemUrin zur Erde, strecke sich und sterbe. Eine andere zu harmloserem Zwecke verwendete Wurzel — liböka pl. mabóka — ist die eines noch nicht bestimmten Strauches, der unserem gemeinen Hornstrauch oder Hartriegel (Comus) ähnelt. Sie wird gekaut und soll sehr anheiternd wirken sowie bei grossen körperlichen Anstrengungen, Lasttragen, Rudern, Märschen vor jeglicher Ermüdung schützen und den Hunger niederhalten, ohne irgend welche Nachtheile zu bringen. Auch Redner gemessen sie bei Volksversammlungen, weil sie die Athmung befördere, die Klangfarbe der Stimme rein erhalte und Gedächtniss wie Gedankengang anrege, sodass man stundenlang wirksam sprechen könne. Ich habe bei einer Probe, nach dem während des Nachmittags vorgenommenen Kauen von Wurzelstücken keine andere Wirkung verspürt, als dass ich in der folgenden Nacht nicht einzuschlafen vermochte, ungewöhnlich stark perspirirte und erst gegen Morgen in einen kurzen, durch allerdings angenehme Träume gestörten Halbschlummer verfiel. Meine Esslust war nicht verringert. Die Liböka wächst nur in einzelnen Buschwäldern, namentlich im Norden der Loangoküste. *) Einen Schmuck der Savanengehölze bilden Anonaceen (Monodöra), deren wunderlich gestaltete, in der Regel gelbliche Blüten weithin einen betäubenden Geruch verbreiten; sie fallen in solcher Menge ab, dass sie gleich einem Teppich den Boden bedecken, wodurch der Standort der nicht grossen Bäume unter Umständen schon von weitem erkennbar wird. In den nämlichen Wäldern findet sich auch hier und dort die interessante Sapotacee Sideroxylon dulcificum Alph. D. C. — lisäka pl. masäka — ein Strauch, dessen Steinfrüchte ziemlich fade schmecken, etwa wie recht wässerige Kirschen. Sie beeinflussen jedoch die Geschmacksnerven derartig, dass alle scharfen und saueren Getränke, Speisen und Früchte sofort einen durchaus angenehmen Reiz auf der Zunge hervorbringen, wenn man einige Masäka gegessen hat. Der kratzigste Wein schmeckt danach wie erlesener Madeira. Der Genuss einiger Dutzend der merkwürdigen Früchte, die sonst keinerlei Störungen in den körperlichen Functionen hervorbringen, genügt, um den Irrthum der Geschmacksnerven für acht bis zehn Stunden aufrecht zu erhalten. Die Geruchsnerven werden jedoch nicht getäuscht; man riecht zum Beispiel den Essig, aber man schmeckt ihn nicht. Diesem Umstande ist es wol zuzuschreiben, dass unsere zahmen Affen — die ohnedies in Folge von mancherlei Experimenten absonderliches Futter mit Misstrauen betrachteten — obwol sie die Früchte gern verspeisten, sich dennoch in keinem Falle betrügen Hessen. Ein durch die Anordnung und prächtige Färbung seiner Blüten und Früchte sehr auffallender Baum Ä lisö n d e pl. masönde — wahrscheinlich eine Anacardiacee, der leider noch nicht bestimmt ist,'findet *) Denjenigen Fachmännern, welche Untersuchungen der genannten interessanten Pflanzentheile anstellen w o llen , kann ich sofort k le in e , allerdings schon mehrere Jahre alte Proben zur Verfü gun g stellen. Doch ermöglichen mir auch mit der K ü s te aufrecht erhaltene Verbindungen grössere frisch gesammelte Mengen in v ier b is sechs Monaten ZU beschaffen.
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