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nicht bestandbildend auf und wird von den Umwohnern stark in Anspruch genommen, da sie aus den künstlich gefärbten Blattstreifen äusserst haltbare und sehr reichgemusterte feine wie grobe Matten 8Br tschitöfa tschi fübu pl. bitöfa bi fübu ;Tr verfertigen. Der stattliche, schön belaubte Colabaum (Sterculia acuminata Beauv.) — likasu pl. makäsu — ist im Vorlande, namentlich an der Küste selten, soll aber nach dem Gebirge hin häufiger und in den Wäldern Tschiyömbes in Menge Vorkommen. Etliche angepflanzte stehen in der Umgebung Tschintschötschos, ein anderer wächst im Galleriewalde am linken Ufer des Kuilu unterhalb der obersten Insel Käma Tschitumbu auf einem bekannten nach ihm benannten Lagerplatze. Die Kautschuk vom Gebirge zur Küste bringenden Karawanen führen oftmals viele Säcke voll der als Genuss- und Anregungsmittel eifrig begehrten Nüsse — likändi li käsu pl. makändi ma käsu -t-t oder besser Bohnen mit sich (Abbildung und Beschreibung I 85). Den Männern gelten sie als Aphrodisiaka, den Weibern als Beförderer der Conception. Die gerösteten Bohnen geben einen wolschmeckenden Kaffee. Nach Aussagen der Gebirgsbewohner könnten sie in Masse zur Küste gebracht werden, wenn die Factoreien sie auf kaufen wollten. Ein an Stattlichkeit mit der Cola wetteifernder Baum, der vielfach schon durch den überraschend regelmässigen Aufbau des A s twerkes auffällt, ist die Spathodea campanulata Beauv. Vornehmlich im Juli und August entfaltet sie die volle Pracht ihrer rothen Tulpenblüten und bildet dann einen herrlichen Schmuck der Savanengehölze oder Campinen. A n der Küste ist sie nirgends häufig, am Nänga dagegen habe ich sie in ziemlicher Menge bemerkt. Nach der Färbung der Blüten: leuchtend hellroth, ähnlich wie die bekannte Kaiserkrone (Fritillaria), oder dunkel karminroth, kann man zwei Varietäten unterscheiden. Die erstere fand ich auch am Gabun, unfern der Hauptfactorei der Firma C. Woermann. Der interessante Giftbaum (Erythrophleumguineense Don)— nkässa pl. sinkässa — , eine im Hochwalde heimische Mimosee, deren pulve- risirte Rinde bei Gottesurtheilen verwendet wird, scheint im Vorlande selten zu sein. Uns sind nur drei Exemplare bekannt geworden: das eine steht in der Nähe von Tschintschötscho, das andere am Tschi- loängo — bei beiden fanden sich Theile der Rinde abgelöst — das dritte entdeckte ich zufällig im Galleriewalde des Nänga: es war das grösste von allen, ein sehr hoher Baum von nahezu drei Meter Umfang, der von Lianen fast erdrückt wurde. Blüte und Frucht war zu keiner Zeit zu beobachten; die Eingeborenen behaupten, er bringe diese niemals hervor und theilten mir ferner mit, dass er in den Wäldern des Gebirges sehr häufig sei. Ich habe ihn jedoch weder Mort noch im Hügellande von Yümba bemerkt. In letzterem Gebiete benutzt man bei Gottesurtheilen die von der Pfahlwurzel eines im Buschwalde wachsenden, gemeinhin nur eine wenig verästelte Ruthe treibenden Strauches — mbündu pl. simbündu — , einer Strychnosart, geschabte rothe Rinde. W ir haben von beiden Pflanzen wie von anderen pharmakologisch wichtig erscheinenden die interessanten Theile gesammelt. Es ist bisher nur die Giftrinde des Nkässabaumes von Herrn Professor Liebreich im pharmakologischen Institut der Universität Berlin untersucht worden. Herr Dr. Max Boehr in Berlin berichtet ausführlich darüber im Correspondenzblatt der Africanischen Gesellschaft (Band I Seite 322). Ich entlehne seinen Mittheilungen das Folgende: „Aus der übersendeten Quantität betrug die Summe des wässerigen Extractes zwanzig Procent, des alkoholischen Extractes achtundzwanzig Procent. Es konnte aus dem wässerigen Extracte eine Substanz in krystallinischem Zustande erhalten werden, welche, wie spätere genauere Untersuchungen zeigen werden, das Alkaloid der Rinde repräsentirt. Diese Substanz sieht weisslich aus, ist mit schwach gelblicher Farbe sehr leicht in Wasser löslich und verhält sich schon in sehr kleinen Dosen .als intensives Gift. „Wiederholte toxikologische Experimente an Hunden haben ge zeigt, dass schon eine Dosis von fünfzehn Milligramm, in einem Gramm Wasser gelöst und subcutan injicirt, ausreicht, den Hund unfehlbar zu tödten. Das Thier macht gleich nach der Injection einige Leckbewegungen, geht unruhig umher, legt sich nieder, zeigt Beschleunigung der Athemfrequenz. Nach fünf bis zehn Minuten stellen sich Würge- und Brechbewegungen ein, die in Absätzen den Mageninhalt vollständig entleeren; ziemlich gleichzeitig lässt der Hund ein starkes Geheul erschallten. Dann fällt das Thier, nachdem es vielleicht noch kurz vorher einige unruhige Schritte zum Entlaufen gemacht, um und ist todt. Krampf oder Lähmungserscheinungen der willkürlichen Muskeln wurden während der ganzen Dauer der V e rsuche niemals beobachtet. Es schien, dass die Thiere auch bis zu ihrem Lebensende vollkommen das Bewusstsein behielten, da sie auf Anrufen Bewegungen machten. Dem Tode gieng stets eine kurze Dyspnoe voraus. Die Section bot in allen Fällen dasselbe Bild: das Herz war gelähmt, beide Ventrikel und beide Vorhöfe strotzend mit Blut überfüllt, — das Herz also in allen seinen vier Höhlen im Zustande der vollständigsten Ausdehnung und Erschlaffung verharrend.


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