t)as Räubernest "VVambano. Neue Quälereien der Träger. durch Erkundigungen noch durch Augenschein die Gewissheit erlangen können, dass die Eingeborenen durch das Reiben von Hölzern denselben Zweck erreichen. Als die Karawane sechs Stunden in der bekannten Weise mar- schirt war, erreichte sie das grösste Räubernest Mayombes, das dem Mankaka Windo gehörige Dorf Wambano. Es liegt ziemlich hoch, an der rechten Thal wand eines der vielen Seitenthäler, die von den Absenkern der Hauptketten (SO— NW) gebildet werden; wir waren hier etwa zweihundertundzehn Meter über dem Kuilu, und die gerade sichtbaren Rücken des Hauptsystems überragten uns noch um hundert Meter. In den Thalsohlen wurde meist klares Wasser angetroffen; die Bäche fliessen meist über Kiesel, und grössere Steine ragen aus den Betten auf, während die Ränder häufig von -Felsplatten eingefasst sind. Auch der harte Lehm der festgetretenen Pfade ist hier und da durchbrochen, theils von Glimmerschiefer, theils von reinem Quarz. Wambano zeigte sich eben so reich an Fetischen wie alle übrigen Dörfer in Mayombe; auch die schüchternen Anfänge eines Thierschädel-Fetischs, vorläufig nur aus einem einzigen Schädel und der obligaten eingehegten Maniokstaude bestehend, Hessen sich constatiren. Zwischen den zweiundzwanzig wenig sauberen Hütten wuchsen die üblichen Tabakpflanzen, aber auch, und dies war für Mayombe neu, einiges Zuckerrohr. Ich war eben im Begriff, meine Instrumente abzulesen und das Tagebuch zu schreiben, als die Reihe der Quälereien begann, die jedes Arbeiten'illusorisch machten. Die Träger eröffneten den Reigen; ohne sich weiter um den Dolmetscher zu kümmern, wandten sie sich direct an mich und verlangten Zeug für den Einkauf ihrer Ration. Ich hatte bereits einmal im Dorfe des Nganga Mvumbi, wo die Lebensmittel besonders knapp waren, den Trägern Zeug ausgezahlt, in der gewiss richtigen Voraussetzung, dass sie sich selbst damit weit leichter von den Eingeborenen ihre Lebensmittel würden verschaffen können als ich. Sie forderten für je zwei Mann anderthalb Yard Zeug,'einen sogenannten Panno, was einer Ausgabe von fünfundzwanzig Mark gleich kam. Nun waren aber, sogleich nach unserer Ankunft, einige Leute ausgeschickt worden, um in der Umgegend gegen Bezahlung zu re- quiriren. Ich schlug also mit Hinweis darauf und auf den Ziegenbock, den ich vor dem Ausrücken aus dem Lager in der Frühe hatte vertheilen lassen, die Forderung ab und nahm die unterbrochene Arbeit wieder auf. Nach einiger Zeit versammelte sich die ganze Gesellschaft zum zweiten Male vor meiner Sombra, um mir mitzu- theilen, was ich nur zu gut wusste, dassb die nach Maniok ausgeDer Mankaka Windo und seine Spiessgesellen. sandten Bayombe noch immer nicht zurückgekehrt seien. Ich sagte ihnen daher, dass je drei Mann einen portugiesischen Panno Zeug zur Ration bekommen sollten; darüber neues Palaver und längeres Hin- und Herreden mit der Androhung meinerseits, dass, wenn sie nicht zufrieden wären, nie wieder Ziege noch Ziegenbock für sie geschlachtet werden würde. Mein Galgenhumor war bereits so entwickelt, dass ich verschiedentlich witzig wurde und die Leute zum Lachen brachte, die beste Weise, um von ihnen Etwas zu erlangen. Sie zogen sich scheinbar befriedigt zurück, - und ich wollte eben durch Lindner die Auszahlung bewerkstelligen lassen, als der Dolmetscher Buatu meldete, dass die Bavili allerdings- einverstanden seien, dass aber die Bayombe erklärten, jeder von ihnen müsse einen Panno Zeug (also das Dreifache) erhalten; wo nicht, so würden sie insge- sammt morgen nach Hause zurückkehren. Ehe sich nun diese neue Schwierigkeit ebnen liess, erschienen der Mankaka Windo, der Herr des jämmerlichen Dorfes, mit einem ändern angeblichen Herrscher desselben und einem dritten Kumpan. Es wäre schwer zu sagen, wer von den Dreien den Typus eines schwarzen Galgengesichts am besten verwirklichte, aber Mani Mbandschi, den sein Aeusseres auch nicht empfahl, wäre neben ihnen wie der anbetende König aus dem Mohrenland erschienen. Man schenkte mir eine Ziege und ein Huhn, und ich bot als Gegengeschenk zwei Stück Zeug und zwei rothe, gestrickte Mützen. Der Mankaka war damit nicht zufrieden und förderte drei Stück . Zeug und zwei Mützen. Als ich dies nicht gewähren wollte, verlangte er vier Stück Zeug und drei Mützen, und als ich endlich sagte, er habe mir ja nur eine Ziege und ein Huhn geschenkt, versprach er zwei Hühner mehr zu bringen und forderte fünf Stück Zeug und drei Mützen. Ich theile hier nur die Resultate der verschiedenen Phasen des Palavers mit und unterdrücke die Details; die Verhandlung währte aber bereits eine Stunde, und da ich nicht wissen konnte, bis zu welchem Betrag von Zeug wir gelangen würden, wenn ich mich länger weigerte, auch wol ahnte, dass hier ein mit den Bayombeträgern abgekartetes Spiel zu Grunde lag, so bewilligte ich rundweg die letzte Forderung. Zu meiner Ueber- raschung erhielt ich die beiden versprochenen Hühner und liess sie sogleich schlachten. Nunmehr konnte ich mich wieder mit den dreiundzwanzig Bayombeträgern beschäftigen und liess den Hauptschreier^ kommen. Es gelang mir, ihn und seine Landsleute zur Annahme derselben Bedingungen zu bewegen, welche die Bavili hatten gelten ■ lassen. Die Auszahlung geschah bei Fackelschein, war aber eine schwierige,
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