gung, um Zauber und Zauberer zu bannen, die ihnen das Verderben bringen. Hilft das nicht, setzt sich die Krankheit fest, so flieht, was fliehen kann, und die Geretteten erbauen das Dorf an einer ändern Stelle. So war denn auch Malemba fast ausgestorben; nur vor einer Hütte sass ein uralter Neger mit weissem Bart, umgeben von wenigen seiner Getreuen, Alle stumm vor sich hinstarrend wie die trauernden Juden an den Wassern Babylons. Eine Leiche war dicht neben der Gruppe dieser Unglücklichen aufgehängt, nach landesüblicher Sitte in eine Matte von Papyrusgras eingewickelt und einige Fuss über der Erde mit beiden Enden an einer horizontalen Stange befestigt. Keiner meiner Leute redete den Greis an, ihr Gespräch verstummte, und alle eilten, dem unheimlichen Orte so schnell wie möglich Zu. entfliehen. Fort gieng es in alter Weise, bergauf, bergab, in stets wechselnden Windungen. Es war fast ganz dunkel, als wir ein Bivouak im dichtesten, aber auch schönsten Walde, an einem Bache mit klarem Wasser aufschlugen. Mein Augenmerk war stets darauf gerichtet, nicht in einem Dorfe zu lagern; denn dadurch ersparte ich mir Palaver und Verdruss, und selbst die Träger erschienen mir unter Solchen Verhältnissen folgsamer und weniger zum Aufruhr geneigt. Bald brannten aller Orten die grossen Feuer, denn an trockenem Holze fehlt es begreiflicher Weise nicht. Die Neger sitzen in kleinen Gruppen darum, ihren Maniok röstend, oder was sie sonst etwa noch heimlich sich zu verschaffen gewusst haben. Bavili und Bayombe lagern getrennt, in der Mitte ist das Gepäck aufgestellt, gleichzeitig eine Wagenburg für mein eignes Lager bildend. Dieses ist in einer der natürlichen Abtheilungen aufgeschlagen, welche die dreieckigen, Strebepfeilern vergleichbaren, tafelförmigen Erweiterungen eines Urwaldriesen um den Stamm herum bilden. Wir haben Raum genug, um die beiden Feldbetten darin aufzustellen, und in einer ändern Abtheilung desselben Baumes ist die Küche improvisirt. Bei dem flackernden Feuer singen die Leute ihre Lieder, und der Wald erscheint bei dieser Beleuchtung noch einmal so geheimnissvoll und majestätisch. Es. liegt nun wirklich etwas von jenem romantischen Zauber in der Situation, der den heimatlichen Schwärmer mit Sehnsucht nach fremden Ländern erfüllt, und gern vergisst man darüber die Mühen des Tages. Allmählich verstummen die Gesänge, die Feuer werden nur noch nothdürftig unterhalten, und unter dem Summen der Insecten senkt sich der Schlaf auf Schwarze und Weisse, Allen ohne Unterschied seinen Segen spendend. Wir überschritten am folgenden Tage dieselbe hohe Kette, über welche der Rückmarsch bei Gelegenheit der ersten .Reise geführt hatte. Neben dem Beckschen Aneroid, dessen ich mich bereits damals bedient hatte, stand mir jetzt ein Quecksilber-Barometer zur Verfügung, und die häufig (auch während des Marsches) angestellte Vergleichung beider Instrumente zeigte, dass der Indexfehler des Aneroids nahezu constant blieb, und dass dasselbe einen aussergewöhnlichen Grad von Zuverlässigkeit beanspruchen durfte. Eine andere Controle seiner Zuverlässigkeit wurde dadurch gegeben, dass ich mehrere PuncteMayombes zwei Mal zu verschiedenen Zeiten besuchte, und dass die Angaben des Aneroids um wenig mehr schwankten, als es die mit den Jahreszeiten wechselnde Höhe des Luftdrucks verlangte. Von sechszig Trägern werden immer einige nicht ganz leistungsfähig sein, und eine Karawane dieser Grösse ist gezwungen, eine kleine Reservemannschaft zu haben. Dadurch werden dann freilich viele Träger veranlasst, Schwäche zu erheucheln, während die Reservemannschaft zu unnützen Streichen aufgelegt ist und den Neid ihrer bepackten Collegen erregt. Wo immer eine Lagerstelle war, d. h. ein kleines von Bäumen und Blattpflanzen gesäubertes Plätzchen im Walde, namentlich da, wo noch ein altes Kohlenfeuer unter der Asche fortglimmte, konnte ich sicher sein, einen Theil meiner Leute rauchend und Maniok röstend anzutreffen. Ich musste mich zu Jedem einzeln wenden, um ihn zum Weitergehen zu bewegen. Sie rufen sich dann gegenseitig vergeblich an, um einander die Last auf die Schulter zu heben, was Allen gleich schwer zu sein scheint; und um rasch von der Stelle zu kommen, hebe ich ihnen selbst die Last auf. Es wirkt immer gut, wenn die Leute sehen, dass auch der Weisse sich nicht scheut, zuzugreifen. Sie nehmen dann wo möglich einen glimmenden Holzklotz mit, um sich an einer ändern Stelle, wo sie wieder zu lagern hoffen, das Feueranmachen zu ersparen, tragen aber auch für die Bewahrung des zurückgelassenen Feuers Sorge, damit später Vorüberziehende sich daran erfreuen können. Die Neger verstehen es ganz meisterlich, ein Feuer zu unterhalten. Wo sie es selbst anzünden müssen, geschieht es mit Stahl, Feuerstein und Zunder, den sie aus dem Mark der Palmen herstellen und mit vieler Vorsicht in einem Büchschen trocken erhalten. Wer sich die Sache erleichtern will und die Mittel dazu hat, legt den Zunder und Pulver auf die Pfanne des Feuersteingewehrs und lässt den Hahn zuschlagen. Vorher sind bereits trockenes Laub, Gräser und dünne Zweige angesammelt, die durch kunstgerechtes Anblasen des hineingelegten glimmenden Zunders zur Flamme angefacht werden. Dies ist die einzige, mir bekannt gewordene, Art der Feuererzeugung, und ich habe weder
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